U17 im Fokus Deutscher Meister - und dann? Wie die Arminia mit ihren U17-Talenten plant

Bielefeld. Viele Glanzpunkte hat Arminia Bielefeld zuletzt nicht gesetzt, der Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag überschattet vieles. Nicht aber den historischen Erfolg der U17: die Deutsche Meisterschaft als krasser Außenseiter. Eine mittelschwere Sensation. Eine, die nach der Fantasie der Anhänger nun hoffentlich eine goldene Zukunft der ersten Mannschaft einleitet. Finn Holsing, seit 2014 Leiter der Nachwuchsabteilung beim DSC, tritt auf die Bremse. "Wir tun gut daran, den Jungs nicht zu enorme Erwartungen und damit Druck aufzuladen." Auch aus diesem "außergewöhnlichen Jahrgang" werde es nicht jeder in die erste Mannschaft schaffen. "Das muss man so realistisch sehen", sagt der 39-Jährige. &bdquo;Wir sprechen immer noch über Jugendliche.“ Der Großteil der U17-Meister, nur zwei Spieler verbleiben ein weiteres Jahr in der Altersklasse, wird sich zunächst bei den A-Junioren in der Bundesliga beweisen. Dorthin stieg die U19 des DSC nach einer ebenfalls starken Saison auf. "Da müssen sie sich erst mal durchsetzen. Der Fußball wird dort ein anderer sein", sagt Holsing. "Ein Meistertitel in der U17 macht die U19-Bundesliga nicht zum Selbstläufer." Zu den sportlichen Hürden gesellen sich weitere, die ein jeder Teenager in diesem Alter zu meistern hat, etwa den Schulabschluss. Wie Arminia die besten Talente weiter an die Profis heranführen will Obwohl er versucht, den Erwartungsdruck auf seine Schützlinge so klein wie möglich zu halten, traut Holsing ihnen vieles zu. "Es sind mit Sicherheit mehrere Spieler dabei, die über großes Potenzial verfügen." Bei der Frage nach Namen gibt er sich diplomatisch. "Im gesamten Team bringt jeder auf seine Weise etwas mit. Das macht diese Mannschaft aus." Hört man sich in Vereinskreisen um, fallen jedoch immer dieselben Namen. Auf das Innenverteidiger-Duo Adrian Nezir und Niklas Möllers hält man ebenso große Stücke wie auf die Mittelfeldakteure Henry Obermeyer, Tom Krüger und Lucas Kiewitt. Gleiches gilt für Torjäger Henrik Koch. Nezir und Krüger trainierten bereits mit den Profis, Kiewitt und Koch reisten darüber hinaus mit in das Wintertrainingslager. Intern laufen die Planungen, wie der Nachwuchs künftig weiter eingebunden werden kann. "Natürlich gibt es Überlegungen, dem ein oder anderen in der Sommervorbereitung oder mit Blick auf das Trainingslager wieder eine Chance zu geben", sagt Holsing. Drohen weitere Abgänge? So geht Arminia den Sommer an Dass es aufgrund des Erfolges im Sommer Abwerbungsversuche andere Vereine geben könnte, sieht der "Akademinia"-Leiter entspannt. Alle Leistungsträger sind an den Verein gebunden. &bdquo;Wir wollen die Jungs überhaupt nicht abgeben und die anderen Vereine wissen, dass sie hier unter Vertrag stehen. Deshalb gehe ich nicht davon aus, dass bei uns Angebote eintrudeln." Wie hart der Konkurrenzkampf um die begehrten Talente ist, musste Arminia in der abgelaufenen Spielzeit bereits im Fall Nick Chernys schmerzhaft erfahren. Der 15-Jährige ist der überragende Akteur der U17, überragte auch in den Finalspielen. Doch schon im Winter wurde bekannt: Cherny wird sich im Sommer Borussia Dortmund anschließen. Wenig später schlug auch Moussa Soumah diesen Weg ein, er wechselte mit sofortiger Wirkung. "Von der Nachricht wurden wir nicht überrascht", betont Holsing. Alles sei transparent abgelaufen. "Wir haben versucht, Nick zu binden und er hat sich anders entschieden." Der DSC müsse zudem "abwägen, wo unsere Grenzen sind". Beim Werben um die talentiertesten Nachwuchskicker geht es keineswegs zimperlich zu. "Wenn ein großer Verein einen Spieler unbedingt haben will, ist dem egal, ob er 350.000 oder 500.000 Euro zahlt. Das ist für Arminia viel Geld, aber ein Champions-League-Teilnehmer kauft sich zehn Jungs für den Preis. Wenn nur einer davon durchgeht und dann Ablöse bringt, hat er den Rest mitfinanziert." Ab 15 Jahren fließt viel Geld - doch Arminias Nachwuchsabteilung macht da nicht mit Mit 15 Jahren, also dem Eintritt in die B-Jugend, dürfen die Spieler ihre ersten Förderverträge unterschreiben. Die finanziellen Rahmenbedingungen sind dabei frei verhandelbar. Berater und Scouts wollen mitverdienen, weshalb bereits im Jugendbereich viel Geld im Umlauf ist. Grenzen gibt es keine. "Ich bin da kein Freund von – aus purer Überzeugung und nicht, weil ich für Arminia Bielefeld arbeite. Ich bin entschieden dagegen, Jungs mit 15 oder 16 mehrere Tausend Euro im Monat zu bezahlen", macht Holsing deutlich. Aus seiner Sicht sollten Schüler auch im Fußball nur so viel Geld bekommen wie ihre Altersgenossen in etwaigen Nebenjobs. "Es hilft sicher nicht, wenn Jungs mit 15 mehr verdienen als ihre Eltern zusammen." Sollte es ein Spieler doch nicht zum Profi schaffen und in das normale Berufsleben einsteigen, entstehe eine enorme Fallhöhe. Deshalb habe Arminia "einen klaren Maßstab" in Gehaltsfragen. Provisionen für Berater zahle man im Jugendbereich keine. Der DSC muss andere Wege finden, um die Talente vom Standort Ostwestfalen zu überzeugen. Es gehe um "Wertevermittlung" und darum, ein gutes Entwicklungsklima zu schaffen, sagt Holsing. "Das ist am Ende mehr wert als der ein oder andere Euro zusätzlich auf dem Konto."

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