Paderborn. Kein schlechtes Vorbild, das SCP-Torwart-Trainer Zsolt Petry in der Woche beanspruchte, um schwere Spiele gegen Kellerkinder wie die Stuttgarter Kickers zu meistern. Manchester United gegen FC Sunderland habe er sich angeschaut. Im Stadion Old Trafford endete dies vor 75.400 Zuschauer durch ein Tor des Serben Nemanja Vidic knapp mit 1:0 für den Favoriten, erzielt in der ersten Minute der Nachspielzeit.
Was den Ungar dabei so begeisterte, war das geduldige Spiel von Manu gegen ein mauerndes und wenig mitspielendes Team aus Sunderland. So müsse auch der SCP auftreten, "und nicht gleich nervös und ungeordnet spielen, wenn mal kein frühes Tor gelingt." Wie Recht er mit diesem Beispiel haben sollte, wurde dem früheren ungarischen Nationalkeeper wohl auch erst nach der Partie bewusst, denn die junge Garde des SCP nahm sich das Team von der Insel bewusst oder unbewusst zum Vorbild. "Wir haben geduldig gespielt und nie die Linie verloren", lobte auch Trainer Pavel Dotchev nach dem mühsamen 2:0-Arbeitssieg über den Tabellenvorletzten.
In den 90 Minuten zuvor hatte der gebürtige Bulgare wieder einen gewissen Teil seiner nur noch rar vorkommenden dunklen Nuancen seiner fast völlig ergrauten Kopfbehaarung eingebüßt. Trotz einer guten Umsetzung der Vorgaben "haben wir aber wieder zu viele Chancen vergeben", haderte er mit der Abschluss-Schwäche seiner Akteure. Ein frühes Tor hätte natürlich vieles einfacher gemacht, aber leicht machte es die beste Offensive der Liga dem eigenen Anhang auch gegen die schwächste Abwehr aller 20 Drittligisten nicht.
Selbst als Frank Löning mit seinem 11. Saisontreffer in der 86. Minute für Erleichterung im Stadionrund sorgte, war der Dreier noch nicht sicher. Aber in der Defensive stand Kasper Jensen wie ein Fels in der Brandung und verdiente sich vom Trainer ein Sonderlob, weil gerade Spiele gegen Teams aus der unteren Tabellenregion "für Torhüter oft die schwierigsten sind." Aber über 90 Minuten "voll da zu sein" mache einen guten Torwart aus. "An dieser Stelle muss ich ein Riesenkompliment machen", war auch Dotchev bewusst, dass der Däne im Paderborner Tor in manchen Szenen hellwach war und Ball und späteren Sieg festhielt.
Sonderlob also für den einen, dafür schrammte ein anderer ganz knapp an einer richtigen Standpauke vorbei: Sercan Güvenisik. Der Türke ist im Moment mit acht Toren der einzige Offensive, der noch der Spur von Frank Löning folgt, aber die erste Minute der Nachspielzeit war nun wirklich nichts für schwache Nerven und wirkte bei Dotchevs bereits erwähntem Haupthaar wie ein hochprozentiges Bleichmittel. Nur noch ein Stuttgarter Abwehrspieler sah sich den heranstürmenden Güvenisik und Löning gegenüber.
"Güve musste eigentlich quer spielen. Das wäre einfacher und richtiger gewesen", beschrieb Dotchev noch einmal die Szene vor dem entscheidenden Strafstoß. Der Spieler selbst wollte nach dem Schlusspfiff die ganze Aufregung nicht so recht verstehen. Er sei bei der 1:1-Situation sehr schnell unterwegs gewesen, " - und was ich wollte, hat dann auch ganz gut geklappt."
Güvenisik versuchte es nämlich auf eigene Faust und Steinle tat ihm den Gefallen und spielte Foul. Dann durchbrach der 28-Jährige zu allem Übel auch noch ein festgeschriebenes Gesetz, dass der Gefoulte nie selbst zum Elfmeterpunkt schreiten soll. Güvenisik aber wollte sein Tor, packte sich entschlossen den Ball und netzte ein. "Ende gut, alles gut", sagte Dotchev kurz und knapp, fügte aber hinzu, dass er seinem Spieler in gleicher Situation und einem Spielstand von 0:0 "ganz bestimmt etwas anderes gesagt hätte."