Bielefeld. Drei Jahre war es ruhig um die "Söhne Mannheims". Doch diese Zeit ist ab morgen vorbei. Dann erscheint ihr neues Album "Elyzion". Wieder als Sänger mit dabei ist Henning Wehland. Der Münsteraner, bekannt auch als Frontmann der H-Blockx, spricht im Interview mit Lennart Krause über Glauben, Heimat und die Seele der "Söhne Mannheims".
Herr Wehland, ganz ehrlich: Ich habe den Überblick verloren. Wer sind die Söhne Mannheims eigentlich heute?
Henning Wehland: Es wäre jetzt wohl etwas langweilig, alle aufzuzählen. Und so wichtig sind die einzelnen Personen auch nicht. Die Söhne Mannheims sind ein bisschen mit den Fischerchören vergleichbar. Wir haben ein Konzept, das über allem steht. Auch über Personen. Es sorgt dafür, dass selbst jemand wie Xavier Naidoo, der ja nun als Mitbegründer so eng wie kaum ein zweiter mit der Band verbunden ist, temporär zu ersetzen ist. Wie wir auf unserer anstehenden Tour zeigen werden.
Und wie lautet dieses Konzept?
Wehland: Es gibt da jetzt nichts Festgeschriebenes. Aber ich würde sagen, uns alle eint der Glaube an die Macht der Musik. Unser Song "Power of the Sound" beschreibt die Idee der Band wohl am besten. Bei uns steht die Musik einfach über allem.

Aber irgendwie muss sie ja entstehen. Ist es nicht schwierig, wenn 13 Musiker zusammen Songs schreiben?
Wehland: Darin liegt ja eines der Geheimnisse der Söhne Mannheims. Wir funktionieren nur, wenn jeder auch bereit ist, sein eigenes Ego ein Stück zurückzunehmen. Wir sind alle Zahnräder, die ineinander greifen. Da kann nicht jeder immer ein großes sein. Man muss einfach seine Persönlichkeit einbringen, ohne einem anderen die Strahlkraft zu rauben. Wenn diese Mischung gelingt, entsteht etwas Magisches, das die Auftritte der Söhne Mannheims zu etwas Besonderem werden lässt.
Besonders sind auch die Texte, die oft das Thema Glauben behandeln. Sind Sie eine christliche Band?
Wehland: Das würden sicherlich nicht alle in der Band so unterschreiben. Wenn ich für mich spreche, würde ich die Frage aber bejahen. Wir sind aber keine Kirchenband und ordnen uns da irgendwie der Religion unter. Ich glaube einfach nur, dass es einen Gott gibt. Und für mich ist der eben christlich.
Unterscheidet das die Söhne Mannheims von anderen Bands, dass die Texte immer auch eine tiefere Aussage haben und nicht nur unterhalten sollen?
Wehland: Ja, ich denke schon. Es ist uns einfach nicht peinlich, offen über unseren Glauben, über Liebe oder Dinge, die wir mögen, zu sprechen. Das spiegelt sich dann natürlich auch in unseren Texten wider.
Als Frontmann der Band H-Blockx legten Sie weniger Wert auf tiefgründige Texte, was hat sich geändert?
Wehland: Vor allem habe ich mich verändert. Als ich mit den H-Blockx begonnen habe, war ich gerade aus den USA zurückgekommen, wo ich ein Jahr gelebt hatte. Ich fühlte mich einfach unglaublich cool damals. Dieses Gefühl habe ich auf der Bühne auch ausgelebt. Und diese Zeit will auch nie missen, weshalb es die H-Blockx auch immer geben wird. Sie sind ein Teil von mir. Aber irgendwann habe ich halt gemerkt, dass ich nicht der Nabel der Welt bin und dass es noch mehr gibt. Durch die H-Blockx habe ich gelernt, dass ich Musik machen möchte. Bei den Söhnen Mannheims habe ich gelernt, was Musik machen bedeutet.
Nämlich?
Wehland: Wie gesagt, dass man nicht immer ganz vorne stehen muss. Sondern das man Teil eines Ganzen ist. Die Söhne Mannheims haben einfach eine musikalische Identität. Die Band weiß, wo sie herkommt und wo sie hingehört.
Wo Sie gerade Herkunft sagen: Sie kommen gebürtig aus Münster. Wie wurden Sie ein Sohn Mannheims?
Wehland: Schon zu H-Blockx-Zeiten habe ich bei Veranstaltungen immer wieder einige der Jungs getroffen. Irgendwann hat mich der musikalische Direktor der Söhne Mannheims gefragt, ob ich nicht bei einem Song mitmachen möchte. Das war 2003. Irgendwie passte alles, weshalb ich seit 2006 festes Mitglied der Band bin.
Am 12.März spielen Sie in Bielefeld. Ein besonderes Konzert für Sie, so nah an der Heimat?
Wehland: Auf jeden Fall. Wir waren schon bei der Tour 2007 hier. Damals hatte ich, aber auch meine Bandkollegen, das Gefühl, ein Heimspiel zu haben. Darum freue ich mich riesig auf das Konzert. Und das sagt ein Münsteraner über Bielefeld, das will schon was heißen.