Paderborn. Auf diesen Moment hatte Christopher Antwi-Adjei lange warten müssen. Sehr, sehr lange. Satte 392 Tage, um genau zu sein. Am 25. Januar 2020 hatte der Flügelstürmer des SC Paderborn beim 2:0-Sieg in Freiburg das 1:0 erzielt. Es folgte eine qualvolle Durststrecke, die erst am Samstag endete. Da nämlich schoss der Mann mit dem Spitznamen "Jimmy" im Zweitliga-Heimspiel gegen den SV Sandhausen in der 74. Minute das 2:1-Siegtor für den SCP.
"Das wurde ja auch langsam Zeit", kommentiert Antwi-Adjei seinen Treffer, der nicht nur extrem wichtig, sondern auch wunderschön war. So drosch der 27-Jährige den Ball aus halbrechter Position in den Winkel. "Wer nicht schießt, kann auch nicht treffen. Ich stand völlig frei, habe abgezogen und bin froh, dass es geklappt hat", sagt der gebürtige Hagener. "Das war ein super Abschluss von Jimmy. So ein Tor schießt du nicht jede Woche", urteilt SCP-Coach Steffen Baumgart über den ersten Saisontreffer seines schnellen Flügelspielers.
Auch Jimmy hat viel Luft nach oben
Dieser war schon vor dem besagten 2:1 an allen gefährlichen Torraumszenen der Hausherren beteiligt gewesen. So bereitete Antwi-Adjei in der achten Minute die ersten SCP-Chance durch Chris Führich vor. Beim 1:1 blockte er den Torschützen Dennis Srbeny geschickt frei. Kurz vor der Pause schoss "Jimmy" dann erstmals selbst aufs Tor, um nach 61 Minuten dann auch für die erste Paderborner Torgelegenheit in Halbzeit zwei zu sorgen. Am Ende war Antwi-Adjei der beste Feldspieler, ohne dabei selbst restlos überzeugen zu können.
Denn auch beim Matchwinner hatte in dieser extrem umkämpften Partie beileibe nicht alles geklappt. "Jimmy hat in den letzten Wochen besser gespielt als heute. Aber so ging's der gesamten Mannschaft", bilanziert Steffen Baumgart. "Spielerisch waren wir nicht gut. Da haben wir sehr viel Luft nach oben", sagt Antwi-Adjei. Doch es sei auch extrem schwierig gewesen, fußballerische Akzente zu setzen. "Solche Spiele gibt's halt in der 2. Liga. Sandhausen kommt über Robustheit und Zweikampfstärke. Und wir tun uns gegen spielstarke Mannschaften leichter", erklärt "Jimmy" und fügt an: "Entscheidend ist, dass wir drei Punkte geholt haben."
Die Formkrise ist Geschichte
Der Siegtorschütze hofft, dass sein Team nun eine Erfolgsserie startet. "Wenn wir jetzt jeweils drei Punkte gegen Heidenheim und in Regensburg holen, sieht die Sache doch schon viel besser aus", sagt Antwi-Adjei, der von Ende November bis Mitte Januar in einer Formkrise gesteckt hatte. Nach einer starken Vorbereitung und einem glänzenden Auftritt im DFB-Pokal gegen Wiedenbrück war der Deutsch-Ghanaer in dieser Zweitliga-Saison nicht richtig in Tritt gekommen. Zu allem Überfluss zog er sich am dritten Spieltag beim 0:0 in Heidenheim einen Kapselanriss im rechten Knie zu.
Seine Gelb-Rote Karte, die Antwi-Adjei dann am 16. Dezember beim enttäuschenden 2:2 gegen Braunschweig kassierte, war wohl der negative Höhenpunkt seiner bislang so erfolgreichen SCP-Zeit. Doch "Jimmy" kämpfte sich zurück. Beim Rückrunden-Auftakt gegen Kiel (1:1) feierte er ein gelungenes Startelf-Comeback. Und gerade im DFB-Pokalspiel bei Borussia Dortmund verdiente sich Antwi-Adjei eine Bestnote.
Hoffen auf den "Rückrunden-Jimmy"
"Warum es nun wieder besser läuft, weiß ich auch nicht. Das ist manchmal einfach nicht zu erklären. Entscheidend ist, dass man immer dranbleibt und sich nicht verrückt machen lässt, wenn es mal nicht so gut läuft", sagt der 27-Jährige, der für Leistungssteigerungen in der zweiten Saisonhälfte bekannt ist. Teamkollege Uwe Hünemeier versah seinen Instagram-Beitrag zum Sieg über Sandhausen daher mit dem Hashtag #rückrundenjimmy.
Antwi-Adjei hatte nämlich in den Rückrunden der Aufstiegs-Spielzeiten 2017/18 und 2018/19 mächtig aufgedreht. "Ich hätte nichts dagegen, wenn mir das jetzt wieder gelingt", sagt der 27-Jährige, der nur noch bis Saisonende an den SCP gebunden ist. Somit ist ungewiss, ob "Jimmy" im kommenden Sommer in seine dann fünfte Spielzeit beim SCP gehen wird.
Die sportliche Zukunft ist offen
"Paderborn ist mein erster Ansprechpartner. Und ich stehe im engen Kontakt mit den Verantwortlichen", erklärt Antwi-Adjei, der aber noch nicht weiß, wie er sich entscheiden wird. "Das ist völlig offen", sagt der Offensivspieler, der sich auch keine Deadline gesetzt hat. Fakt ist: Antwi-Adjei ist mittlerweile 27 Jahre alt. Somit dürfte der nächste Vertrag der wohl wichtigste der Karriere sein. Und bei anderen Vereinen gibt es halt mehr zu verdienen.
Andererseits würde ihm der SC Paderborn eine gewisse Sicherheit und Vertrautheit bieten. Und das ist gerade in Coronazeiten nicht zu unterschätzen. "Ich weiß, was ich am SCP habe", betont Antwi-Adjei, der bei der Frage nach seiner sportlichen Zukunft aber keinen Druck verspürt. "Jimmy" will sich erst einmal auf die sportlichen Aufgaben konzentrieren. Bis zum nächsten Pflichtspieltreffer sollen dabei nun tunlichst keine weiteren 392 Tage vergehen.