Halle. Nicolas Kiefer machte es spannend. 30 Sekunden vor dem Anpfiff des zweiten Vorrundenspiels der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Klagenfurt gegen Kroatien riss der große Fußballfreund im Haller Gerry-Weber-Stadion jubelnd die Arme hoch und ballte danach die rechte Faust. Es war 17.59 Uhr, als der 30-Jährige seinen Matchball zum 6:2, 5:7, 6:3-Sieg gegen Mikhail Juschni verwandelte.
Kiefer, der mit zwölf GWO-Teilnahmen absoluter Rekordteilnehmer beim Wimbledon in Westfalen ist, trifft bei seinem Lieblingsturnier heute Nachmittag im Viertelfinale auf den Franzosen Michael Llodra. Deutsche Turniere mag Kiefer besonders gern. Bereits im Mai beim Hamburger Masters-Turnier am Rothenbaum erreichte der Rechtshänder die Runde der letzten Acht.
Kiefer bot den rund 7.500 Zuschauern in der GWO-Arena zwei Stunden und 16 Minuten lang spannende Unterhaltung, so dass niemandem langweilig wurde. Der Rechtshänder erwischte den weitaus besseren Start und durfte sich bereits nach 33 Minuten über den Satzgewinn von 6:2 freuen.
Der Publikumsliebling bereitete seinen Fans in den folgenden 60 Minuten nur wenig Freude. "Das war wahrlich nicht mein bestes Tennis, was ich in dieser Phase gezeigt habe", übte "Kiwi" Selbstkritik. Juschni, der bis dahin eine völlig enttäuschende Darbietung gezeigt hatte, nutzte Kiefers Schwächephase und schaffte mit 7:5 den Satzausgleich.
Im dritten Satz war Kiefer mit seiner Leistung endlich zufrieden. "Ich wurde aggressiver und zwang Juschni zu Fehlern", beschrieb der Hannoveraner seine erfolgreiche Taktik. Die Zuschauer waren zufrieden. Sie feierten Kiefer, als habe er wie schon 1999 den GWO-Titel gewonnen. Kiefers Hunger nach einem Titelgewinn ist riesengroß. Den letzten Pokal gewann er 2000 in Hongkong. Vielleicht jetzt wieder 2008 in Halle? "Ich muss noch einen Baustein drauflegen und dann vielleicht noch einen", beschrieb er seine sportliche Perspektive in Halle.
Um 14 Uhr trifft "Kiwi" auf den Franzosen Michael Llodra, der als ein ausgewiesener Rasenspezialist gilt. "Er wird sein Glück am Netz versuchen", glaubt Kiefer, der keine Angst vor Freitag, dem 13. hat. " Gestern habe ich von einem Freund eine Bibel bekommen. Vor dem Match kann ich darin einige Seiten lesen." Auch Kiefers verbale Schlagfertigkeit stimmt.