Lüpertz gewährte im Gräflichen Bad Einblick in seine Gedankenwelt

Begreifen der Sterblichkeit

Maler Markus Lüpertz. | © FOTO: CHRISTINE LONGÉRE

12.11.2011 | 12.11.2011, 01:42

Bad Driburg. Eine passende Umgebung hatte Markus Lüpertz für die Präsentation seines Diotima-Buches gewählt. Von Venedig kommend, schob er vor der Weiterreise nach Berlin einen Zwischenstopp in Bad Driburg ein. Genügend Zeit, um die Diotima-Insel und den Hölderlin-Hain im Gräflichen Park zu besichtigen, blieb nicht. Nur für einen Abend kamen die Besucher der Buchvorstellung in den Genuss eines Hauches der großen Kunstwelt. Dann verließen der umtriebige Künstler und mit ihm seine Werke wieder den ostwestfälisch-lippischen Badeort.

"Hölderlin hat mich immer fasziniert", sagt Lüpertz. Ergebnis dieser Auseinandersetzung ist ein knapp vier Meter hohes Monument des Dichters, an dem der 70-jährige Maler, Bildhauer und Dichter zurzeit arbeitet. Kleinere Versionen dieser Skulptur waren zusammen mit dem Gipsabguss eines riesigen Kopfes, etlichen in Mischtechnik angefertigten Studien und den Bildern der "Diotima"-Suite im Gang vor dem Festsaal des Gräflichen Parkhotels ausgestellt. Der Kopf zeigt Hölderlin mit Brille. Deshalb habe er ihn verworfen, gibt der Künstler Auskunft. Die mit einem überdimensionalen Ring geschmückte Hand ist auf den schwarzen Gehstock mit silbernem Knauf in Totenkopfform gestützt.

Auch einem Genie bleibt die Erkenntnis der Endlichkeit des eigenen Lebens nicht erspart. Nachdem er einige Diotima-Gedichte Hölderlins vorgetragen hatte, las Lüpertz aus einem selbst verfassten Traktat mit dem Titel "Der Tod des Malers oder das Begreifen der Sterblichkeit", der demnächst in Buchform erscheinen wird. Die Erklärung, die er gegenüber den zahlreichen Zuhörern abgab, zeugte von der Fähigkeit zur Selbstironie: "Das ist die Hybris des Künstlers, andere an seinen Gedanken teilhaben zu lassen. Bis zur Belästigung. Aber damit muss die Umwelt leben."

Sieben schmale, hochformatige Aquarelle

Für die 180 nummerierten und signierten Exemplare des "Diotima"-Bändchens hat Lüpertz sieben schmale, hochformatige Aquarelle angefertigt, die in der Mitte geteilt sind und auf diese Weise 14 Illustrationen ergeben (Verlag Josef Kleinheinrich, Münster, 100 Euro).