Gaspreise Dünger-Knappheit durch Ukraine-Krieg: Gibt es Alternativen?

Bielefeld. Das Thema Gas wird seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine heiß diskutiert. Denn es ist teuer wie nie. Der Verbraucher bemerkt das hauptsächlich an der Zapfsäule oder bei den Heizkosten. Die Bundesregierung hat in der vergangenen Woche Entlastungen versprochen. Wann das Paket in Kraft tritt, ist derzeit noch unklar. Auch die Landwirtschaft wird durch das Paket entlastet. Es sei ein erster wichtiger Schritt für die Entlastung der Landwirtschaft, meint der Deutsche Bauernverband in einer Pressemitteilung. Es seien aber noch weitere Maßnahmen notwendig. Bauernpräsident und Landwirt aus Warburg, Antonius Tillmann, dagegen nennt das Paket "einen Witz". Da an anderer Stelle Gelder gekürzt wurden - exemplarisch nennt er Zuschüsse zur Unfallversicherung - bleibe am Ende nicht viel übrig.Denn auch Landwirte sind auf Gas angewiesen. Eine Düngekrise bahnt sich an, da zur Herstellung von Stickstoffdünger als Rohstoff Gas benötigt wird. "Der Preis hat sich vervierfacht", sagt Tillmann. Es sei zwar möglich, zehn bis 20 Prozent weniger zu düngen, dann habe man aber vermutlich entweder nicht mehr den gleichen Ertrag oder nicht mehr die gleiche Qualität. "Für Deutschland ist dennoch genug Weizen da", meint er. "Hier verhungert niemand, wenn die Preise von Brot steigen. Die Menschen in Ländern wie Afrika werden die Rechnung zahlen." Synthetischer Dünger sei schwer zu ersetzen. Auch die Alternative Gülle werde knapper, weil heimische Tierbestände abgestockt würden. Im Bioanbau habe man nur 50 Prozent des Ertrages im Vergleich mit dem konventionellen, erklärt er, warum man nicht einfach umstellen könne. "Die Verfügbarkeit von Dünger ist aktuell schwer zu fassen", so Tillmann. "Wenn wir auf russisches Gas verzichten, werden wir weniger Getreide produzieren." Düngen im eigenen Garten Für zuhause ist es dafür einfacher, auf selbst hergestellten Dünger zu setzen. Ein klassischer Komposthaufen im größeren Garten oder die aus Japan stammende Fermentationskunst Bokashi sind Alternativen zu gekauftem Dünger.Bokashi ist sogar in einer Wohnung auf kleinem Raum möglich. In einem speziellen Eimer wird dabei Biomüll nicht kompostiert, sondern fermentiert, indem man ihm, so berichtet es etwa "Schöner Wohnen" Effektive Mikroorganismen (EM) zugibt und luftdicht verschließt. Mithilfe eines Zapfhahns kann dann nach etwa zwei Wochen Flüssigdünger abgelassen und die fermentierten Essensreste mit Erde vermischt werden. Im Internet sind Einsteigersets mit Eimer und EM für rund 75 Euro erhältlich.Populär scheint die Methode in der Region aber noch nicht zu sein, denn auf Nachfrage teilt etwa das Gartencenter Brockmeyer mit Standorten in Halle, Gütersloh und Detmold mit, dass es die Eimer nicht im Sortiment habe und es bislang auch keine Nachfrage danach gab.Kann Dünger aus Privathaushalten den Landwirten helfen? Nein, sagt Antonius Tillmann. Er möchte keinen Biomüll aus Privathaushalten gespendet bekommen, sagt er lachend auf Nachfrage. Die Grüne Tonne sei häufig mit Fremdstoffen wie Joghurtbechern belastet und Dünger aus Kompost sei keine Reinform, da er etwa durch Medikamente oder Mikroplastik belastet sei.

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