Bielefeld Motorrad: Neustart auf dem Leineweberring

Bielefeld. Die Wiese ist gemäht um das große Rund des Leineweberringes. Das Gelände ist bereit für den Weltmeisterschafts-Qualifikationslauf der Motorrad-Langbahn-Asse an diesem Sonntagnachmittag. Noch dröhnen die Motoren hier nicht, einstweilen hat deshalb ein Storchenpaar Quartier bezogen. Im Turmzimmer der Rennanlage haben es sich die Macher des Deutschen Motor-Sport-Clubs Bielefeld halbwegs gemütlich gemacht für einen Plausch über den Stand der Dinge. Nur halbwegs gemütlich, weil der Puls und die Spannung langsam steigen kurz vor dem großen Event, das eine neue Zeitrechnung einläutet. Es muss ohne den "Herrn des Rings" funktionieren &bdquo;Wir haben ganz viel Wissen, Erfahrung und Routine verloren mit den verstorbenen DMSC-Urgesteinen Herbert Prante, Rudi Hoekzema und Helmut Unbehaun“, sagt Michael Junklewitz. Er ist als eines von drei Mitgliedern des geschäftsführenden Vorstandes verantwortlich für die Geschicke des DMSC. Ihm zur Seite stehen, sitzen, Sprecher Stephan Prante und Finanz-Chef Markus Böke. Mit dem Tod des Ehrenvorsitzenden Herbert Prante im März 2021 muss jetzt alles ohne den &bdquo;Herrn des Rings“, des Leineweberrings, funktionieren. Wird es auch. Schließlich hat das Trio seit Jahren seine Erfahrungen mit höchstkarätigen Veranstaltungen im Langbahnrennen oder der Geschicklichkeitsvariante Trial – über Stock und Stein – gesammelt. Die heiße Phase der Vorbereitung läuft schon seit Oktober. Mindestens zweiwöchentlich trafen sich die DMSCer zunächst, die Frequenz steigt mit dem Näherrücken der ersten Startsirene am Sonntag um 14 Uhr massiv an. Michael Junklewitz ist der einzige aus dem Trio, der selbst schon im Wettkampf über den Hochgeschwindigkeitskurs Leineweberring donnerte. &bdquo;Tempo und die Balance in den Kurven, das spürt man im Hintern“, sagt Junklewitz, und der Schalk blitzt aus seinen Augen. Bis auf Tempo 140 werden die Fahrer auf den Geraden und somit vor der Haupttribüne kommen, in den Kurven in Schräglage noch 120 auf dem Tacho haben. Alle Motorräder haben 500 Kubikzentimeter, aus dem halben Liter Hubraum kommen bis zu 70 PS. &bdquo;Je nachdem, wie gut die Techniker sind“, sagt Junklewitz grinsend. Offizielle Liste erst wenige Tage vor dem Start Stephan Prante ist heute etwas reservierter. In sein Ressort fällt unter anderem das 56 Seiten starke Sonderheft des Vereins zum WM-Quali-Lauf. Und dort fehlt das Herzstück: Die Liste der Fahrer. &bdquo;Am 2. Juni war der Meldeschluss der Länder für die Nominierungen beim Weltverband FIM. Am 3. hätte die Liste also eigentlich vorliegen müssen“, sagt Prante junior. Nun hatte er bis zum 9. Juni immer noch keine verbindliche Liste vorliegen, das Heft aber musste in den Druck. Dass die europäische Elite am Sonntag in Bielefeld am Gashahn dreht, weiß Stephan Prante inzwischen auch offiziell. Der amtierende Langbahnweltmeister Romano Hummel wird dabei sein, so wie seine niederländischen Landsleute Henry van der Stien und Mika Meijer. Die Tschechen, Finnen und Schweden schicken ebenfalls Top-Fahrer. Für Deutschland musste der Mannschaftsweltmeister Max Dilger passen. Er hat sich am Pfingst-Wochenende beim Training zu einem Liga-Match in Polen die Hüfte gebrochen. Weil die Taktung der Grasbahn-Rennen in Europa hoch ist und einige Piloten noch am Freitag auswärts am Start waren, ist ein bisschen Ungewissheit immer dabei. Schlecht für Prante, der die Öffentlichkeitsarbeit vorantreibt – aber so ist das Motorrad-Geschäft. Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich Gut für die Geschäfte des DMSC wären &bdquo;5.000 bis 6.000 Zuschauer“, sagt DMSC-Schatzmeister Markus Böke. Wobei &bdquo;Geschäfte“ auf die falsche Bahn führt. Die Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich müssen gedeckt werden. Schließlich schüttet der DMSC die Sieg- und Platzierungsprämien für die Fahrer aus. Dazu kommt ein Großteil der geliehenen Elemente wie Luftpolster zur Absicherung der Fahrer. &bdquo;Wenn am Ende eine Null steht, ist alles gut gelaufen“, sagt Böke. Darum fragt er seinen Kollegen Prante auch grinsend, ob die belegten Brötchen auch selbstgeschmiert sind. Rechnerei für die Organisatoren, Beiwerk für die Motorsport-Fans. Die kommen aus ganz Europa nach Bielefeld. Schon seit Mittwoch sind die ersten Fans eingetroffen und inspizieren fachkundig das Gelände. Sie werden als erste vor Ort sein, wenn am Sonntagvormittag die Fahrer trainieren, bevor es losgeht. Die Störche müssen sich bis Montag, wenn wieder Ruhe einkehrt, ein anderes Plätzchen suchen.

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