Warum Paderborns Trainer mit der SCP-Zwischenbilanz durchaus zufrieden ist

Paderborn. Steffen Baumgart ballte nach dem Schlusspfiff die Fäuste und schrie seine Freude heraus. Sein SC Paderborn hatte soeben das Zweitliga-Duell beim VfL Osnabrück mit 1:0 (0:0) gewonnen. Es war der 69. Pflichtspiel-Erfolg in seiner Amtszeit als SCP-Trainer. Und nach zuvor vier sieglosen Partien in Folge war es ein eminent wichtiger. "Die Erleichterung ist groß, darüber müssen wir nicht reden", erklärte Baumgart nach dem gelungenen Befreiungsschlag an der Bremer Brücke. Mit dem fünften Saisonsieg stockte der SCP sein Konto am 13. Spieltag auf 18 Zähler auf. Und so gehen die Paderborner mit einem Sieben-Punkte-Puffer auf die Abstiegsränge in die kurze Weihnachtspause. Hochgerechnet auf die gesamte Saison würde der SCP am Ende mit 47 Zählern dastehen. Das wäre keine Bilanz zum Schämen. Und in der Zweitliga-Aufstiegssaison 2018/19 hatten die Paderborner übrigens ebenfalls 18 Punkte aus den ersten 13 Spielen geholt. Baumgart appelliert an die Kritiker Und so ist auch Trainer Steffen Baumgart nicht unzufrieden. "Natürlich haben wir Punkte liegen lassen. Aber all die Kritiker sollten auch mal den Ball flach halten. Die 2. Liga ist so unberechenbar wie selten zuvor. Da musst du in alle Richtungen aufpassen und immer auch nach unten schauen", betont der SCP-Coach, für den bekanntlich nicht nur die nackten Resultate, sondern vor allem die Leistungen zählen. "Und die haben abgesehen von unseren Spielen gegen Bochum und Braunschweig fast immer gestimmt", urteilt Baumgart. Die Leistung in Osnabrück passte auf jeden Fall, wenngleich der SCP keineswegs brillierte und gerade in Sachen Effektivität noch Luft nach oben hatte. Doch entscheidend war, dass die Baumgart-Schützlinge diesmal durch eine hohe Laufbereitschaft und Zweikampfstärke überzeugten. Zwar versäumten es die Gäste, die Partie frühzeitig zu entscheiden. Doch andererseits ließ ein abgeklärter SCP kaum eine Osnabrücker Chance zu. "Obwohl es nur 1:0 stand, hatte ich die ganze Zeit über nie das Gefühl, dass noch etwas anbrennt", sagt Siegtorschütze Sven Michel. "Die Mannschaft hat über 90 Minuten ein klares Statement abgegeben, dass sich hier nach manchem ernüchternden Ergebnis der letzten Wochen niemand aufgibt oder hängen lässt", betont Sportchef Fabian Wohlgemuth. Zwei Startelf-Rückkehrer überzeugen "Wir hatten viel mehr Struktur in unserem Spiel. Und vor allem die Körpersprache hat mir gefallen", erklärt Steffen Baumgart. Paderborns Trainer hatte dabei mit Maximilian Thalhammer und Sven Michel zwei Spieler in die Startelf beordert, die sich nach dem Saisonauftakt in Kiel schwere Verletzungen zugezogen hatten. Es war eine weise Entscheidung. Michel schoss in der 56. Minute das Goldene Tor und war insgesamt bester Paderborner. Thalhammer leistete sich zwar noch den ein oder anderen Wackler, trug unterm Strich aber maßgeblich zum vom Trainer erwähnten Struktur-Zuwachs im SCP-Spiel bei. "Thali war ein großer Faktor. Er hat halt eine sehr gute Übersicht und findet Lösungen auf engstem Raum", lobt Baumgart den 23-jährigen Neuzugang aus Ingolstadt, der sich vor drei Monaten einen Mittelfußbruch zugezogen hatte. Beim Comeback in Osnabrück stand Thalhammer nun gleich 88 Minuten auf dem Platz. Ob er am kommenden Dienstag, 22. Dezember, im DFB-Pokal-Zweitrundenspiel bei Union Berlin (Anstoß 20.45 Uhr) erneut in der Startelf stehen wird, ist daher noch unklar. "Mal schauen, wie es bei Thali kräftemäßig ausschaut", erklärt Paderborns Chefcoach. Thalhammers Mittelfeldkollege Ron Schallenberg dürfte in Berlin wohl wieder von Beginn an spielen. Im nächsten Ligaspiel bei Fortuna Düsseldorf (Montag, 4. Januar) muss das SCP-Eigengewächs dagegen definitiv passen. Grund: Schallenberg leistete sich am Samstag in der 67. und 69. Minute zwei gelbwürdige Fouls und sah völlig zurecht die Ampelkarte. Dennoch ist Baumgart keineswegs sauer auf seinen 22-jährigen Youngster, der bislang eine bärenstarke Saison gespielt hat. "Für mich ist entscheidend, wie Ron arbeitet. Und so eine Gelb-Rote Karte gehört letztlich auch zum Entwicklungsprozess", sagt der SCP-Trainer. Hoffen auf den Coup in Köpenick In einem solchen Entwicklungsprozess steckt derzeit die gesamte Mannschaft. Wohin der Weg im neuen Jahr führt, ist schwer einzuschätzen. "Wir haben sicherlich mehr Höhen und Tiefen als in meinen ersten beiden Jahren in Paderborn", sagt Steffen Baumgart. Und so sind Rückschläge weiterhin nicht ausgeschlossen. Wichtig sei, in solch kritischen Phasen die Ruhe zu bewahren. "Ebenso werde ich ja auch nicht gleich euphorisch, wenn wir mal wieder zwei, drei Siege in Folge feiern", so Paderborns Coach. Zum Jahresabschluss aber geht es nun erst einmal in Baumgarts Köpenicker Wahl-Heimat. Dann wartet mit Gastgeber Union Berlin die bisherige Überraschungsmannschaft der aktuellen Bundesliga-Saison, die am Freitag einen 2:1-Heimsieg gegen Borussia Dortmund bejubelte. Die Trauben hängen in der Alten Försterei somit verdammt hoch. Doch der SCP wittert seine Chance. So verkündete Sportchef Wohlgemuth nach dem Befreiungsschlag in Osnabrück: "Jetzt wollen wir im Pokal bei Union noch einen draufsetzen." Steffen Baumgart würde sicherlich wieder die Fäuste ballen, wenn der erhoffte Pokal-Coup in Köpenick tatsächlich gelingen sollte.

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