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Gesichtsverlust für den Sport

SC Paderborn im freien Fall: Nach schwachen sportlichen Leistungen tritt Präsident Wilfried Finke zurück

VON HOLGER KOSBAB
28.04.2009 | Stand 28.04.2009, 09:48 Uhr
Unruhe nach

Finke-Rücktritt - © PADERBORN
Unruhe nach
Finke-Rücktritt | © PADERBORN

Paderborn. Zuerst stand es nur auf der Internet-Seite des SC Paderborn. Erst später, um kurz vor drei, verließ die offizielle Email die Geschäftsstelle in der Paragon-Arena: Präsident Wilfried Finke ist zurückgetreten: "Das Spiel in Braunschweig hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Mit einer solchen Einstellung kann ich mich nicht identifizieren."

Finke selbst war gestern nicht zu erreichen, 48 Stunden nachdem die schwache Rückrunde des SCP mit dem Abrutschen aus den direkten Aufstiegsrängen für die 2. Liga ihren negativen Höhepunkt fand.

"Das ist überhaupt keine gute Nachricht für die Sportstadt Paderborn", sagte Bürgermeister Heinz Paus. Ohne Finkes Engagement wäre Bundesliga-Fußball hier nicht möglich gewesen. "Er war der Motor des Vereins", so Paus. Es müsse irgendwie gelingen, ihn als treibende Kraft zu halten. Paus hoffte, dass es schon bei der Aufsichtsratssitzung gestern Abend zu einer tragfähigen Lösung gekommen sein könnte.

"Es könnte glatter laufen"

Was die Verträge zwischen der Stadt und der Paderborner Stadiongesellschaft betrifft – Finke steht bei der Auflistung der Gesellschafter ganz oben – so stellt Paus diese nicht infrage. Auch über eine Fortsetzung von Finkes finanzkräftiger Hilfe – jenseits des Präsidentensessels – wollte er nicht spekulieren. Jedoch gab er zu, dass es in der Sportstadt "glatter laufen könnte". Schließlich sind auch die Paderborn Baskets finanziell nach wie vor angeschlagen.

Wilfried Finke will sich die schwachen Leistungen der SCP-Kicker nicht weiter ansehen – zumindest nicht als Vereinspräsident. - © FOTO: MARC KÖPPELMANN
Wilfried Finke will sich die schwachen Leistungen der SCP-Kicker nicht weiter ansehen – zumindest nicht als Vereinspräsident. | © FOTO: MARC KÖPPELMANN

Sportdezernent Wolfgang Walter bedauert den Rücktritt: "Finke war eine Führungsperson, er hat dem Sport ein Gesicht gegeben." Für Walter war Finke der wesentliche Kopf des Unternehmens SCP. Die Finanzierung hänge aber nicht an der Person Finke, so Walter. Eine sichere Zukunft hänge am sportlichen Erfolg – und der Aufstieg in die 2. Liga sei da "absolut notwendig". "Ohne genaue Hintergründe ist der Rücktritt schwer zu beurteilen", sagt Mathias Hornberger, Vorsitzender des Stadtsportverbandes. Klar sei nur: Es ist ein herber Verlust, wenn einer der größten und wichtigsten Sponsoren abtrete. Wie andere hatte Hornberger eher an eine andere Lösung gedacht, um die sportliche Misere zu beenden: die Demission von Trainer Pavel Dotchev. "Man weiß, mit welchem Herzblut Finke an dem Verein hängt", so Hornberger. "Wenn der in der entscheidenden Phase der Saison die Brocken hinwirft, dann muss schon viel passiert sein."

Die Firma Paragon als Stadion-Namenssponsor und speziell Chef Klaus Dieter Frers hatten ein gutes Verhältnis zu Finke, so Matthias Hack – Sprecher von Paragon, Finke und SCP. "Der Rücktritt hat sich für uns nicht abgezeichnet. Man muss schauen, welche Dinge sich daraus ergeben." Bestehende Vereinbarungen behielten zunächst ihre Gültigkeit. "In welchem Umfang dies bleibe, dass muss diskutiert werden", sagte Hack. Zu den ökonomischen Aufwendungen werde man sich nach Gesprächen zwischen Aufsichtsrat und Finke-Vertretern äußern.

Fans fehlt beim Team die Einstellung

Der Frust über die jüngsten SCP-Leistungen ist auch bei den Fans groß. "Nicht nur Finke war enttäuscht über das, was in der Rückrunde passiert ist", so Karl Rocker, 2. Vorsitzender der Pader Patrioten. Beim Team vermisst er die Grundeinstellung. Der Vorstand könnte da am wenigsten zu und zum Trainer gebe es mehrere Meinungen. "Ich hoffe, dass Finkes Entscheidung ein Schnellschuss war und er es sich nochmals überlegt", so Rockers Wunschdenken. "Der setzt sich doch kein Stadion hierhin und tritt zurück", sagt Ehrenpräsident Bernhard Temming und glaubt, dass Finke weitermache. "Ich war 35 Jahre im Vorstand. Wenn ich nach schwachen Leistungen immer zurückgetreten wäre, dann hätte ich das x-mal machen müssen."

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