500. Todesjahr da Vincis

Italien will Frankreich keine Da-Vinci-Gemälde ausleihen

Italienische Kulturministerin reklamiert den Künstler allein für ihr Land

Besuchermagnet: Die „Mona Lisa" im Pariser Louvre ist Garant für volle Museumssäle. Paris würde zum Herbst gern da-Vinci-Werke von Italien ausleihen. | © Horacio Villalobos

01.03.2019 | 01.03.2019, 15:45

Paris (KNA). Der Verleih mehrerer Werke von Leonardo da Vinci (1457-1519) belastet derzeit die Beziehungen zwischen Frankreich und Italien. Die Bilder sollen für eine Retrospektive im Herbst zum 500. Todestag des Renaissance-Genies von italienischen Museen an den Pariser Louvre verliehen werden. Das war bereits 2017 vereinbart worden.

Ausgelöst wurden die Spannungen von Italiens Kulturministerin Lucia Borgonzoni. Sie sagte der Zeitung „Corriere della Sera" Mitte Februar: „Leonardo ist Italiener, er ist nur in Frankreich gestorben." Der Verleih der Gemälde an den Louvre würde Italien „an den Rand eines großen Kulturereignisses drängen".

Experte: Es wäre "sehr peinlich für den Louvre"

Da Vinci wurde in Florenz geboren. Danach lebte er in Mailand, Rom und zuletzt auf dem Schloss Clos Luce in Amboise bei Tours. Dort starb er am 2. Mai 1519. Der französische Da-Vinci-Experte Jacques Franck sagte der Zeitung „20 Minutes", es wäre sehr „peinlich" für den Louvre, wenn die Gemälde nicht gezeigt werden könnten. Zudem müssten die Ausstellung neu organisiert und der Katalog neu gedruckt werden.

Die Kulturminister Italiens und Frankreichs trafen sich am Donnerstag in Mailand. Der Ausgang des Treffens ist noch nicht bekannt. Bereits zuletzt hatte es Spannungen zwischen Frankreich und Italien gegeben. Nachdem Italiens Vize-Ministerpräsident Luigi Di Maio Vertreter der „Gelbwesten"-Bewegung getroffen hatte, wurde vorübergehend der französische Botschafter aus Italien abgezogen.

KOMMENTAR DER REDAKTION


Von Heike Krüger

Zwischen Frankreich und und Italien fliegen die Fetzen. In politischer Hinsicht schon länger: Migration,Europa und Haushaltspolitik sind seit Jahren Reizthemen zwischen den so diametral gegensätzlichen Regierungen. Jetzt liegen sich Museums-Verantwortliche beider Länder wegen der Kunst in den Haaren.

Im Jahr des 500. Todestages von Universalgenie Leonardo da Vinci planen Frankreich wie Italien je einen Ausstellungsmarathon. Das ist verständlich, wirft spannende Schlaglichter auf neueste Erkenntnisse zu dem begnadeten Maler, Bildhauer, Architekten, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosophen. Zudem verfügen beide Länder damit über einen veritablen Touristenmagneten.

Beide reklamieren sie ihr Anrecht auf den Schöpfer der Mona Lisa – immerhin wurde er in Italien geboren und ist 1519 in Frankreich gestorben. Highlight des französischen Jubeljahrs mit rund 500 Veranstaltungen ist eine große Leonardo-Schau im Oktober im Pariser Louvre. Die Leihgaben dafür sollen aus Italien kommen. Das war schon vor Jahren mit der Vorgänger-Regierung der aktuellen vereinbart worden: Daran will sich die italienische Kulturstaatssekretärin, Mitglied der Rechts-Partei Lega, nun nicht mehr halten. Ihr Genie will sich Lucia Borgonzoni nicht nehmen lassen, die versprochenen Gemälde sollen im Land bleiben und auch nur dort gezeigt werden.

Frankreich reagiert verschnupft. Und Kunstfreunde fragen sich, warum Nationen ihre Scharmützel auf die Ebene der Kunst ausweiten müssen. Kunst und Kultur konnten noch immer Brücken bauen, wenn Länder überkreuz waren.

Ob Raubkunst oder Kolonialschätze – die Debatte geht aktuell eher in eine andere Richtung: Sie sieht Entschädigung, Ausgleich und Versöhnung vor, wo einst Staaten unrecht gehandelt haben.

Leonardo da Vinci kannte keine Grenzen, er war als aufgeklärter, kluger Kopf seiner Zeit voraus. Wie dumm und kleinlich wirken da Versuche, ihn national zu vereinnahmen.