Kultur

"The Uschi Obermaier Experience": Punk und mehr

Neues Album "Trouble " von Bielefelds ältester Garagenband als CD und auf Vinyl zeigt ein breites musikalisches Spektrum

Rocken inzwischen zu dritt: Michael Ulbricht (v. l.), Bernd Hövelmeyer und Gunnar Gliech sind „The Uschi Obermaier Experience“. Foto: pr | © pr

Thomas Klingebiel
07.08.2018 | 07.08.2018, 18:03

Im reich verzweigten Stammbaum der Bielefelder Szene ist „The Uschi Obermaier Experience" (TUOE) solide verwurzelt. Verbindungen bestehen etwa zum Deutschpunk-Urgestein „Notdurft" und dessen Ableger „The Nymphomaniacs". Die Punk-Nähe ist auf dem neuen, dritten Album von Bielefelds ältester Garagenband unüberhörbar. Doch die „Uschis", wie sie kurz genannt werden, zeigen auf der „Trouble" betitelten Platte, dass sie auch anders können.

Elf der zwölf Songs haben Bandgründer Gunnar Gliech (53, Bass, Gesang) und Gitarrist und Sänger Bernd Hövelmeyer (55) geschrieben. Hövelmeyers „Whywhywhy" legt gleich flott los: fetter Gitarrensound, wackere Punker-Haltung („I tread you down like a fly"). Man merkt, dass Hövelmeyer in den 80er und 90erJahren bei der überregional bekannten Bielefelder Punkband „Notdurft" spielte, die demnächst anlässlich eines „Notdurft"-Tribute-Albums eine Reunion im Forum erleben wird (8. November).

Wie bringt man im gesetzteren Alter noch die nötige Attitüde auf? „Kein Problem", sagt Bandgründer Gunnar Gliech, ein Kind des Bielefelder Westens. Für Hövelmeyers „Whywhywhy" und dessen ebenfalls auf dem Album vertretenes „Burning down the House", erzählt er, stand anhaltender Ärger mit dem Vermieter Pate. „Leave Me Alone" sei vom Stress mit der Gattin inspiriert. „We Don’t Wanna Be Like Them", ein nie aufgenommener „Nymphomaniacs"-Song, war ursprünglich auf US-Präsident Bush gemünzt und wurde fürs neue Album auf Trump umfrisiert. Mit dem Englischen nehmen die Uschis es nicht immer so genau („Don’t undercover the lies"), aber der Spirit stimmt.

„Die Ideen für Songs beziehen wir aus dem Alltag", sagt Gliech, der bei fünf Titeln auf seine schon beim Vorgänger-Album bewährte Zusammenarbeit mit dem Bielefelder Lyriker Hellmuth Opitz setzt. „Wenn Hellmuth mir einen Text gibt, fällt mir musikalisch meist sofort etwas dazu ein", sagt Gliech.

„Bag of Bones" zum Beispiel sei ganz schnell fertig gewesen: eine packende Nummer über eine reizvolle Schönheit, zu der Hövelmeyer herrlich authentische Stones-Riffs und Gliech à la Mick Jagger ein zünftiges Harp-Solo beisteuert. Passenderweise hat die Band-Namensgeberin und Rolling-Stones-Muse hier ihr Debüt in einem TUOE-Liedtext: „C’mon like Uschi Obermaier." Mit „New Drug in Town" versucht sich Gliech ansprechend in Reggae. „Das Lied hat aber nichts mit Drogen zu tun", betont der Musiker, „es geht um eine neue Liebe". Den Gesang – wie das Angelsächsische keine wirkliche Stärke der Band – überließ er hier Hövelmeyer, „obwohl in der Regel jeder seine eigenen Lieder singt".

Gliech hatte TUOE zunächst als Nebenprojekt zu den „Nymphomaniacs" ins Leben gerufen. 2013 erschien das Debüt „Are You Happy Now", 2015 folgte „Welcome to the Panic Room".

Sioux-Häuptling Crazy Horse auf dem Cover

Anfangs bestand das Repertoire ausschließlich aus gecoverten Songs der Lieblingsbands der Mitglieder: Rolling Stones, Iggy Pop & The Stooges, Neil Young, Ramones, The Sonics.

Diese stilistische Bandbreite blieb trotz größer werdenden Anteils von Eigenkompositionen erhalten. Auf dem neuen Album finden sich auch Country-Anklänge („Trouble") und Sixties-Anleihen mit Akustik-Gitarre („To Good to Be Wasted"). Einzige Coverversion: „Let’s Get Funky", ein Hound-Dog-Taylor-Titel, den die Band über die australischen Alternative-Rocker „Beast of Bourbon" entdeckte.

Gliech und Hövelmeyer sind inzwischen die einzigen Verbliebenen aus der zum Trio geschrumpften ursprünglichen Besetzung. Neu an den Drums ist Hövelmeyers Halbbruder Michael Ulbricht (48, Ex-„Yahoo"), in dessen „Kornboden"-Studio in Spenge das Album eingespielt wurde. Als Gäste wirkten bei vier Songs Gitarrist Andreas Hancock (Ex-„Nymphomaniacs") und Keyboarder Jozeff mit.

Noch im August soll „Trouble", mit dem reitenden Sioux-Häuptling Crazy Horse auf dem Cover, als erstes TUOE-Album auch als Deluxe-Ausgabe in wahlweise braunem und schwarzem Vinyl (plus CD) erscheinen. Offizielles Release-Konzert ist im Dezember in der Extra Blues Bar.

(„Trouble" ist als CD oder Vinyl-LP, teils in limitierter Auflage, im „Bluesite Recordshop", Stapenhorster Straße 19, Tel. 17 10 16, direkt bei der Band oder bei Dedication/Hopeless Records im Netz erhältlich.)