Fußball in Bielefeld Dornbergs Trainer im Porträt: „Hoschi“ mag Löwen und lange Wege

Bielefeld. 21. Juli 1984 in Castrop-Rauxel: Jens Horstmann erblickt das Licht der Welt. Im tiefsten Ruhrpott. Das erklärt, woher der Trainer des Landesligisten TuS Dornberg seine offene und kommunikative Art hat. &bdquo;Ich bin da aber nur geboren. Aufgewachsen bin ich in Halle/Westfalen“, sagt er. Ostwestfale also. Und irgendwie auch ein gefühlter Bayer mit etwas italienischem Touch. Multikulturell quasi. Mittlerweile ist Horstmann – den alle nur &bdquo;Hoschi“ rufen – in seinem vierten Jahr als Coach beim TuS tätig. Und vor Kurzem verlängerten Klub und Trainer um ein weiteres Jahr. &bdquo;Das hat zu dem Zeitpunkt wohl auch keiner in Bielefeld geglaubt“, sagt Horstmann lachend. Zugegeben, die sportliche Situation stellte sich zu dem Zeitpunkt deutlich prekärer dar, als sie es mittlerweile ist. Zwar stecken die Dornberger noch immer im Abstiegskampf, aber die jüngsten Ergebnisse lassen die Verantwortlichen auf einen positiven Saisonabschluss hoffen. "Ich streite gern, aber konstruktiv muss es sein" Dann geht Jens Horstmann im Sommer in sein fünftes Trainerjahr im Bielefelder Westen. &bdquo;Ich hatte vorher nie einen Bezug zum TuS Dornberg, aber mittlerweile kann ich mir nur schwer vorstellen, den Verein zu verlassen. Es sei denn, es käme ein ganz bestimmtes Angebot“, verrät Horstmann. Dieses Angebot müsste aus rund 600 Kilometer Entfernung kommen und als Absender den TSV 1860 München haben. Bei einer attraktiven Offerte aus dem gehobenen Amateurbereich in OWL käme er allerdings ins Grübeln. Die Löwen sind Horstmanns Herzensverein – obwohl er das passende Sternzeichen um zwei Tage verpasst hat. Doch wie kommt ein in Castrop-Rauxel geborener Ostwestfale zu den Münchener Löwen? Horstmann: &bdquo;Das war in der Saison 93/94, da hatte ich das Kicker Sonderheft und da war ein Foto vom Sechziger Sturmduo Peter Pacult und Bernhard Winkler abgedruckt. Außerdem hatte Sechzig da ein geiles Trikot mit einem großen Löwen drauf.“ Horstmann sind Werte wie Ehrlichkeit und Loyalität wichtig Zuletzt waren die Sechziger tatsächlich auf Trainersuche. &bdquo;Ich habe gelesen, dass der neue Coach sich mit einer Initiativbewerbung bei 1860 beworben hat. Das hätte ich auch gekonnt“, meint Horstmann und lacht. Jens Horstmann ist eine Art Fußballromantiker. Ihm sind Werte wie Ehrlichkeit, Loyalität und Konstruktivität wichtig. Auf wie neben dem Platz. &bdquo;Ich streite mich total gern – aber im Sinne einer konstruktiven Auseinandersetzung. Das kann ich wunderbar mit Thies Kambach“, berichtet Horstmann. Der sportliche Leiter des TuS Dornberg ist nämlich nicht nur Horstmanns Chef, er ist auch einer seiner besten Freunde. Ganz nebenbei ist &bdquo;Hoschi“ auch noch Patenonkel von Kambachs Söhnchen Fritz. Horstmann: &bdquo;Wenn Thies mich rausgeschmissen hätte, als es sportlich nicht so rund lief, wäre ich ihm nicht böse gewesen, weil wir offen darüber gesprochen hätten. Das kann ich trennen.“ Doch Kambach warf ihn nicht raus – die jüngsten Ergebnisse geben ihm Recht. Seit rund 15 Jahren sind Horstmann und Kambach Kumpels. Die Freundschaft begann, als Horstmann Kambachs Nachmieter in dessen alter Wohngemeinschaft wurde. "Ich mag es, meine eigene Komfortzone zu verlassen" Wenn Jens Horstmann sich selbst beschreibt, dann spricht der selbstständige Immobilienverwalter von einem &bdquo;einigermaßen reflektierten Menschen, mit der für den Trainerjob nötigen Meinungsstärke.“ Dazu sei er analytisch, unternehmungslustig und verlässlich. &bdquo;Verlässlichkeit ist nicht zu verwechseln mit Pünktlichkeit“, schiebt Horstmann grinsend ein. Denn mit der nimmt er es nicht ganz so genau. Zusätzlich sei er ein Wettkampftyp. &bdquo;Ich mag es, meine eigene Komfortzone zu verlassen.“ Darum ist er mittlerweile auch schon drei Mal den Hermann gelaufen – zuletzt übrigens im Trikot von 1860, das er von seiner Großmutter geschenkt bekam. Daneben hat er auch beim Böckstiegellauf mitgemacht und ist mit seinem Freund Jörn Möller den Camino de Santiago – oder Jakobsweg – gewandert. 720 Kilometer in 18 Tagen im spanischen Hochsommer bei 35 Grad. In Bayern fühlt Horstmann sich wohl &bdquo;Die längste Etappe war 55 Kilometer an einem Tag.“ Horstmanns nächste Ziele: Eine Wanderung durch Schottland, der Fernwanderweg von München nach Venedig und der Grande Randonnée 20 (GR 20), ein alpine Tour auf der Mittelmeerinsel Korsika. Und dann ist da ja noch der Horstmannsche Lebenstraum. &bdquo;Ich möchte gerne mal einen richtigen Ironman machen“, sagt er. Bielefeld dauerhaft zu verlassen kann er sich nur schwer vorstellen. &bdquo;Es gibt nur eine Stadt, für die ich gehen würde und das ist München.“ In Bayern fühlt Horstmann sich wohl – nicht nur wegen 1860. &bdquo;Das Umland ist fantastisch, man ist in einer Stunde in den Bergen, außerdem ist die bayrische Kulinarik hervorragend.“ In Italien ein Jahr studiert Aber auch in Italien fühle er sich wohl. Dort hat Horstmann ein Jahr lang studiert. Die Mischung machts. &bdquo;Aus Italien habe ich die Freude am Leben, mein entspanntes Zeitmanagement und die taktische Kniffelei beim Fußball“, erklärt &bdquo;Hoschi.“ Dazu ist er großer Fan der bayrischen Braukunst. &bdquo;Ein gutes Weißbier ist was Feines, allerdings trinke ich am liebsten ein frisch gezapftes, dunkles Löwenbräu in meinem Lieblingslokal Café Royal.“ Da kann Horstmann auch seine Ruhrpott-Gene ausleben und eine offene Kommunikation pflegen. Er ist eben ein ostwestfälisch-italienischer Bayer mit Ruhrgebietshintergrund.

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