Halle (fus). Die Vermutung lag nahe, dass Roger Federer am Tag nach dem EM-Aus der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft mit Trauerflor am Arm zum Achtelfinale gegen Jan Vacek antritt. Auf derart deutliche Zeichen hat der Fußball-Fan aus Basel zwar verzichtet, aber sehr traurig sei er schon, dass die Schweiz ausgeschieden sei, erklärt der Beste seiner Zunft. In der 92. Minute noch das 2:1 zu kassieren, sei schon bitter. "Vielleicht fehlte uns auch einfach der letzte Kick."
Den ließ der Rasen-Champion auf dem Haller Centre Court auch vermissen. Wie so oft auf Gras, jetzt schon 56 Mal in Serie, gewann er trotzdem mit 7:5, 6:3 gegen den Tschechen und nahm sich im Anschluss viel Zeit, um unzählige Autogrammwünsche zu erfüllen.
Nach einem guten Turnierauftakt gegen Michael Berrer erweckte Federer den Anschein, als wolle er sich seine Kräfte gegen Vacek ökonomisch einteilen. Tatsächlich aber war es anders. Selbst ein Wimbledonsieger erwischt gute und weniger gute Tage. "Ich hatte Mühe, mein Spiel zu finden, habe gelitten und gehofft, dass sich trotzdem irgendwann die Chance zum Break bietet", gibt der Basler zu. Bei 70 bis 80 Spielen im Jahr laufe nicht immer alles rund, auch wenn die Ergebnisse das aussagen. "Wenn man vor Ort ist, sieht man erst, was das manchmal für ein Krampf ist", erklärt Federer und weist daraufhin, dass auch Vacek gern auf Rasen spielt. Deshalb wollte der Branchenprimus auch von Überheblichkeit nichts wissen. Die Zeiten seien vorbei, dass er seine Gegner unterschätze. "Das ist das Schlimmste, was man im Sport machen kann", betont der 26-Jährige. Zuletzt sei ihm das im Jahr 2000 passiert, als er im Haller Viertelfinale 5:7, 2:6 gegen US-Boy Michael Chang verloren hatte. "Da bin ich rausgegangen und habe gedacht, gegen Chang verlierst du nicht. Und promt war es passiert."
Dass sich Federer noch an ein Ergebnis von vor acht Jahren erinnert, zeigt, wie wichtig ihm sein einzigartiger Rekord auf Rasen ist. Ob er Angst habe, dass diese Serie irgendwann mal reiße, wurde er gefragt. "Wenn ich Angst hätte, dann wäre ich nicht hier. Dann würde ich meine Karriere auf Rasen abbrechen, und dann hätte ich sie für immer." Seinen Humor hatte Federer da schon wieder gefunden.