Bielefeld Für den neuen SSB-Präsidenten Detlef Kuhlmann ist jeder Verein einzigartig

Bielefeld. Detlef Kuhlmann (64) hat sich einiges vorgenommen für die nächsten zwei Jahre und vielleicht noch darüber hinaus. Seit einigen Wochen ist er Präsident des Bielefelder Stadtsportbundes (SSB) und vertritt in dieser Funktion mehr als 200 heimische Vereine. Im Gespräch mit dieser Zeitung erläuterte der Professor für Sportwissenschaften an der Leibnitz Universität Hannover seine Ziele, was sich im SSB geändert hat und warum das Jahr 2021 für ihn und den SSB ein besonderes ist. Kuhlmann über.... . . . seine Motivation, SSB-Präsident zu werden"Ich bin von mehreren Seiten angesprochen worden, ob ich mir vorstellen kann, das Amt zu übernehmen. Von der Arbeit des SSB habe ich mich durch Vorortbesuche informiert und ein sehr engagiertes und kompetentes hauptamtliches Team kennengelernt. Nach reiflicher Überlegung habe ich gesagt: Ja, ich kandidiere und verbinde damit bestimmte Ziele. Durch die 2018 verabschiedete Satzungsänderung hatten sich die Verantwortlichkeiten im SSB geändert." . . . die Satzungsänderung und neue Verantwortungen"Das Präsidium hat jetzt vier Vizepräsidenten, die ihre Expertise und eigenen Arbeitsschwerpunkte einbringen. Dazu kommen zwei Vertreter der Sportjugend. Neu ist neben dem Präsidium der Vorstand. Er ist hauptamtlich zeichnungsberechtigt und hat zusammengefasst ähnlich wie vorher die Geschäftsführung inne, allerdings mit größerer Kompetenz und Entscheidungszuwachs. Diesen Posten bekleidet Karl-Wilhelm Schulze. Ich bin also nicht ständig in das Tagesgeschäft involviert. Das Präsidium ist eine Art Aufsichtsrat für den Vorstand, der mittel- bis langfristig durch einen zweiten hauptamtlichen Vorstand verstärkt werden soll. Das bedeutet mehr Professionalität." . . . den Sportverein als Sportanbieter Nummer eins"Diese Qualität der Sportvereine gilt es zu erhalten, zu kultivieren und zu stärken. Der SSB als Interessenvertretung soll mithelfen, die Rahmenbedingungen der Klubs zu verbessern. Dabei ist zu beachten, dass jeder Verein einzigartig ist und jeder andere Sorgen hat." . . . die Förderung des Sports"Für mich als Pädagogen ist wichtig, dass alle Menschen ihren individuellen Weg in den Sport finden können. Das heißt auch die Frage zu stellen, wie können sich Vereine für Personen öffnen, die dem Sport noch fernstehen? Dabei muss man die wichtigen Themen Integration und Inklusion gleich mitdenken. Nicht bei jedem stehen der Leistungs- und Wettkampfgedanke sondern eher Gesundheit und Gemeinschaft im Vordergrund." . . . die Förderung des Spitzensports"Wenn wir Leistungssport in Bielefeld erhalten und fördern wollen, müssen wir Wege finden, wie wir erfolgreiche Leichtathleten wie die Northoff-Geschwister oder Amanal Petros halten können. Das kann der SSB nicht allein, dafür braucht er starke Partner aus der Politik und vielleicht der Wirtschaft." . . . die Aufgabe, Bielefeld noch sportfreundlicher zu gestalten"Dazu gibt es keine Alternative. Ziel muss es sein, die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger Bielefelds mit den Mitteln des Sports zu verbessern. Wir brauchen ein Bündnis aus Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit, das die Bedingungen für den Sport verbessert." . . . die Errungenschaften der Vergangenheit"Das neue Präsidium will an die Arbeit des vorigen unter Klaus Weber und Karl-Wilhelm Schulze anknüpfen und die Rahmenbedingungen des Sports sukzessive verbessern. In demnächst stattfindende Gesprächen wollen wir den Verantwortlichen der Stadt auf Augenhöhe begegnen. Wir müssen dabei auch deutlich machen, dass guter Sport natürlich auch Geld kostet. Beispielsweise für einen zweiten Hauptamtlichen Vorstand im SSB." . . . die Bedeutung von eSport für den SSB"Das ist ein Thema in der Sportwissenschaft und beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), bei uns noch keins. Ich persönlich vertrete die Position des DOSB, dass Sport mit einer motorischen Eigenleistung verbunden sein soll. Grundsätzlich sind wir offen dafür, virtuelle elektronische Aufbereitung von Sportarten und möglicherweise Anknüpfungspunkte für die Vereinsarbeit herzustellen." . . . den Leistungs- und Wettkampfsport"Grundsätzlich muss der Leistungssport in Bielefeld eine Plattform haben. Es ist wichtig, Wettkampfstrukturen zu erhalten und zu pflegen. Im Handball, der mit Nachwuchsmangel zu kämpfen hat, hat man festgestellt, dass nur wenige Menschen mit Migrationshintergrund dabei sind. Dem kann man nur durch Öffnung begegnen. Da müssen die Vereine mitmachen, der SSB kann dabei unterstützen." . . . die Bedeutung des Fußballprofiklubs Arminia für die Stadt und den SSB"Wir verfolgen jeden Erfolg in jeder Sportart und freuen uns darüber. Arminia hat einen Imagefaktor für die Stadt. Das ist gut, aber es ist nicht Aufgabe des SSB, Arminia besonders zu unterstützen. Letztlich das ein Verein von 223 in Bielefeld und besteht ja nicht nur aus den Profifußballern, sondern hat andere Abteilungen." . . . Kommunikation im Verband und durch den Verband"Ich sehe da noch Verbesserungspotenzial. Wir sollten die Arbeit des SSB und unserer Vereine noch besser in der Öffentlichkeit darstellen. Das fängt bei der Homepage an und betrifft auch die neuen sozialen Medien. Vielleicht kann man über diese Wege junge Menschen für den Vereinssport gewinnen. Sie sind unsere Zukunft." . . . das Jahr 2021 und seine Bedeutung für den SSB"Der SSB, der aus dem Kreisturn- und Sportverband hervorging, wird 75 Jahre alt. Ich möchte gern, dass wir diese Jubiläum begehen und jetzt schon anfangen, uns Gedanken zu machen, wie wir den Geburtstag mit den Vereinen für Bielefeld gestalten." . . . den Mangel an Ehrenamtlichen"Ohne Ehrenamtliche geht nichts. Es wird immer schwieriger, welche zu finden. Die Erwartungen an den Sport werden aber auch immer höher. Immer mehr Leute arbeiten nicht mehr langfristig, sondern beteiligen sich an Projekten. Als SSB versuchen wir, Impulse zu setzen. Letztlich muss jeder Verein für sich eine Lösung finden, da doch jeder Verein in seinem eigenen Biotop arbeitet. Es ist wichtig, dass die Ehrenamtskultur auch durch Wertschätzung gefördert wird."