Paderborn. Zwei Tage vor dem ersten Meisterschaftsspiel bei der Braunschweiger Eintracht steht Fußball-Zweitligist SC Paderborn ohne seine bewährte sportliche Leitung da. Völlig überraschend hat Trainer Jos Luhukay im Rahmen der wöchentlichen Pressekonferenz seinen sofortigen Rücktritt erklärt, "weil das Vertrauensverhältnis zur Vereinsführung in den letzten Wochen zerstört worden ist." Auch der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk verkündete nach dem Gespräch mit der Mannschaft, "dass ich den Schritt vom Trainer mitgehen werde."
Wenig später erklärte dann der Verein in seiner offiziellen Presseerklärung, "dass der SC Paderborn mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit dem Sportlichen Leiter beendet." Das "Thema Rybarczyk", so formulierte es Präsident Wilfried Finke nach einem Gespräch mit der Mannschaft sehr deutlich, "ist für uns durch."
Dagegen sei das "Thema Luhukay" noch lange nicht durch. "Ein Trainer kann nicht zurücktreten, sondern sich höchstens ein paar Tage frei nehmen. Wir werden die Rücktrittserklärung jedenfalls nicht akzeptieren", betonte Finke und kündigte an, um eine Rückkehr Luhukays kämpfen zu wollen.
"Denn letztlich beruhen die vom Trainer genannten Gründe auf einem Missverständnis. Und wir sind in der Lage, diese Missverständnisse auszuräumen", erklärte der SCP-Präsident, der "so schnell wie möglich" den Dialog mit Luhukay suchen will. Gestern sei nach dem Schock der Pressekonferenz nur Zeit für ein Zwei-Minuten-Gespräch in Finkes Bürogebäude gewesen. Zu den Rücktrittsgründen, die Luhukay dabei angeführt hatte, wollten allerdings weder die sportliche Leitung noch die Paderborner Spieler Stellung nehmen.
Präsident Finke deutete jedoch an, dass es sich bei dem "Missverständnis" um Irritationen bei einem Transfergeschäft gehandelt habe. Dass ein Angebot eines anderen Vereines hinter dem Rücktritt des SCP-Trainers stehen könnte, glaubt Finke nicht: "Das traue ich Jos Luhukay nicht zu."
Gegen Eintracht Braunschweig werde nun erst einmal Co-Trainer Markus Gellhaus die Rolle des Cheftrainers übernehmen. "Er hat uns seine Zusage gegeben", so Finke. Niedergeschlagenheit herrscht derweil bei den Spielern des Zweitligisten. "Wir sind total schockiert", erklärte Kapitän Rene Müller, "und völlig überrascht - denn es gab in dieser Trainingswoche keinerlei Anzeichen für diesen Schritt." Zudem begrüßt Müller das Vorhaben der Führungsspitze, alles in Bewegung setzen zu wollen, um den Trainer zurückzuholen.
"Denn Jos Luhukay hat diese Mannschaft geformt und ihr ein Gesicht gegeben", bekräftigte Müller, äußerte aber seine Zweifel, dass die Bemühungen von Erfolg gekrönt werden: "Denn wer den Trainer kennt, der weiß, welch unheimlich stark ausgeprägten Charakter er hat. Wenn Jos Luhukay A gesagt hat, wird es schwer, dass er B sagt."