"Das ist rotzfrech und unverschämt": Streit bei den Leichtathleten im Kreis Gütersloh

Gütersloh. In der Leichtathletik im Kreis Gütersloh ging am Sonntag im Spexarder Bauernhaus auf denkwürdige Art und Weise eine Ära zu Ende. Der Rückzug von Christiane Offel als Vorsitzende des Kreis-Leichtathletikausschusses (KLA) und die Wahl ihres ärgsten Kritikers Helge Hienz zu ihrem Nachfolger wurde begleitet von persönlichen Vorwürfen und formellen Unklarheiten. "Dies ist ein trauriger Tag für die Leichtathletik", kommentierte Reinhard Mainka als Vorsitzender des Fußball- und Leichtathletik-Kreisverbandes die Umstände des Führungswechsels. Es habe in seiner Zusammenarbeit mit Christiane Offel keine Probleme gegeben. "Ich persönlich bin nicht glücklich damit" Mit dem wiederholten Hinweis, der "Kreistag" der Leichtathleten sei eigentlich nicht satzungskonform und der Personalvorschlag sei für die Entscheidung des offiziellen FLVW-Kreistags am 11. April in Herzebrock nicht bindend, sondern habe nur "empfehlenden Charakter", schürte er bei den Vereinsvertretern sogar die Befürchtung, dass die von den Fußballern dominierte Versammlung die Wahl von Hienz als Leichtathletikchef nicht wie üblich abnicken werde. Diesen Eindruck habe er nicht erwecken wollen, erklärte Mainka auf Nachfrage. Er werde die Empfehlung der Leichtathleten unkommentiert auf dem Kreistag vortragen. Hatte er vorher noch auf die Eigenständigkeit der Leichtathleten verwiesen ("Sie müssen ihre Probleme von innen heraus lösen") zog sich der als Wahlleiter fungierende Mainka den Unmut von Vereinsvertretern zu, als er nach dem Votum für den als einzigen Kandidaten vorgeschlagenen Hienz erklärte: "Ich persönlich bin nicht glücklich damit, ich hätte mir eine andere Lösung gewünscht." Prompt entgegnete ihm Gabi Walter vom TV Verl: "Ich finde es schade dass Sie es uns Leichtathleten nicht zutrauen, dass wir den Neuanfang hinbekommen. Sie werden sehen: Wir schaffen das." "Das ist rotzfrech und unverschämt" Hintergrund der Unstimmigkeiten ist ein lange schwelender Konflikt in der heimischen Leichtathletik zwischen Christiane Offel und Teilen der LG Kreis Gütersloh, deren Vorsitzender Helge Hienz ist. Öffentlich geworden war der Streit im September, als klar wurde, dass der von Offel geführte KLA die Teilnahme des Kreises Gütersloh am traditionellen OWL-Vergleichskampf abgesagt hatte. Dass die 51-Jährige Gütersloherin, die für Viktoria Rietberg im KLA sitzt, ihr Amt nach 15 Jahren abgeben würde, war da schon klar. "Zwölf Jahre habe ich das gerne gemacht, aber in den letzten drei Jahren ist der Spaß abhanden gekommen", sagte sie. Bei ihrer Abschiedsrede hielt sich Offel mit konkreten Vorwürfen zurück: "Sonst würde ich ins Persönliche abrutschen." Nur soviel: "Von bestimmter Seite wurde versteckt und hintenrum gegen mich gearbeitet." Sie überließ es anderen, loyal zu ihr stehenden KLA-Mitgliedern, persönliche Erklärungen abzugeben. Straßenlaufwart Martin Masjosthusmann zeigte sich "verwundert, dass in dem Konflikt immer der Name von Helge Hienz fällt." Kampfrichter-Lehrwartin Gabriele Landthaler ("Das ist rotzfrech und unverschämt") behauptete, es habe den Versuch gegeben, sie hinter deren Rücken gegen Offel aufzubringen. Statistikwart Martin Wernekenschnieder schob der NW, die den Streit publik gemacht hatte, die Schuld an der Situation zu. "Die NW ist ein Marketinginstrument für ein Kartell von Vereinen und hat in den letzten zwölf Monaten und davor dreiste Texte verfasst." Keine Stellungnahme von Helge Hienz Mit Offel stellten sich auch Landthaler und Wernekenschnieder sowie die Kampfrichterwartinnnen Christina Brengen und Heike Papenbrock nicht mehr für den KLA zur Verfügung. Wettkampfwart David Pröger war schon während der dreijährigen Amtsperiode aus persönlichen Gründen ausgeschieden. Helge Hienz nahm in keiner Weise zu dem Konflikt Stellung. Der 72-Jährige von der SVA Gütersloh wurde bei der Versammlung, an der 12 der 23 Vereine teilnahmen, mit 9:5 Stimmen gewählt. Die Gegenstimmen kamen sämtlich von den ausscheidenden KLA-Mitgliedern. Nach kontroverser Diskussion, ob eine Wahl überhaupt nötig oder statthaft sei, wurden Reinhard Metelmann (67, SVA) zum Wettkampfwart und Alexander Sczyrba (46, GTV) zum Kampfrichterwart gewählt. Martin Masjosthusmann (56, LG Burg Wiedenbrück) und in Abwesenheit Yuhannen Dag (36, Viktoria Rietberg) wurden ebenso ohne Gegenstimme in ihren Funktionen bestätigt. Wie Reinhard Mainka andeutete, soll Christiane Offel auf dem FLVW-Kreistag am 11. April gebührend verabschiedet werden. Der Rietberger Trainer Ferdi Schumacher, einer der stets um Ausgleich bemühten Kräfte in der LG Kreis, dankte ihr und den anderen KLA-Mitgliedern aber schon am Sonntag unter Applaus für die "über Jahre geleistete gute Arbeit." Ehrungen gab es im Spexarder Bauernhaus trotzdem. Christina Brengen, Heike Papenbrock, Gabriele Landthaler und Yuhanen Dag erhielten für ihre langjährigen Verdienste die Silberne Ehrennadel des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Elke und Günter Neugebauer, die seit vielen Jahren die Cafeteria bei Wettkämpfen im LAZ Nord betreiben, wurden vom westfälischen Verband mit dem "Ehrenamtspreis 2018" ausgezeichnet.

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