Paderborn findet mit neuen Jungs zu alter Stärke

Paderborn. Ein Mittelfeld ohne die Schlüsselspieler Sebastian Vasiliadis und Maximilian Thalhammer? Das hätte den Verantwortlichen des SC Paderborn zu Saisonbeginn wohl noch die Sorgenfalten auf die Stirn getrieben. Doch nun muss der Erstliga-Absteiger seit vier Spielen auf das verletzte Duo verzichten. Und siehe da: Der SCP holte in diesem Zeitraum stolze zehn Punkte. Am Sonntag gab's mit der 4:0-Gala beim SV Darmstadt 98 den vorläufigen Höhepunkt eines Höhenflugs, an dem diverse Jungspunde maßgeblich beteiligt sind. "Die Jungs und die gesamte Mannschaft entwickeln sich derzeit sehr gut", konstatiert Steffen Baumgart. Der SCP-Coach hatte in Darmstadt mit Schallenberg, Ingelsson, Justvan und Führich wieder vier 22-Jährige aufgeboten, die ohne jegliche Zweitliga-Erfahrung in die Saison gegangen waren. Ergebnis: Mittelfeld-Abräumer Ron Schallenberg erzielte am Böllenfalltor sein erstes Zweitliga-Tor. Flügelflitzer Chris Führich stockte sein Scorerkonto auf nunmehr drei Treffer und zwei Assists auf. Mittelfeld-Stratege Julian Justvan kam auf seine vierte Torvorlage. Der unermüdliche Balleroberer Svante Ingelsson verbuchte ebenfalls einen Assist. Und mit Johannes Dörfler (24) holte ein weiterer Zweitliga-Rookie den Handelfmeter zum 4:0-Endstand heraus. Der breite Kader ist ein Pfund Mit Zingerle, Schonlau, Antwi-Adjei und Srbeny standen am Sonntag nur noch vier Akteure in der Startelf, die schon bei der 0:1-Auftaktniederlage in Kiel von Beginn an gespielt hatten. In den Wochen nach dem Kiel-Spiel verletzten sich Stammkräfte wie Michel, Okoroji, Antwi-Adjei und das besagte Duo Vasiliadis/Thalhammer. Unerfahrene Spieler wurden ins kalte Zweitliga-Wasser geschmissen und schwammen sich auf Anhieb frei. Routinier Uwe Hünemeier und der wiedergenesene Jamilu Collins verliehen der Viererkette neue Stabilität. Und Nachverpflichtungen wie Terrazzino, Heller und Owusu haben den Konkurrenzkampf weiter angeheizt. "Da muss man Fabian ein Kompliment machen. Das passt alles zusammen", verteilt Baumgart ein Lob an Sportchef Fabian Wohlgemuth. Der breite Kader dürfte gerade in dieser Saison ein Pfund sein, mit dem der SCP wuchern kann. Nach der Länderspielpause stehen 13 Spiele in zehn Wochen auf der Agenda. Die Winterpause fällt aus. Im neuen Jahr geht es mit einer ähnlichen Schlagzahl weiter. Und positive Corona-Tests könnten so manches Aufgebot schnell dezimieren, wenn Spieler in Quarantäne müssen. Der Trainer lobt und mahnt zugleich "Es hat uns auch immer ausgemacht, dass wir einen breiten und ausgeglichen besetzten Kader haben. Die Jungs pushen sich gegenseitig. Keiner lässt sich hängen", betont Baumgart. Dies sei schon in der Zweitliga-Aufstiegssaison 2018/19 das Erfolgsrezept gewesen. An eben jene Spielzeit erinnerte am Sonntag auch der Auftritt in Darmstadt. "Wir hatten in der ersten Halbzeit sieben, acht Ballgewinne, aus denen wir zu guten Chancen gekommen sind. Unser Pressing vor dem 2:0, der Spielzug beim 3:0. Das ist exakt der Fußball, den wir uns vorstellen und den wir 2018/19 über einen langen Zeitraum gezeigt haben", urteilt Paderborns Chefcoach. Wer sich nun jedoch schon wieder wilden Aufstiegsfantasien hingibt, würde von Baumgart wohl einen ordentlichen Rüffel erhalten. "Das ist alles eine Momentaufnahme", mahnt der 48-Jährige. In der 2. Bundesliga kann es in der Tat ganz schnell wieder in die andere Richtung gehen. Bei einer Niederlage in Darmstadt hätte der SCP nur ein Pünktchen Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz gehabt. Nun liegt er lediglich zwei Zähler hinter einem Aufstiegsrang. Dies dokumentiert die extreme Ausgeglichenheit der Liga. Klare Paderborner Siege wie in Darmstadt dürften zumindest vorerst eine Ausnahme bleiben.

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