Gesundheit

Warum es gesund sein soll, regelmäßig kalt zu duschen

Der Gedanke an eine kalte Dusche löst bei vielen Menschen erst mal Gänsehaut aus. Trotzdem soll sie laut Studien einige gesundheitliche Vorteile bieten.

Viele Menschen schwören auf die positiven Nebeneffekte einer kalten Dusche. | © dpa

Benedikt Riemer
17.07.2022 | 17.07.2022, 12:56

Bielefeld. Energie wird knapp und immer teurer. Nicht nur Unternehmen, auch die Städte und Kreise sitzen an Krisenplänen. Um Kosten und Energie zu sparen, stellte der hessische Lahn-Dill-Kreis seinen Schulen und Turnhallen Anfang Juni das warme Wasser ab. Anfang Juli vollzog auch die nordrhein-westfälische Stadt Hilden diesen Schritt. Nach dem Sport gibt es also nur noch eine kalte Dusche. Nicht ausgeschlossen, dass weitere Kommunen nachziehen. Für viele Menschen gibt es wenig, das an einer Dusche mit eiskaltem Wasser verlockend klingt. Andere wiederum schreiben der kalten Dusche eine nahezu mystische Wirkmacht zu.

Wer regelmäßig kalt duscht, ist seltener krank

Das ist laut "Bayerischem Rundfunk" das Ergebnis einer niederländischen Studie, an der mehr als 3.000 Probanden teilgenommen haben. Diese wurden dafür in vier Gruppen eingeteilt. Das erste Viertel musste täglich 30 Sekunden lang kalt duschen, ein weiteres 60 Sekunden, die dritte Gruppe 90 Sekunden lang – das letzte Viertel durfte warm duschen. Das Ergebnis: Unter den Kalt-Duschern gab es rund ein Drittel weniger Krankmeldungen als unter den Warmduschern. Wobei es natürlich gut möglich ist, dass die Tester in Wirklichkeit nur die Zähne zusammengebissen haben.

Denn, ob kalt Duschen wirklich das Immunsystem trainiert, ist bis heute nicht eindeutig erwiesen. Forscher aus Jena konnten aber zeigen, dass regelmäßige kalte Güsse am Oberkörper die Immunabwehr ankurbeln können. Probanden hatten danach mehr Abwehrzellen im Blut als vorher. Auch Naturheilmediziner schwören seit Langem auf die (kneippsche) Kältetherapie.

Kalt Duschen macht widerstandsfähig

Grundsätzlich ist die Idee des Abhärtens nicht schlecht. Denn so sollen die Gefäße trainiert werden: Bei Kälte verengen sie sich, bei Wärme weiten sie sich wieder. Das kurbelt die Durchblutung an und macht nebenbei hellwach. Widerstandsfähigkeit kann man also auch mit einer kalten Dusche trainieren.

Kalt Duschen senkt den Stress-Level

Auch bei geistiger Ermüdung empfiehlt Kalt-Wasser-Guru Kneipp körperliche Abhärtung: Schneetreten, kaltes Duschen oder Güsse sollen die seelische Widerstandskraft steigern. Denn mit kaltem Wasser sollen nicht nur die Gefäße, sondern auch die Nerven gestärkt werden. Genauer gesagt, wird eine Verschiebung vom Sympathikus (dem Leistungsnerv) zum Parasympathikus, der für die Erholung des Körpers zuständig ist, trainiert.

Kalt Duschen macht die Haut schön

Warmduscher müssen sich oft mit strohigen Haaren oder trockener Haut herumschlagen. Der Grund: Zu heiß Duschen entzieht Feuchtigkeit. Kaltes Wasser hat den gegenteiligen Effekt. Es lässt den natürlichen Schutzfilm der Haut intakt, denn es verschließt die Poren von Haut und Haaren. Damit soll Falten und Spliss vorgebeugt werden können.

Kalt Duschen macht schlank

Kältezittern verbraucht sportlich viele Kalorien. Entsprechende Reize wie etwa eine kalte Dusche aktivieren im Körper braune Fettzellen. Die funktionieren wie ein Verbrennungsmotor: Sie produzieren Wärme und verbrauchen dafür Kalorien. Weiße Fettzellen dagegen halten überschüssige Energie im Körper. Australische Forscher haben es ausprobiert. Eine Viertelstunde Kältezittern soll ähnlich effektiv gewesen sein wie eine Stunde gemäßigtes Radfahren.

Kalte Duschen können die Regeneration nach dem Training unterstützen

Nach einem anstrengenden Training sind die Muskeln oft ermüdet oder sogar entzündet. Kaltes Wasser kann bei der Regeneration helfen. Eine Analyse von 99 Studien aus dem Jahr 2018 ergab laut "Business Insider", dass kaltes Wasser Muskelkater und Müdigkeit reduzieren kann, wenn auch nicht so wirksam wie bei einer Massagetherapie. Die Sportler, die an den Studien teilnahmen, machten in diesem Rahmen Kaltwassertauchbäder. Sie stiegen also in ein kaltes Wasserbad oder einen Pool mit einer Wassertemperatur von 10 Grad oder 15 Grad. Sie berichteten, dass sie die Wirkung noch nach vier Tagen spürten.

Risiken des kalten Duschens

Der tatsächliche Nutzen einer regelmäßigen kalten Dusche ist allerdings nicht unumstritten. Gerade Menschen mit Herzkrankheiten sollten vorsichtig sein. Der Schock für den Körper könnte das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Es ist auch möglich, es mit den kalten Duschen zu übertreiben. Wenn die Wassertemperatur zu kalt ist, also unter 10 °C, und man lange duscht, besteht die Gefahr einer Unterkühlung.