Verl Verler Fußballer gründet Startup, das Nachhaltigkeit in Sportvereine bringt

Verl/ Bielefeld. Maël Corboz sitzt mit seinem zugeklappten Laptop vor dem M Kaffee in der Bielefelder Altstadt. In sich ruhend faltet der Profifußballer des Drittligisten SC Verl seine Hände ineinander und legt sie auf dem Tisch vor sich ab. Sein Blick ist selbstbewusst nach vorne gerichtet. Er lächelt. Corboz ruht in sich, verbreitet dadurch eine angenehm unaufgeregte Atmosphäre. Der Kapitän des Sportclubs hat ein klares Ziel. "Ich will Sportvereinen zeigen, dass Nachhaltigkeit ökologisch aber auch ökonomisch sinnvoll ist." So hat Maël Corboz im März das Startup "ElevenGreen" gegründet. Der 27-Jährige möchte Sportvereine zu mehr Nachhaltigkeit bewegen. Wegen fehlendem Geld und Personal bleibe diese derzeit aber oftmals auf der Strecke. "Ich kenne die Strukturen von Fußballvereinen. Die Mitarbeiter müssen sich um so viele Dinge kümmern, dass sie über Nachhaltigkeit meist gar nicht erst nachdenken können." Kleine Änderungen können viel bewirken Dabei könnten kleine Änderungen im Verein schon viel bewirken, ist sich Corboz sicher. Mit "ElevenGreen" sollen Sportvereine künftig Zeit, Geld und auch Ressourcen sparen können. Das ist auch nötig. Schließlich hat die DFL-Mitgliederversammlung kürzlich beschlossen, Nachhaltigkeit zum Lizenzierungskriterium in der Bundesliga und 2. Bundesliga zu machen. Die Pilotphase startet bereits in dieser Saison. "Ich gehe davon aus, dass sie mit der Zeit auch zum Kriterium in unteren Ligen wird", prophezeit Corboz. Er ergänzt: "Die Zeit ist jetzt. Die Vereine müssen sich jetzt mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen." Lesen Sie auch: Schützenfest im ersten Test - SC Verl demontiert Regionalligist Zur Zielgruppe von "ElevenGreen" gehören kleinere Vereine der 2. Bundesliga, aber auch Dritt-, Regional- und Oberligisten. Auch auf dem niederländischen Markt werde das Unternehmen tätig. Das Startup führe zunächst kostenlos eine Bestandsanalyse durch, um darauf aufbauend Lösungsansätze für die Klubs zu finden. "Wir haben einen Partner, der den CO2-Abdruck von Vereinen messen kann", sagt der Spieler des SC Verl. Beim Abfall machen viele Sportvereine derzeit gar nichts Die Liste an Möglichkeiten für Veränderung sei lang. Das aktuelle Abfallmanagement eines Vereins, das Bechersystem, die Flutlicht-Beleuchtung, der Energiebedarf, das Merchandising oder auch Lieferketten können hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit und Kosten zunächst einmal in Frage gestellt werden, ist sich Maël Corboz sicher. "Beim Abfall machen viele Vereine derzeit gar nichts. Sie haben einen Mülleimer, in dem jedweder Müll gesammelt wird. Abfall kann aber auch sortiert werden. Womöglich lassen sich Produkte sogar wiederverwenden." Der Kapitän des Sportclubs nennt ein weiteres Beispiel: "Mit LED-Flutlichtern würden Sportvereine Energieersparnisse von 50 Prozent erreichen. Bislang sind aber nur zehn Prozent aller Stadien und Sportanlagen in Deutschland mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet. Selbst für Kreisligisten würde sich diese Investition innerhalb kürzester Zeit rentieren." Maël Corboz setzt erstes Projekt in den Niederlanden um Bevor Maël Corboz zum SC Verl wechselte, spielte er bei den Go Ahead Eagles in den Niederlanden Fußball. "Als Fußballer habe ich viel Zeit", gibt der 27-Jährige zu. "Die wollte ich bestmöglich ausnutzen." In den Niederlanden hat er diese Zeit für sein erstes Projekt aufgewendet, woraus später die Idee für "ElevenGreen" entstand. So hat der US-Amerikaner bei den Go Ahead Eagles ein nachhaltiges Bechersystem implementiert. Lesen Sie auch: Dem SC Verl noch vor dem Saisonstart die Qualität abzusprechen, ist unfair Der niederländische Klub setzte am Spieltag zunächst auf Einwegbierbecher, die allesamt im Müll landeten. "Das waren ganz normale Plastikbecher. Nun hat der Verein ein Kreislaufsystem implementiert, das die Becher zu 100 Prozent recycelt." Die Becher aus recyceltem Plastik werden anschließend also wieder recycelt und erneut genutzt. Der Verein aus der Eredivisie, der ersten niederländischen Liga, schaffe dadurch nicht nur ein positives Image, spare mit der Umsetzung des neuen Systems sogar Geld. "Das System wurde von einer Firma entwickelt, die das Plastik sammelt und noch einmal verwertet. Im Anschluss liefert sie dann wieder neue Becher. Weil das Unternehmen sogar nur ein- bis zweimal in der Saison ausliefert, verringern sich sogar die Transportkosten", sagt Corboz. Erster Kontakt zu Sportvereinen ist bereits geknüpft "ElevenGreen" stehe bereits in Kontakt mit einigen Sportvereinen. Auch Teams aus der Region seien mit dabei. Was Maël Corboz noch fehlt, sei ein Mitgründer, der wie der 27-Jährige auch mit vollem Elan hinter dem Startup steht. "Das Zusammenspiel untereinander muss passen", so der Profifußballer. Bis dahin wolle er sein Startup zunächst weiter allein vorantreiben. "Ich habe eine klare Vision vor Augen", erzählt der Sportclub-Kapitän. "Je näher wir den planetarischen Grenzen kommen, desto mehr steht auf dem Spiel. Unser Rennen gegen die Zeit wird immer dringlicher. Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Zusatz, sie ist eine Pflicht." Gleichzeitig glaube Corboz aber auch an den Kapitalismus, in dem Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. "Je näher wir also den Grenzen kommen, desto mehr muss Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich sein", ist er sich sicher. Ohne finanzielle Anreize würde sich nicht viel auf der Welt ändern. Der Profifußballer möchte Vereinen dabei helfen, ihrer Zeit voraus zu sein. Lösungen würden dabei individuell auf die einzelnen Klubs zugeschnitten werden.

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