Schallenbergs Kunstschuss Traumtor zum Geburtstag: Kapitän des SC Paderborn beschenkt sich selbst

Rostock. Ron Schallenberg hatte am Donnerstag seinen 24. Geburtstag gefeiert. Die große Party blieb aber aus. Stattdessen gab es ein gemütliches Abendessen im Kreise der Familie. Dafür kredenzte der Kapitän des SC Paderborn seinen Teamkollegen am Samstag auf der Rückfahrt vom Zweitligaspiel in Rostock ein paar Kaltgetränke. Schließlich gab es nicht nur den besagten Geburtstag, sondern auch einen 3:0 (1:0)-Auswärtssieg beim FC Hansa Rostock zu feiern. An eben jenem Erfolg hat Schallenberg einen erheblichen Anteil. Paderborns Sechser wartete nämlich nicht nur wie gewohnt mit zahlreichen Ballgewinnen und gewonnenen Zweikämpfen auf. In der 19. Minute hatte er vielmehr mit einem Traumtor die Weichen auf Sieg gestellt. Der SCP-Kapitän zog nach einer unfreiwilligen Kopfballvorlage seines Ex-Teamkollegen Frederic Ananou aus 19 Metern direkt ab und jagte das Leder ins Netz. "Das war mein schönstes Geburtstagsgeschenk. Und es ist das bislang schönste Tor meiner Karriere", sagte ein breit grinsender Schallenberg, der seinen zweiten Saisontreffer noch dazu mit dem schwächeren linken Fuß erzielt hatte. "Eigentlich kann Ron solche Dinger nicht. Aber ausgerechnet heute haut er uns einen rein", frotzelte Hansa-Neuzugang Kai Pröger, der im Sommer vom SCP nach Rostock gewechselt war. Dominanz in der ersten halben Stunde Pröger ist unterdessen für exakt solche Kunstschüsse bekannt. Doch am Samstag kam der 30-jährige Flügelstürmer ebenso wie seine Teamkollegen kaum zum Abschluss, weil der SCP die Hausherren über weite Strecken der Partie prima im Griff hatte. Die ersten 30 Minuten, die SCP-Coach Lukas Kwasniok anschließend als "bislang beste Saisonleistung" bezeichnete, gerieten hierbei sogar zu einer Demonstration der Stärke. Die Gäste hatten mehr als 80 Prozent Ballbesitz und schnürten die Rostocker in deren Hälfte ein. "Da ist unser Plan voll aufgegangen. Hansa hatte keinen Zugriff", so Paderborns Trainer. Dass sein eigenes Team trotz der spielerischen Dominanz ebenfalls nur wenige Torchancen verbuchte, konnte Kwasniok verschmerzen. Es war vielmehr durchaus einkalkuliert. "Ich weiß, dass von uns immer Spektakel erwartet wird. Aber in Rostock musst du vor allem Kontrolle haben. Und das geht nur, wenn du den Ball hast", erklärte der SCP-Coach, der sich mal wieder einiges hatte einfallen lassen. Taktische Schachzüge greifen So überraschte Kwasniok den Gegner in der ersten Hälfte mit einer Vierer-Abwehrkette, in der Julian Justvan und Raphael Obermair als extrem hochstehende Außenverteidiger fungierten. Maximilian Rohr rückte derweil neben Schallenberg auf die Sechs. Zur Pause stellte Paderborns Trainer auf eine Dreierkette um. Und der früh mit Gelb verwarnte Innenverteidiger Uwe Hünemeier wurde durch Jannis Heuer ersetzt. Eben jener Heuer sollte als Turm in der Abwehr maßgeblich dazu beitragen, dass der SCP auch in der zweiten Hälfte die Null hielt, obwohl die Gastgeber nun ihre Passivität ablegten und mit ihrer berühmt-berüchtigten Aggressivität und Wucht zu Werke gingen. "Nach dem Wechsel waren wir mit dem Ball nicht mehr so sauber, aber wir haben leidenschaftlich verteidigt", resümierte Ron Schallenberg. Der SCP blieb vor den 24.500 frenetisch mitgehenden Zuschauern cool, zog die Edeljoker Felix Platte, Marcel Mehlem und Dennis Srbeny und schlug in der Schlussphase bei nun größer werdenden Räumen gnadenlos zu. Bilanz eines Aufsteigers Dabei stand ein weiteres Geburtstagskind im Mittelpunkt: Marvin Pieringer, der am Dienstag 23 Jahre alt geworden war, bereitete das 2:0 (80.) durch Robert Leipertz mustergültig vor, um dann selbst den Schlusspunkt zum 3:0 (88.) zu setzen. "Die entscheidenden Dinge im Fußball sind Qualität und ein Plan. Die Jungs haben Qualität. Und wenn sie sich an einen Plan halten, sind sie richtig gut", betonte Lukas Kwasniok, dessen Team darüber hinaus offenbar bestens mit Rückschlägen umgehen kann. Denn trotz der beiden 1:2-Niederlagen, die der SCP zuletzt kassiert hatte, liefen die Kwasniok-Mannen in Rostock mit enorm breiter Brust auf. Ergebnis: Nach elf Spieltagen haben die Paderborner nun satte 22 Zähler auf dem Konto. "Mit zwei Punkten pro Spiel steigst du auf. Aber leider sind erst elf Partien absolviert und keine 33", sagte Ron Schallenberg. Der Weg zu einer riesengroßen Paderborner Party ist somit noch sehr, sehr lang.

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