Rheda-Wiedenbrück SC Wiedenbrück mit preußischen Tugenden gegen Münster

Wenn sich ein Klub den Beinamen "Preußen" gibt, zudem noch als großer Aufstiegskandidat in die Saison geht, dann darf man zweifellos erwarten, dass er auch ran geht wie Blücher. Drei Monate, nachdem der SC Preußen Münster beim SC Wiedenbrück mit einem 0:0 den Aufstieg verspielt hatte, gab er erneut seine Visitenkarte im Jahnstadion ab. Diesmal nahmen die Gäste die Punkte mit, siegten mit 1:0 (1:0). Vom Eindruck her waren es mehr die Wiedenbrücker, die dem legendären Preußen-Marschall Freude bereitet hätten. Es stand bereits 0:1 aus Sicht des SCW, als sich kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit Niklas Szeleschus und Phillip Aboagye in bester Kavallerie-Manier zur Attacke aufmachten. Zahn hatte in der Mitte traumhaft präzise auf Szeleschus durchgesteckt. Der stand völlig frei vor Münsters Keeper Schulze-Niehues und scheiterte. "In so einer Situation denkst du nicht viel nach. Ich kann nicht mal sagen, ob ich Phillip richtig gesehen habe", sagte der Stürmer später. Dass Münster nicht ganz zu den forschen Preußen, sondern doch eher zu den etwas weniger ungestümen Westfalen zählt, wurde zu Beginn der Partie deutlich. Wiedenbrück hatte mehr vom Spiel, kam in der zweiten Minute bereits zu einer Chance, als Fehler einen Freistoß aus 18 Metern in die Münsteraner Mauer drosch. "Wir haben in den ersten zehn Minuten gut gepresst. Erst dann bekam Münster mehr Ballsicherheit", sagte SCW-Trainer Daniel Brinkmann. Erst langsam befreiten sich die Preußen vom Druck der Offensive des SCW Erst langsam befreiten sich die Preußen vom Druck der Offensive des SCW, bei dem mit Benedikt Zahn in der Angriffsmitte und Szeleschus auf Rechts zwei erfahrene Offensivkräfte neben dem jungen Aboagye stürmten. Am 4:3:3-System hatte Coach Daniel Brinkmann nichts verändert. Die Partie behielt Fahrt. Ein strammer Schuss von Münsters Thomas Kok, der am eigenen Mann abprallte (22.) und der folgende Konter vom schnellen Aboagye waren die nächsten Highlights einer unterhaltsamen ersten Hälfte. In der 24. Minute zeigten die Preußen dann endgültig ihre Qualitäten. Remberg spielte die rechte Abwehrseite der Wiedenbrücker in deren eigenen Strafraum schwindelig und Bouchama schob flach am Keeper Marcel Hölscher vorbei ins lange Eck zum 1:0 ein. "Da hätten wir den Ball eher weghauen müssen", klagte Innenverteidiger Tim Böhmer. Dem SCW, der weiter gut mitspielte, fehlten in der Folgezeit die wirklich zwingenden Strafraumszenen. Kurz vor Schluss der ersten Hälfte kam Zahn noch einmal elf Meter vor dem Gästetor an den Ball, schirmte das Spielgerät gut ab, verzog aber den Schuss. "Hinten raus wurde es ein offener Schlagabtausch" Münster blieb in der zweiten Halbzeit auch nach der Wiedenbrücker Großchance unter Druck, etwa als Zahn im Strafraum an den Ball kam, diesen aber drüber hämmerte. Der eingewechselte Manfredas Ruzgis hatte in der 78. die nächste Chance, blieb aber am letzten Mann der Münsteraner hängen. "Wiedenbrück hat gedrückt, aber hochwertige Chancen habe ich nicht mehr gesehen", sagte Gästetrainer Sascha Hildmann später. "Wir haben es denen schwer gemacht. Sie haben viel mit langen Bällen agiert, was eigentlich gar nicht deren Spiel ist", fand Szeleschus. "Hinten raus wurde es ein offener Schlagabtausch", beschrieb Hildmann. Daniel Brinkmann fand entsprechend nur lobende Worte: "Wir haben immer fußballerische Lösungen gefunden und sind sehr kompakt aufgetreten. Und wir haben bis zum Ende an uns geglaubt. Mit dieser Leistung werden wir noch einige Punkte holen", versprach der Trainer. Mit einem oder drei Punkten wurden die Wiedenbrücker gegen diesen Top-Favoriten nicht belohnt. An preußischen Tugenden, das haben sie aber eindrucksvoll bewiesen, mangelt es auch im idyllischen Ostwestfalen nicht.

Mehr zum Thema