DFB-Pokal Wie Güterslohs Torhüterin den Kasten gegen Alex Popp und Co. sauber halten will

Gütersloh. Sie ist die letzte Frau. Nicht im Sinne von "sie ist das Allerletzte" - ganz im Gegenteil. Es ist ganz wörtlich gemeint: Sarah Rolle steht ganz hinten. Die 22-Jährige ist Torhüterin und seit dieser Saison auch Kapitänin des Zweitligisten FSV Gütersloh. Ein Job, den sie zuverlässig ausübt. Aber am Sonntag wird sie als "letzte Bastion" ganz besonders gefordert sein. Sie muss gegen absolute Weltklasse ihren Kasten sauber halten. Der VfL Wolfsburg ist mit das Beste, was der Welt-Vereinsfußball hergibt. Ein Team, bestückt mit Nationalspielerinnen aus gleich mehreren Nationen. Und natürlich zahlreichen deutschen Vize-Europameisterinnen, allen voran die längst zur Legende gewordene Alexandra Popp. Ein solcher Gegner in der zweiten Runde des DFB-Pokals - Augenhöhe geht vermutlich anders. Und was sagt Sarah Rolle? "Wer Favorit ist, ist ja klar. Aber wir sind auf deren Stärken eingestellt. Ich hoffe, dass die mit einer guten Elf auflaufen." Die letzte Verteidigungslinie ist bereit. Ob sie die Hütte voll bekommen wird? "Über jeden Ball, den ich halte, darf ich mich freuen", sagt die Keeperin. Sie kennt das Gefühl, vom VfL einen oder auch mehrere eingeschenkt zu bekommen. Gerade zwei Jahre ist es her, als der FSV schon einmal gegen die Niedersachsen in einem Pokalspiel stand - es war das Viertelfinale. "Aber das war nach der Corona-Quarantäne und es fand ohne Zuschauer statt", relativiert Rolle. Der FSV zog sich achtbar aus der Affäre, unterlag mit 0:3. Wenn Gegentreffer, dann am liebsten von Alex Popp Rolle wurde anschließend sehr gelobt. An die Gegentore könne sie sich noch gut erinnern, sagt sie. "Zwei davon waren Distanzschüsse in den Winkel", ärgert sich die Kapitänin. So einen mit einer Glanzparade mal raus zu kratzen - das wär's. "Und wenn schon Gegentreffer, dann am liebsten von Alex Popp - und der muss unhaltbar sein", sagt Rolle, die nicht vor hat, der Nationalstürmerin und ihren Kolleginnen Tür und Tor zu öffnen. Das erste Ziel der Gütersloherinnen kann die Kapitänin schon verraten: "Erstmal wäre es schön, wenn wir möglichst lange die Null halten." Dazu muss sie auf dem Posten sein, aber auch ihre Vorderleute. Die sind teilweise noch viel jünger, als die 22-jährige Keeperin, die inzwischen schon zu den Routiniers im Kader von Cheftrainerin Britta Hainke zählt. "Ich werde probieren, die Mädels vor mir ruhig zu halten", verspricht sie. Ihre Ausstrahlung kann Rolle schon bei der Anreise zum Spiel wirken lassen. Rund eine Stunde ist sie in einer Fahrgemeinschaft aus ihrem Wohnort Münster mit Anna Höffker und Paula Reimann unterwegs. Viel Zeit, sich mental vorzubereiten: "Wir wissen: wenn die Stimmung im Team gut ist, dann ist auch die Leistung auf dem Platz gut." So einen großen personellen Umbruch, wie vor dieser Saison, habe sie noch nicht erlebt, sagt Rolle. Sie kann das beurteilen, denn sie ist seit 2016 im Verein, spielte nie woanders. Und sie erkannte auch: "Die Neuen sind sehr gut angekommen." "Die meisten Fans sind hoffentlich auf unserer Seite" In den ersten Pflichtspielen lief es überragend. Ein 9:0 in der ersten DFB-Pokalrunde und dann ein 5:1 in der Liga gegen Bundesligaabsteiger SC Sand. Wenn sie jetzt über einen möglichen Sieg reden beim FSV, dann wird das Wort "Wunder" gerne mit benutzt. Wenn die Gütersloherinnen den VfL aus dem Pokal schmeißen, wäre das eine Sensation. Und dennoch wird ein fast volles Stadion erwartet. Vor so einer großen Kulisse zu spielen, kann das auch einschüchtern? "Die meisten Fans sind hoffentlich auf unserer Seite", wünscht sich Rolle lachend und überlegt: "Vielleicht hatten wir in einem Derby gegen Arminia Bielefeld auf der Alm mal annähernd so viele Fans. Aber die meisten von uns kennen das Gefühl, in einem vollen Stadion zu spielen, wohl nicht." Aufregung und Freude würden sich die Waage halten. "Wir wollen gegen Wolfsburg Spaß haben und Leistung bringen", sagt Rolle. Und anschließend wünscht sie sich ein bisschen Smalltalk mit den Stars. Ob Alex Popp, Kathrin Hendrich, Svenja Huth oder Nationaltorhüterin Merle Frohms - Ansprechpartnerinnen zum Fachsimpeln gibt es genug. Es sei denn, Rolle hält ihren Kasten tatsächlich sauber. Dann würden die seit 40 Spielen im DFB-Pokal ungeschlagenen Wölfinnen wohl ganz schnell das Weite aus der Tönnies Arena suchen.

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