Darmstadt. 123,48 Kilometer gegen Elversberg, 162,31 Kilometer gegen Union Berlin: Das Laufpensum der bisherigen Englischen Woche war selbst für Arminia-Verhältnisse – immerhin das in dieser Kategorie stärkste Team der 2. Liga – enorm.
Die entscheidende Frage nach diesen Strapazen war, wie viele Kraftreserven der Akku der Bielefelder beim Auswärtsspiel beim SV Darmstadt noch hergeben würde. Die Antwort: eine ganze Menge. Beim 2:2 (1:2)-Remis gegen das Spitzenteam verdiente sich der DSC nach einer deutlichen Leistungssteigerung im zweiten Spielabschnitt einen Punkt der Moral.
Im Vergleich zum bitteren Pokal-Aus nach Verlängerung bei den „Eisernen“ (1:2) veränderte Cheftrainer Mitch Kniat seine Startelf etwas überraschend nur auf einer Position. Florian Micheler ersetzte Marius Wörl im Dreiermittelfeld. Für den jungen Österreicher war es die erste Nominierung für die Anfangsformation. Trotz der Belastung der vergangenen Tage sollte sich bei Arminia ganz ähnlich wie beim Personal auch an der Herangehensweise nicht viel ändern. „Wir müssen weiter auf dem Gaspedal bleiben“, hatte Kniat gefordert.
Arminia liegt früh in Rückstand
Im mit 17.810 Zuschauern ausverkauften Stadion am Böllenfalltor waren die Ostwestfalen allerdings von Beginn an im Rückwärtsgang. Und schon in der vierten Minute passierte das, was unter gar keinen Umständen hätte passieren dürfen.
Einen Eckball von der linken Seite verlängerte Matej Maglica im Zentrum per Kopf an den langen Pfosten. Dort lauerte Fraser Hornby und kam von Startelfdebütant Micheler völlig unbehelligt zum Abschluss. Zunächst konnte Jonas Kersken im Arminia-Tor noch reaktionsschnell parieren, doch beim Nachschuss des Engländers war der 25-Jährige machtlos – 1:0 für die „Lilien“.
Arminia schlägt aus dem Nichts zurück
Schon früh in der Partie war die Aufgabe für die Bielefelder gegen die beste Defensive der Liga (sieben Gegentore) noch ein Stück schwerer geworden. Das wusste auch der SVD und spielte in der Folge konsequent auf das 2:0. Beim wuchtigen Fernschuss von Killian Corredor war Kersken noch mit den Fäusten zur Stelle (17.) Drei Minuten später war der Keeper dann aber mit dem Glück im Bunde. Wieder bekam die DSC-Abwehr einen Eckball der Darmstädter nicht verteidigt und Innenverteidiger Maglica köpfte an die Latte.
Vieles, wenn nicht alles, deutete nach 25-minütiger Dominanz der Hausherren darauf hin, dass die Arminen an diesem Samstagabend als chancenloser Verlierer vom Platz gehen würden. Doch der Aufsteiger schlug aus dem Nichts zurück. Einen weiten Einwurf verlängerte Joel Felix auf Noah Sarenren Bazee, der den Ball rechts im Strafraum annahm und aus der Drehung ansatzlos zum 1:1-Ausgleich in die Maschen drosch (28.).
Wer nun darauf gehofft hatte, Arminia hätte einen Fuß in der Tür, wurde schnell eines Besseren belehrt. Darmstadt schüttelte sich kurz und machte einfach weiter wie vor dem Gegentreffer. Luca Marseiler setzte seinen Schuss aus aussichtsreicher Position noch deutlich über den Arminia-Kasten (30.). Wie man es besser macht, zeigte Isac Lidberg seinem Kollegen drei Minuten später. Der Schwede hatte nach einem langen Ball auf der linken Seite zu viel Platz und wurde bei seinem Solo ins Zentrum von zwei DSC-Verteidiger nicht konsequent bedrängt. Der Torjäger ließ sich nicht zweimal bitten und knallte den Ball humorlos zum 2:1 oben rechts ins Netz.
Arminia bekommt Handelfmeter nicht
Trotz des abermaligen Rückstands bewiesen die Arminen erneut Moral und bäumten sich zum Ende der ersten Halbzeit noch einmal auf – und wurden der Riesenchance auf den Ausgleich beraubt. Einen Schuss des wieder einmal auffälligen Monju Thaddäus Momuluh fälschte Fabian Holland im eigenen Strafraum mit der Hand ab (41.). Schiedsrichter Richard Hempel ahndete das Handspiel nicht und wurde vom VAR zum Videostudium an den Spielfeldrand gebeten. Seine Meinung änderte der 27-Jährige aber auch nach Ansicht der Bilder nicht – eine Fehlentscheidung.
Arminia witterte jetzt Morgenluft. Eine scharfe, aber von Darmstadts Patric Pfeiffer abgefälschte Momuluh-Flanke, verpasste Sarenren Bazee am linken Pfosten denkbar knapp. So blieb es zur Halbzeitpause bei der alles andere als unverdienten 2:1-Führung für Darmstadt.
Die Stimmem zum Spiel: „Arminias Torschütze Großer über sein Erfolgsrezept: „Einfach draufhalten und aufs Beste hoffen“
Zum zweiten Durchgang brachte DSC-Coach Kniat Christopher Lannert für Benjamin Boakye, um die bis dahin anfällige rechte Defensivseite zu stärken. Den zweiten Spielabschnitt startete Arminia allerdings in der Offensive. Ein 30-Meter-Schuss von Leon Schneider bereitete Darmstadts Torhüter Marcel Schuhen aber nur leichte Probleme (47.).
Arminia übernimmt die Kontrolle
Die Arminen waren jetzt jedoch deutlich besser in der Partie und stellten Darmstadt mehr Aufgaben. Die Spielkontrolle münzte der DSC allerdings in deutlich zu wenig Torgefahr um. Und auch wenn Kersken bei einem Flachschuss des eingewechselten Marco Richter gefordert war (66.), kippte die Begegnung zusehends in Richtung der Gäste. Von Müdigkeit war bei Team von Mitch Kniat überhaupt nichts zu spüren, während die Hessen immer passiver wurden.
In der 73. Minute belohnte sich Arminia schließlich für die Leistungssteigerung nach dem Seitenwechsel. Maximilian Großer hielt einfach mal drauf und der von Maglica noch abgefälschte Schuss schlug zum 2:2 ein. Das Spiel war nun vollkommen offen. Kapitän Mael Corboz steckte auf Joel Grodowski durch, der knapp am linken Pfosten vorbeischoss (82.).
Beide Teams gingen in der wilden Schlussphase mit offenem Visier auf die drei Punkte, erspielten sich allerdings keine nennenswerten Gelegenheiten. Es blieb bei der Punkteteilung. Mit dem wichtigen Zähler im Gepäck dürfen sich die Arminen auf ein paar Tage mehr Erholung freuen, ehe am kommenden Samstag (13 Uhr) mit dem Karlsruher SC erneut ein Spitzenteam auf der Bielefelder Alm gastiert.