SCP-Stürmer Michel trifft und trifft: Nie war er so wertvoll wie heute

Paderborn. Eines ist klar: Der überraschend gute Saisonstart des SC Paderborn ist eine Gemeinschaftsproduktion. Doch ein Spieler sticht aus einem starken Kollektiv heraus: Sven Michel. Der 31-jährige SCP-Stürmer hat nach 14 Pflichtspielen bereits 13 Tore auf dem Konto. Eine solche Quote konnte Michel selbst zu seinen Landesliga-Zeiten in Niederschelden und Siegen II nicht vorweisen. Und so lässt sich konstatieren: Nie war er so wertvoll wie heute. Letzteres zeigte sich auch am Samstag. Der SCP tat sich im Heimspiel gegen Zweitliga-Schlusslicht Ingolstadt enorm schwer. Und exakt in einer Phase, in der die Gäste drauf und dran waren, den Führungstreffer zu erzielen, schlug Michel eiskalt zu. Der Torjäger setzte zum Dribbling an, vernatzte Stendera und Heinloth, donnerte das Leder per Vollspann genau ins Eck und legte damit den Grundstein für den Paderborner 2:1-Sieg. Es ist ein Treffer, der Michels außergewöhnliche Qualität dokumentiert und der zugleich zeigt, wie ausgeprägt derzeit sein Selbstvertrauen und seine Selbstüberzeugung sind. Das Gesamtpaket passt "Im Moment passt alles", betont der gebürtige Siegerländer, dem in diesen Tagen häufig die Frage gestellt wird, was das Geheimnis seiner aktuellen Gala-Form ist. "Aber wenn ich das beantworten könnte, würde ich ein Patent darauf anmelden", sagt Michel. Den einen Grund für seine Leistungsexplosion gebe es nicht. "Es ist eher das Gesamtpaket", betont der 31-Jährige. Michel kam verletzungsfrei durch die Vorbereitung und ist topfit. Der Spielstil passt perfekt zu dem Stürmer, der ein feines Gespür für tiefe Läufe hat. Der Spaßfaktor und der Zusammenhalt im Team sind groß. Der SCP-Torjäger und seine Ehefrau Rebecca fühlen sich in ihrem Domizil im beschaulichen Geseke-Langeneicke pudelwohl. Und dann wird Michel im Januar auch noch erstmals Vater. Vielleicht liegt ein Geheimnis des Erfolges zudem in den selbst entworfenen Sportsocken, die Paderborns Angreifer zusammen mit einem guten Kumpel unter dem Label "SVAX Sports" vermarktet. Der Traum vom dritten Aufstieg "Das ganze Drumherum stimmt einfach", konstatiert Michel, der selbst aber gar nicht großartig darüber nachdenkt, warum bei ihm plötzlich fast alles funktioniert. "Am besten lässt man es einfach laufen", sagt der 31-Jährige, der seit Sommer 2016 für den SCP auf Torjagd geht und der an der Pader schon extrem viel erlebt hat. Sollte sein Team so weitermachen, wäre der dritte Aufstieg mit Paderborn keine Utopie mehr. Doch daran verschwendet Michel zumindest derzeit keinen Gedanken. "Keine Frage, wir sind eine gute Mannschaft, die sich mit jedem Gegner messen kann. Aber wir sind in manchen Situationen noch zu naiv. Uns fehlt noch ein bisschen zu einer Spitzenmannschaft", urteilt der Mann, der derzeit die Zweitliga-Torjägerliste anführt. "Wenn wir am Ende doch um den Aufstieg mitspielen, werden wir uns nicht dagegen wehren", ergänzt Michel. Doch nun gehe es erst einmal darum, sich bis zur Rückrunde möglichst viel Winterspeck anzufuttern. Unterstützung für Srbeny Ein Garant fürs fleißige Punkten ist hierbei auch Michels Sturmpartner Felix Platte. Das Duo hat bereits 18 Saisontreffer auf dem Konto und harmoniert prächtig. "Manchmal passt es einfach. In Darmstadt gibt es ja auch zwei, die sich sehr gut ergänzen", sagt Michel mit Blick auf die beiden Ex-Paderborner Phillip Tietz und Luca Pfeiffer, die sogar schon 19 Saisontore verbucht haben. Richtig gut harmoniert hat der formstarke SCP-Angreifer aber auch stets mit Dennis Srbeny, der momentan in einer Krise steckt. So wartet Paderborns Torjäger der vergangenen Zweitliga-Spielzeit weiter auf seinen ersten Saisontreffer. Am Samstag war Srbeny ganz nah dran. So hatte er kurz vor dem Abpfiff nach sehenswerter Michel-Vorarbeit die dicke Chance zum 3:1, doch sein Schuss strich am Pfosten vorbei. "Ich hätte mich riesig gefreut, wenn er seine Kiste gemacht hätte. Aber Dennis hat ein gutes Spiel gezeigt, aus dem er Mut schöpfen kann. Wir werden ihn in dieser Saison noch sehr, sehr brauchen", betont Michel. Langfristiger Vertrag beim SCP So existiert beispielweise die (wenn auch kleine) Gefahr, dass Sven Michel den SCP im Winter verlässt. Denn es ist sicherlich nicht ausgeschlossen, dass ihm demnächst das ein oder andere Angebot finanzkräftiger Vereine ins Haus flattert - trotz seiner inzwischen 31 Jahre. "Wenn das so sein sollte, würde man sich das auch anhören", sagt Michel. Doch es müsste bei einem solchen Angebot wohl alles passen, damit der Stürmer seine Wohlfühl-Oase Paderborn verlässt. Ganz abgesehen von der Frage, ob der Verein seine Identifikationsfigur überhaupt ziehen lassen würde. Momentan spricht eher vieles dafür, dass Michel dem SCP noch lange erhalten bleibt. Sein Vertrag läuft bis 2023 und beinhaltet die Option auf ein weiteres Jahr. Zudem hat Michel mit dem SCP bereits vereinbart, dass er ab 2024 im Nachwuchsleistungszentrum arbeiten könnte. "Beispielsweise als Jugendtrainer", erklärt der 31-Jährige und fügt an: "Aber ich hoffe doch, dass ich auch nach 2024 noch weiter Fußball spielen kann." Denn Sven Michel wird momentan sicherlich an vieles denken, aber garantiert nicht ans Aufhören.

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