Portrait Pferde-Ausbildung: Ein einfacher Strick reicht aus

Herford. Der deutsche Springreiter Ludger Beerbaum geriet zuletzt wegen Techniken und Methoden in der Ausbildung der Pferde in die Kritik. Der mehrfache Olympiasieger verteidigte sich dabei immer wieder. &bdquo;Nur mit einem Strick um den Hals können wir keinen Springwettbewerb und keine Dressur bestreiten”, sagte Beerbaum in einem Interview des &bdquo;Spiegel”. Pferde müssten geformt, Reize gesetzt werden – &bdquo;über Zügel, mit einem Gebiss, einer Gerte oder auch Sporen. Tiergerecht eingesetzt ist das absolut okay. Natürlich darf kein Pferd verletzt werden”, so Beerbaum. &bdquo;Das geht auch anders”, betont hingegen Kathrin Harms-Hirche, die für den Reitverein “von Lützow” Herford bei Turnieren startet. Sie reitet seit Jahrzehnten, ist mit ihrem Pony Benny Blue auch in schweren S-Dressuren unterwegs. Das Reiten ist ihr Hobby, sie verdient damit kein Geld. &bdquo;Und Olympia ist auch nicht drin für mich”, betont sie gelassen. Für sie zählt die Gesunderhaltung der Tiere und der Spaß am Reiten. Beerbaums generelle Aussage, dass man nur mit einem Strick um den Hals nicht reiten kann, widerlegt die Herforderin seit Jahren. Das Pony weiß, dass es anschließend auf die Weide geht Mit fünf Jahren saß Kathrin Harms-Hirche das erste Mal auf einem Pferd und lernte reiten. Vor 25 Jahren kaufte sie sich ihr erstes Pferd. &bdquo;Und das steht hier immer noch top fit auf der Weide”, berichtet sie von Lady Blue Eyes, die heute 28 Jahre alt ist. Gemeinsam mit ihrem Mann lebt sie mit sechs Pferden auf dem Hof am Rande von Herford. Täglich reitet sie ihre Ponys. Ihr 16-jähriger Ponywallach Benny Blue war viele Male in den M-Dressuren platziert und auch in S-Dressuren hat Harms-Hirche ihr Pony schon vorgestellt. &bdquo;Wir trainieren viel im Gelände, sind viel in der Natur unterwegs”, berichtet die 46-jährige. &bdquo;Wir trainieren ohne Druck, üben eine Lektion nach der anderen, da ist Benny immer sehr konzentriert”, so Harms-Hirche. Das Pony weiß genau, dass es anschließend auf die Weide darf. Ihr Vorbild ist die Französin Alizée Froment, die bereits seit 2009 in Shows zeigt, dass selbst die technischsten Dressurübungen mit nur einem Nackenseil geritten werden können. &bdquo;Es geht also nachweislich”, betont Kathrin Harms-Hirche. Die Ausbildung der Pferde hat sie mit Zaumzeug begonnen, seit 2016 ist sie schon mit dem Halsring dabei. &bdquo;Klar beginnen wir immer mit Zaumzeug, aber nach und nach ist es dann nur noch das Seil”, erklärt sie. &bdquo;Damit überprüfe ich den Sitz und meine Einwirkung, das Seil ist mein Trainer”, ist sie überzeugt. Pferde als Partner im Sport Darüber hinaus sind Kathrin Harms-Hirche und Benny Blue auf Deutschlands großen Messen unterwegs. Unter dem Motto &bdquo;man muss nicht groß sein, um groß zu sein“ stellt sie ihr Pony in einer S-Kür sowohl mit Kandare als auch mit Halsring vor. &bdquo;Unser Ziel ist es den Leuten zu zeigen, dass auch Ponys tollen Sport präsentieren können und nicht belächelt werden sollten.” Im Jahr 2018 hat Harms-Hirche den Verein “PonyPower18plus” gegründet und ist dessen 1. Vorsitzende. Hier geht es nicht um Turniere, Erfolge oder Schleifen. &bdquo;Wir wollen zeigen, dass Ponys nicht nur von Kindern geritten werden können, sondern auch für Erwachsene tolle Partner im Sport- sowie im Freizeitbereich sind”, erläutert sie. Bei den Pferdemessen treffen sich die Gleichgesinnten, tauschen sich aus. &bdquo;Wir unterstützen erwachsene Reiter bei allen Fragen rund um Sport- oder Freizeitponys oder auch Spezialpferderassen, zudem engagieren wir uns im Bereich der Jugendförderung und in sozialen Projekten”, erklärt die Sozialpädagogin. &bdquo;Wir sind ein Netzwerk für gleichgesinnte Reiter, organisieren gemeinsame Aktivitäten wie Reiturlaube und Ausritte und bieten Seminare und Lehrgänge an.” Einige aus dem Verein reiten ihr Pony selbst im Springen nur mit Halsring. &bdquo;Das zeigen wir sehr gerne, denn es geht und es macht verdammt viel Spaß”, meint Kathrin Harms-Hirche und lächelt.

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