Beim SC Paderborn herrscht große Verunsicherung

Paderborn. In den vergangenen eineinhalb Jahren war der SC Paderborn in einem Großteil der Spiele in Sachen individueller Qualität klar unterlegen. Doch fast immer zeigten die Schützlinge von Trainer Steffen Baumgart den größeren Einsatzwillen. Am Mittwochabend war es genau umgekehrt. Gegen den spielerisch limitierten Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig, der jedoch mehr Biss hatte, reichte es trotz einer frühen 2:0-Führung nur zu einem 2:2. Der SCP ist damit seit vier Partien sieglos. Und das hinterlässt auch beim Chefcoach Spuren. "Wir sind weit weg von dem, was wir leisten müssen. Wir führen glücklich mit 2:0. Doch statt Selbstvertrauen zu entwickeln, wirken wir anschließend nur unsicher. Das stimmt mich nachdenklich. Und ich wäre auch nachdenklich, wenn wir 2:1 gewonnen hätten", sagt Baumgart. Dem SCP-Trainer ist es selbst ein Rätsel, warum es seine Schützlinge derzeit einfach nicht hinbekommen. Noch vor vier Wochen hatte seine Mannschaft Erinnerungen an die Zweitliga-Aufstiegssaison 2018/19 geweckt. Nun denken viele Paderborner Fans schon wieder mit Grausen an die Katastrophen-Spielzeit 2015/16. Leistungsträger in der Formkrise Mangelnde Einsatzbereitschaft will Baumgart seinen Spielern nicht unterstellen. "Die Jungs wollten auch am Mittwoch. Aber sie bekommen es nicht umgesetzt und machen es dem Gegner zu einfach. Unser größtes Problem ist, dass wir derzeit nicht die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen", betont der 48-Jährige. Gerade etatmäßige Leistungsträger schwächeln. Spieler wie Christopher "Jimmy" Antwi-Adjei, Kai Pröger oder Sebastian Vasiliadis sind meilenweit von ihrer Bestform entfernt. Auch Dennis Srbeny hat trotz seiner bislang sechs Saisontore momentan viel Luft nach oben. Antwi-Adjei erreichte hierbei gegen Braunschweig den bisherigen Tiefpunkt seiner eigentlich so glanzvollen SCP-Zeit. In der ersten Hälfte hatte er nach einem harten Einsteigen gegen Eintracht-Keeper Jasmin Fejzic Dunkelgelb gesehen. In der 74. Minute hielt "Jimmy" gegen Jannis Nikolaou den Fuß drauf, so dass er folgerichtig die Ampelkarte kassierte. War es Übermotivation? Frust? Tatsache ist, dass dem schnellen Flügelspieler auch am Mittwoch herzlich wenig gelang. Dabei stimmen laut Chefcoach die Trainingsleistungen. "Wenn Jimmy schlecht trainieren würde, würde er nicht spielen", betont Baumgart. Schonlau fällt wohl weiter aus Lichtblicke gibt es derzeit nur wenige. So ist auf Ron Schallenberg stets Verlass. Chris Führich strahlt Torgefahr aus und ist vor dem gegnerischen Kasten eiskalt, wenngleich auch er zuletzt in seinen Leistungen etwas nachgelassen hat. Ansonsten aber herrscht allgemeine Verunsicherung. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in der ungewohnt hohen Fehlerquote im Aufbauspiel wider. Auch deshalb wurde Sebastian Schonlau am Mittwoch schmerzlich vermisst. Der Kapitän musste aufgrund seiner Wadenprobleme passen. Schonlaus Zweikampfstärke und Übersicht hätte der SCP an diesem Abend gut gebrauchen können. Doch vermutlich muss der Innenverteidiger an diesem Samstag, 19. Dezember, im Gastspiel beim VfL Osnabrück erneut passen. "Bascho hat auch am Donnerstag nicht trainiert. Es sieht nicht gut aus", berichtet Steffen Baumgart. Terrazzino mit Licht und Schatten Dieser hatte gegen Braunschweig erstmals Marco Terrazzino in die Startelf beordert. Der 29-jährige SCP-Neuzugang zeigte im Gegensatz zu so manchem Teamkollegen den nötigen Biss, agierte hierbei aber oftmals mit der Brechstange, so dass vieles daneben ging. So leistete sich Terrazzino beispielsweise den entscheidenden Ballverlust vor dem Anschlusstreffer der Gäste. "Ich habe bei Terra viel Licht und viel Schatten gesehen. Er hat sicher falsche Entscheidungen getroffen. Aber ich bin froh, dass er es immer wieder versucht hat", urteilt Baumgart. Der SCP-Trainer könnte nun auch in Osnabrück dem ein oder anderen Edelreservisten eine Bewährungschance geben. Vielleicht rücken zudem Akteure wie Marcel Heller, Streli Mamba oder Dennis Jastrzembski in den Kader, die zuletzt keine Rolle spielten. Baumgart verneint, dass dies an schlechten Trainingsleistungen liegt. "Ich sehe halt andere Spieler vor ihnen", sagt der 48-Jährige. Dies könne sich aber schon mit Blick auf Samstag ändern. "Wenn du vier Spiele nicht gewonnen hast, kommst du natürlich ins Überlegen", so Baumgart. Fakt ist: An der nötigen individuellen Qualität, um einen Dreier in Osnabrück zu holen, sollte es nicht mangeln. Der SCP müsste an der Bremer Brücke nur endlich einmal wieder als Team überzeugen.

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