Science-Fiction

Auf Perry Rhodans Herforder Spuren

Mit „Das Orakel von Takess“ steuert der Herforder Autor Hermann Ritter einen Baustein zum gewaltigen Perry-Rhodan-Universum bei. Der Heftroman erscheint am 23. August.

Hermann Ritter mit dem 1. Band der 12-teiligen Reihe „Mission Sol“. Er steuert mit „Das Orakel von Takess“ den 6. Band zur Reihe bei. | © Ralf Bittner

Ralf Bittner
21.08.2019 | 15.06.2022, 14:59

Herford. Am 8. September 1961 erschien der erste Heftroman der Science-Fiction- Reihe Perry Rhodan. Darin beginnt die Geschichte des Raumschiffkommandanten Perry Rhodan, der mit dem amerikanischen Raumschiff „Stardust" Richtung Mond aufbricht. Nach vielen Begegnungen mit außerirdischen Wesen und unendlich vielen zurückgelegten Lichtjahren ist Rhodan unsterblich.

Ähnlich langlebig erweist sich die Romanreihe, deren Nummer 3.026 gerade erschienen ist. Geschrieben werden die Romane von verschiedenen Autoren. Einer von ihnen, Hermann Ritter, lebt in Herford. Sein neuester Beitrag zum Rhodan-Universum erscheint am 23. August.

Was ist den Verschollenen in den 200 Jahren widerfahren?

Der Band heißt „Das Orakel von Takess" und ist Teil der zwölfteiligen Miniserie „Mission Sol", die zwar im Rhodan-Universum spielt, aber nicht Teil der fortlaufenden Handlung der Hauptserie ist. In der Reihe macht sich Rhodan mit seiner Crew auf die Suche nach dem legendären Raumschiff „Sol", das er zweihundert Jahre zuvor selbst auf eine Mission in eine ferne Galaxis schickte, wo es verschwand. „Außer über die Hauptperson ist die Handlung auch über das fast mythische Raumschiff in das Rhodan-Universum eingebunden", sagt Ritter.

So eine Geschichte biete viele Möglichkeiten, sich neu diesem Universum zu stellen. Was ist den Verschollenen in den 200 Jahren widerfahren? Wie stehen sie zu Rhodans Utopie eines geeinten und friedlichen Universums? Wie nimmt Rhodans Sohn das Wiedersehen auf?

Das Rhodan-Universum war von Anfang an eine positive Utopie

Entwickelt worden war die Idee einer Fortsetzungsgeschichte, die die Geschichte der Menschheit von der nahen bis in die ferne Zukunft erzählen sollte von Walter Ernsting, besser bekannt unter dem Pseudonym Clark Darlton, und K.H. Scheer unter dem Eindruck von Zweitem Weltkrieg, Kaltem Krieg und dem Wettrennen der Supermächte im Weltraum.

„Nach der Mondlandung schien die Menschheit sich auf den Weg ins All gemacht und ein Gefühl von der Menschheit als Einheit entwickelt zu haben", sagt Ritter, doch anders als im Rhodan-Universum sei die Menschheit irgendwann falsch abgebogen: „Unsere Gegenwart scheint mir in weiten Teilen dystopischer als es sich viele Autoren hätten ausmalen können."

Ritter ist dem Rhodan-Universum schon lange auf vielfältige Weise verbunden

Das Rhodan-Universum sei von Anfang an eine positive Utopie gewesen, in der technische und gesellschaftliche Fortentwicklung zusammenfallen. „Nationalitäten oder gar Rassen spielten keine Rolle", sagt Ritter, „und bei der Frauenrolle wurde seit 1961 ebenfalls mächtig nachjustiert." In seinen Romanen interessieren Ritter vor allem die soziologischen Aspekte. „Vieles im Bereich Technik muss ich als gegeben annehmen", sagt er: „Ich weiß nicht, ob Raumflüge mit Überlichtgeschwindigkeit jemals möglich sein werden – aber die Gesellschaften, über die ich schreibe, müssen stimmig sein."

Ritter ist dem Rhodan-Universum schon lange auf vielfältige Weise verbunden, er publiziert Fan-Zeitschriften, organisierte Kongresse und war viele Jahre Vorsitzender der Perry-Rhodan-Fanzentrale und veröffentlichte Artikel und Kurzgeschichten zu allen Bereichen der Fantasy und Science Fiction und auch schon früher einige Hefte in diversen Rhodan-Reihen.

Ein abschließendes Lektorat achtet penibel auf Anschlussfehler

Das Schreiben dafür funktioniert im Team. Eine Redaktion gibt den Handlungsrahmen und die wichtigsten Eckpunkte vor. Dort hinein schreiben die Autoren und seit einigen Jahren auch Autorinnen ihre jeweils 64 bis 66 Seiten langen Kapitel, die im Idealfall mit einem Cliffhanger enden, den der Folgeautor aufnehmen muss. Ein abschließendes Lektorat achtet penibel auf Anschlussfehler.

Nach dem Prinzip erscheinen bis heute wöchentlich je ein Band der Hauptreihe, dazu Bände diverser Nebenreihen. Die Auflage soll, so Ritter, aller Veränderungen am Markt zum Trotz, im fünfstelligen Bereich liegen, allerdings sei das E-Book dabei, den Bahnhofskiosk als Hauptvertriebsweg zu verdrängen. Dieser Wechsel funktioniere recht gut, schließlich seien Science-Fiction-Fans sehr technikaffin.

Einen Einstieg in das komplexe Perry-Rhodan-Universum bietet die Websitewww.perry-rhodan.net.

INFORMATION


Vom Fan zum Autor


Hermann Ritter, 1965 in Darmstadt geboren, entdeckte bereits im Alter von 13 Jahren die Welt der Science-Fiction und Perry Rhodans für sich. Sie begleitete ihn von da an durchs Leben.

Ein Sozialarbeit-Studium schloss er mit einer Diplomarbeit über Fantasy-Rollenspiele ab. Während des folgenden Studiums von Geschichte und Politik schrieb er über alternative Weltenentwürfe in der Literatur.

Heute lebt er in Herford und arbeitet für einen freien Träger der Sozialarbeit. Außerdem beschäftigt er sich publizistisch mit dem Fortwirken von Nazi-Mythologie im heutigen Rechtsextremismus und in der deutschen Gegenwarts-Science-Fiction.