Welche Maske schützt am besten?

Minden/Berlin. Das Tragen von Masken ist auch sechs Monate nach der Einführung der Maskenpflicht in NRW ein Reizthema. Viele Menschen bezweifeln die Wirksamkeit von Masken im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus, andere fühlen sich unverwundbar und vergessen Abstand- und Hygieneregeln. Mittlerweile deuten Untersuchungen darauf hin, dass bestimmte Masken Träger und ihr Umfeld vor einer Infektion schützen können. Doch das gilt nicht für alle Maskenarten. Der Mindener Krankenhaushygieniker Peter Witte erklärt, wer wann welche Masken tragen sollte. Mund-Nase-Bedeckung Das Bundesgesundheitsministerium empfiehlt Mund-Nase-Bedeckungen für den Privatgebrauch im Alltag. &bdquo;Für gesunde Kinder, Jugendliche und Erwachsene reichen die Stoffmasken im Alltag aus", erklärt Peter Witte, Direktor des Instituts für Krankenhaushygiene der Mühlenkreiskliniken. Hierbei gilt: Je mehr Stofflagen eine Maske hat und je kleiner die Poren des Stoffs sind, umso größer ist die Schutzwirkung der Maske. &bdquo;Einen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit gibt es jedoch nicht, da sich die Masken je nach Herstellung und Material deutlich unterschieden und nicht als Medizinprodukte genormt sind." Als gesichert gilt laut Witte jedoch mittlerweile, dass Alltagsmasken aus Stoff die Geschwindigkeit des Atemstroms und den Auswurf von Tröpfchen reduzieren. Die Einschätzung Wittes bestätigt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Wissenschaftliche Nachweise für einen Eigen- oder Fremdschutz gibt es nicht, allerdings halten sie Speichel und Schleim ab. Wichtig ist laut Witte, dass die Masken täglich gewechselt und gereinigt werden. Mund-Nase-Bedeckungen und auch andere Masken sollten nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung immer dann gewechselt werden, wenn sie durch die Atemluft durchfeuchtet sind, damit sich keine Krankheitserreger ansammeln und inhaliert werden. Auch der hygienische Umgang mit Masken ist wichtig. &bdquo;Maskenträger fassen sich häufig ins Gesicht, nehmen den Schutz ständig auf und ab und waschen sich zuvor nicht die Hände. Das erhöht die Gefahr, dass sich Viren im Gesicht und an der Maske sammeln und steigert so das Infektionsrisiko", warnt Witte. Wichtig sei, dass Maskenträger möglichst selten an die Maske oder ins Gesicht fassen, vor dem Auf- und Abnehmen die Hände waschen und die Maske enganliegend tragen. &bdquo;Gewaschen werden sollten Alltagsmasken bei mindestens 60 Grad, am besten jedoch bei 95 Grad." Einweg-Masken Ähnlich wie bei Alltagsmasken gilt auch für Einweg-Masken: Ein Eigen- oder Fremdschutz ist laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel wissenschaftlich nicht nachgewiesen, es gilt jedoch als gesichert, dass die Masken die Geschwindigkeit des Atemstroms und den Auswurf von Tröpfchen reduzieren. &bdquo;Auch Einweg-Masken sind keine Medizinprodukte und deshalb nicht genormt, weil sie sich je nach Herstellung und Material unterscheiden", erklärt Witte. Und auch für Träger von Einweg-Masken gilt: &bdquo;Die Maske enganliegend tragen, möglichst selten und wenn, dann nur mit gewaschenen Händen anfassen und nach der Durchfeuchtung entsorgen." Träger von Einweg- oder Alltagsmasken sollten trotz einer gewissen Schutzwirkung immer den Abstand zu Mitmenschen wahren. &bdquo;Die Masken vermitteln Trägern eine Scheinsicherheit, die es nicht gibt", sagt Witte. &bdquo;Viele Maskenträger halten den Abstand von 1,5 Metern zu ihren Mitmenschen nicht mehr ein und erhöhen so das Infektionsrisiko. Es ist also wichtiger, weiter die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten." Diese Einschätzung teilt auch das Robert-Koch-Institut. Das Einhalten der Maßnahmen Abstand halten, Hände waschen sowie der Hust- und Niesetikette sind entscheidend. Das Tragen einer Maske kann lediglich zusätzlich zum Schutz beitragen. Medizinische Gesichtsmasken &bdquo;Im Gegensatz zu Alltags- oder Einwegmasken ist die Schutzwirkung medizinischer Gesichtsmasken nachgewiesen", erklärt Witte. Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel dienen die Masken vor allem dem Fremdschutz, bei engem Sitz schützen sie jedoch auch den Träger. Allerdings nur begrenzt, da die Träger nicht nur durch das Filtervlies einatmen, sondern die Atemluft auch an den Rändern der Maske angesogen wird. Geschützt werden Träger deshalb nicht vor Aerosolen, jedoch vor Tröpfchen. Witte empfiehlt Risikogruppen das Tragen medizinischer Gesichtsmasken. &bdquo;Die Masken sind als Medizinprodukte genormt und die Schutzwirkung ist nachgewiesen. Nach dem Gebrauch können sie einfach entsorgt werden." Zudem hat sich der Preis der Masken laut Witte nach extremen Steigerungen zum Beginn der Pandemie wieder auf einem normalen Niveau eingependelt. &bdquo;Kliniken, Praxen und Pflegeheime haben mittlerweile zum Glück kein Problem mehr ausreichend Masken zu bestellen." Trotzdem sollten laut Witte vor allem Risikogruppen trotz Maske weiter streng auf Abstand und Hygiene achten. Partikelfiltrierende Halbmasken (FFP1, FFP2 und FFP3) Politiker und zunehmend auch Wissenschaftler fordern, Risikogruppen mit partikelfiltrierenden Halbmasken auszustatten, da die Masken mit den Standards FFP 1, 2 und 3 eine wissenschaftlich nachgewiesene Schutzwirkung haben. Witte rät davon jedoch ab, weil die Masken das Atmen sehr erschweren. &bdquo;Im beruflichen Kontext müssen Träger von FFP-Masken nach zwei Stunden eine Pause ohne Maske einlegen. Insgesamt dürfen diese Masken nur drei Mal pro Schicht getragen werden. Das zeigt, wie belastend das Tragen sein kann." Witte befürchtet, dass sich insbesondere ältere und kranke Menschen zusätzlich gefährden, wenn sie FFP-Masken tragen. &bdquo;Menschen, die zu den Corona-Risikogruppen zählen, sind oft nicht fit. Doch die Masken müssen fest sitzen und sollten nicht ständig angefasst oder an und auf gesetzt werden", rät der Hygieniker. &bdquo;Studien belegen, dass das Infektionsrisiko durch FFP-Masken gegenüber medizinischen Gesichtsmasken nicht sinkt, weil möglicherweise Anwendungsfehler gemacht werden und so der theoretisch bessere Schutz nicht dazu führt, dass die Infektionsrate in den Studien gesenkt wurde." FFP-Masken wurden eigentlich für den Staubschutz entwickelt. Zum Einsatz kommen sie aber auch in der Medizin, da sie Träger vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen schützen. &bdquo;Sie garantieren auch einen Fremdschutz", sagt Witte. Allerdings nur Masken ohne Ausatemventil. &bdquo;Masken ohne Ventil filtern sowohl die eingeatmete Luft als auch die Ausatemluft und bieten daher sowohl einen Eigenschutz als auch einen Fremdschutz." Masken mit Ventil filtern hingegen nur die eingeatmete Luft und bieten daher keinen Fremdschutz. Aus diesem Grund haben bereits mehrere Airlines die Nutzung der Masken in ihren Flugzeugen verboten. Gesichtsvisiere Gesichtsvisiere sind in NRW als Ersatz für Masken oder Mund-Nase-Bedeckungen nicht zugelassen. &bdquo;Die Visiere halten keine Tröpfchen ab und bieten deshalb noch weniger Schutz als Masken", erklärt Witte. In NRW können Visiere laut Gesundheitsministerium allenfalls eine Alternative für Menschen sein, die aus gesundheitlichen Gründen nicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung verpflichtet sind. Das bedeutet: Grundsätzlich ist das Tragen von Gesichtsschutzschildern zwar erlaubt, die Visiere ersetzen aber keine Masken und gelten deshalb lediglich als Ergänzung, so wie es in Krankenhäusern oder Arztpraxen zu sehen ist.