Paderborn. Mit zwölf Punkten hatte der SC Paderborn nach der Hinrunde der Bundesliga-Saison 2019/2020 zwar auf dem letzten Tabellenplatz, aber in Schlagdistanz zur Konkurrenz gelegen. Doch in der Rückrunde sollten nur noch acht Zähler hinzukommen. Nach dem 32. Spieltag war der Abstieg besiegelt. Vor allem in der heimischen Benteler-Arena ging in der zweiten Saisonhälfte so gut wie nichts. In acht Heimspielen gab es anno 2020 nur einen mickrigen Punkt (1:1 gegen Hoffenheim). Im Folgenden schauen wir auf die wichtigsten SCP-Stationen der Rückrunde zurück.
19. Spieltag, 25. Januar 2020
SC Freiburg - SC Paderborn 0:2 (0:0): Nach der 1:4-Heimpleite zum Rückrunden-Auftakt gegen Leverkusen landeten die Paderborner beim Gastspiel im Breisgau den vierten Saisonsieg. Dieser gelang auch noch in Unterzahl, denn Linksverteidiger Jamilu Collins hatte in der 59. Minute die Gelb-Rote Karte gesehen. Elf Minuten zuvor hatte Christopher "Jimmy" Antwi-Adjei mit seinem ersten Saisontor die Paderborner Führung erzielt. Abdelhamid Sabiri traf dann vor 23.500 Zuschauern im Freiburger Schwarzwaldstadion per Elfmeter (84.) zum 0:2-Endstand. Der SCP gab die Rote Laterne an Fortuna Düsseldorf ab und kletterte auf Rang 17. "So kann's gerne weitergehen", sagte Antwi-Adjei nach Spielschluss. Tat es aber leider nicht. Es sollte "Jimmys" einziger Saisontreffer bleiben. Der SCP sollte bis zum Saisonende keinen weiteren Dreier mehr landen und rutschte schon am 20. Spieltag wieder auf den letzten Platz ab.
23. Spieltag, 21. Februar 2020
FC Bayern München - SC Paderborn 3:2 (1:1): Während es zuhause weitere bittere Niederlagen setzte (2:4 gegen Wolfsburg, 1:2 gegen Hertha), zeigte sich der SCP auswärts in besserer Verfassung. Nach einem 1:1 auf Schalke trumpfte der krasse Außenseiter an einem Freitagabend im Februar mit einem äußerst mutigen Auftritt beim deutschen Rekordmeister auf. Dennis Srbeny, der Nationaltorhüter Manuel Neuer düpierte, und Sven Michel glichen mit ihren Treffern in der 44. und 75. Minute jeweils eine Bayern-Führung aus. Die Sensation war zum Greifen nahe, doch zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit bewahrte Torjäger Robert Lewandowski den haushohen Favoriten vor einer Blamage. "Paderborn ist eine Mannschaft, die Fußball spielen will. Ich hoffe, ihr holt die nötigen Punkte, damit ihr nächstes Jahr wieder in München spielt", sagte Bayern-Coach Hansi Flick nach dem 3:2-Zittersieg seiner Mannschaft. Sein Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen. Vor allem aber sollte sich an diesem Abend zeigen, wie nebensächlich doch eigentlich der Fußball ist, denn das Spiel wurde von einem tragischen Unglück überschattet. Die 14 Monate alte Nichte von SCP-Stürmer Streli Mamba war auf der Tribüne der Allianz-Arena kollabiert und starb später im Krankenhaus.
25. Spieltag, 6. März 2020
SC Paderborn - 1. FC Köln 1:2 (0:2): Im Aufsteigerduell gegen den NRW-Rivalen stand am Ende (mal wieder) eine Heimniederlage mit einem Tor Unterschied zu Buche. Dabei hatten sich die Hausherren in den ersten 60 Minuten vor 15.000 Zuschauern in der ausverkauften Benteler-Arena viel zu harmlos präsentiert. So führten die Kölner nach Treffern von Jorge Meré (28.) und Jonas Hector (37.) verdient mit 2:0. Nach dem 1:2-Anschlusstreffer durch Dennis Srbeny (73.) kam dann die Hoffnung auf, dass sich Geschichte wiederholt. Schließlich hatte der SCP in der Vorsaison nach einem 0:2-Rückstand noch einen 3:2-Heimsieg gegen den Effzeh gefeiert. Doch diesmal blieb die Wende aus. "Wir stehen wieder mit leeren Händen da. Das kotzt mich langsam an", sagte Torschütze Srbeny, der zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen konnte, dass er zum letzten Mal in dieser Saison vor Zuschauern spielen sollte. Denn es folgte eine quälend lange Corona-Pause.
26. Spieltag, 16. Mai 2020
Fortuna Düsseldorf - SC Paderborn 0:0: Nach der besagten Heimpleite gegen Köln sollten satte 72 Tage vergehen, ehe der Ball wieder rollte. Das erste Geisterspiel der SCP-Vereinsgeschichte hatte dabei wenig Erbauliches zu bieten. Nach einem intensiven, aber ziemlich langweiligen Kick in der gähnend leeren Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena stand die erste Paderborner Nullnummer der Saison zu Buche. "Fußball lebt von Emotionen und Zuschauern. Da fehlt eine ganze Menge", urteilte SCP-Coach Steffen Baumgart. "Die Atmosphäre hatte ein bisschen was von U19-Bundesliga", erklärte Rechtsverteidiger Mohamed Dräger. Sein Team lag nach diesem Remis weiter sechs Punkte hinter der Fortuna, die zu diesem Zeitpunkt Relegationsplatz 16 belegte.
29. Spieltag, 31. Mai 2020
SC Paderborn - Borussia Dortmund 1:6 (0:0): Beim 3:3 im Hinspiel war der SCP nur hauchdünn an einem Sensationssieg beim BVB vorbeigeschrammt. Beim Wiedersehen an der Pader hielt der Underdog am Pfingstsonntag aber nur in der ersten Halbzeit mit. Dann sollten die Schwarz-Gelben noch einen Sechserpack schnüren. SCP-Routinier Uwe Hünemeier erzielte gegen seinen Ex-Klub per Elfmeter zwar noch den 1:2-Anschlusstreffer, doch in den letzten Minuten der Partie rannten die Hausherren blindlings ins Verderben. "Da passieren Sachen, die man gerne erklären möchte, die man aber nicht erklären kann", kommentierte Trainer Steffen Baumgart die drei Gegentreffer in der Schlussphase, die für die höchste Heimpleite der Saison sorgten. Der Rückstand auf den Relegationsplatz betrug zu diesem Zeitpunkt bereits acht Zähler.
31. Spieltag, 13. Juni 2020
SC Paderborn - Werder Bremen 1:5 (0:3): Ausgerechnet im Abstiegs-Endspiel gegen den Tabellenvorletzten von der Weser leisteten sich die Paderborner eine Woche nach einem überraschenden 1:1 in Leipzig die schlechteste Saisonleistung. Schon nach 39 Minuten lagen die Gastgeber mit 0:3 hinten. Nach der Pause kam der SCP zwar zu diversen guten Chancen, aber mehr als das zwischenzeitliche 1:4 (67.) durch Abdelhamid Sabiri sollte nicht herausspringen. "Ich bin maßlos enttäuscht. Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen und haben alle wichtigen Tugenden, die Fußball ausmachen, nicht auf die Platte bekommen. Das macht mich nachdenklich und traurig", konstatierte Steffen Baumgart und fügte an: "Wir dürfen so nicht auftreten, das ist nicht Bundesliga. Das sind nicht wir."
32. Spieltag, 16. Juni 2020
1. FC Union Berlin - SC Paderborn 1:0 (1:0): Drei Tage nach der Klatsche gegen Werder war der SCP-Abstieg dann auch rechnerisch besiegelt. Beim Aufsteigerduell in Köpenick holten die Paderborner zwar alles aus sich heraus, doch einmal mehr fehlte die nötige Durchschlagskraft. Der einzige Treffer der Partie resultierte aus einem Eigentor: SCP-Offensivakteur Ben Zolinski verlängerte einen Berliner Freistoß in der 27. Minute unglücklich mit dem Kopf in die Maschen des eigenen Gehäuses. Während die erfahrenen Unioner damit den Klassenerhalt feierten, geht es für Paderborn zurück in die 2. Bundesliga. "Wenn du zwei Spieltage vor Schluss 20 Punkte hast, dann ist das nicht ausreichend für die erste Liga", analysierte SCP-Coach Steffen Baumgart.
34. Spieltag, 27. Juni 2020
Eintracht Frankfurt - SC Paderborn 3:2 (2:0): Mit einer 2:3-Niederlage in Leverkusen hatte die Saison für den SCP begonnen. Mit einem 2:3 in Frankfurt sollte sie dann auch enden. Das Spiel war dabei ein Spiegelbild für die gesamte Saison: Paderborn spielte munter mit, war aber in der Offensive nicht effektiv genug, um es dem Gegner bei dessen Torerfolgen zu einfach zu machen. Doch selbst in diesem bedeutungslosen Spiel bewies der SCP bei einem 0:3-Rückstand und schwülwarmen Temperaturen eine tolle Moral, die fast noch mit einem 3:3 belohnt wurde. Doch es passte zu dieser Spielzeit, dass der wackere Underdog am Ende wieder mit leeren Händen dastand.