Rückblick auf eine Ära Samir Arabi bei Arminia Bielefeld: Zwischen Drama und Bundesliga-Traum

Bielefeld. Exakt zwölf Jahre ist es her, dass der kriselnde Zweitligist Arminia Bielefeld am 25. März 2011 den unbekannten Samir Arabi zu seinem neuen Sportlichen Leiter ernennt. Der damalige Chefscout von Alemannia Aachen setzt sich in einer Bewerberrunde aufgrund seines überzeugenden Konzepts gegen Ex-Armine Ronald Maul durch. Der dritte Kandidat, St.-Pauli-Chefscout Stefan Studer, hatte zuvor abgesagt. Es ist der Beginn einer Ära: Ganze 4.357 Tage dauert die Amtszeit von Samir Arabi bei Arminia Bielefeld schließlich. In dieser Zeit erlebte der Verein Höhen und Tiefen. Für Arabi ist das Engagement zunächst eine Reise ins Ungewisse. Den DSC plagen riesige Geldsorgen, der Abstieg in die 3. Liga steht beinahe fest – doch die Lizenz ist zu diesem Zeitpunkt alles andere als sicher. Dennoch nimmt der damals 32-jährige Arabi seine Arbeit auf und verpflichtet keinen Monat später den ersten DSC-Trainer seiner Amtszeit. Markus von Ahlen kommt von der B-Jugend des Hamburger SV nach Ostwestfalen. Arabis Start ohne Lizenz Einen weiteren Monat später – noch immer ohne Lizenz – unterschreiben auch die ersten Spieler bei der Arminia. Tim Jerat und Tom Schütz bilden den Anfang eines personellen Umbruchs. Vor allem Schütz wird mit 268 Einsätzen eines der prägenden Gesichter der nächsten Arminia-Jahre werden. Sebastian Hille findet in diesem Sommer ebenso den Weg nach Ostwestfalen wie ein gewisser Fabian Klos. Auch Stefan Ortega Moreno unterschreibt seinen ersten Profivertrag. Mitte Juni 2011 erhält die Arminia nach langem Zittern endlich die Drittligalizenz. Doch der Saisonstart unter Markus von Ahlen missglückt völlig, der Cheftrainer erweist sich als erster Fehlgriff Arabis. Nach zehn Spieltagen belegt der DSC sieglos mit fünf Punkten den vorletzten Tabellenplatz. Von Ahlen muss gehen. Arabi macht Torwarttrainer Marco Kostmann und Co-Trainer Stefan Krämer zu Interimschefs. Doch aus der Zwischen- wird schnell eine Dauerlösung. Am 3. November wird Krämer alleiniger Chefcoach der Arminia – ein Glücksgriff für den Verein. Unter Krämer stabilisiert sich die Mannschaft, schafft den Klassenerhalt und greift in der folgenden Saison wieder an. Am 11. Mai 2013 köpft schließlich Sebastian Hille Arminia Bielefeld am vorletzten Spieltag gegen den VfL Osnabrück zum Aufstieg. Der erste große Erfolg für Arabi als Verantwortlicher. Doch in der 2. Bundesliga hat es Arminia trotz ordentlichem Saisonstart schwer, rutscht in der Tabelle zusehends ab. Am 23. Februar entlässt Samir Arabi deshalb auf Platz 17 liegend Stefan Krämer und verpflichtet den erfahrenen Norbert Meier, dem der Klassenerhalt doch noch gelingt. Auf das Drama folgt die Super-Saison Tatsächlich schafft es der DSC unter Meier noch in die Relegation, nur um dort das ultimative Drama zu erleben. In Darmstadt erspielen sich die Blauen ein vermeintlich komfortables 3:1. Das Rückspiel in der Schüco-Arena wird dennoch zum Zitterspiel, in dem Elton da Costa in der Nachspielzeit der Verlängerung das 4:2 für die "Lilien" erzielt und Arminia in die 3. Liga befördert. Trotz des dramatischen Abstiegs gelingt es Samir Arabi im Verbund mit den übrigen Verantwortlichen, eine Aufbruchsstimmung rund um den Verein zu erzeugen. Der "Betriebsunfall" Drittliga-Abstieg soll schnellstmöglich repariert werden. Schlüsselspieler Fabian Klos wird vom Verbleib überzeugt, unter anderem Florian Dick, Christoph Hemlein und Julian Börner stoßen zum Team hinzu. Trotz holprigem Start erlebt die Arminia eine der besten Spielzeiten der jüngeren Vereinsgeschichte. In der Liga marschiert der DSC zur Meisterschaft und macht auch im Pokal von sich reden. Nachdem die Bundesligisten Hertha BSC, Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach aus dem Weg geräumt wurden, ist erst im Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg Schluss. Bei der klaren 0:4-Pleite sorgt die voll besetzte Schüco-Arena für die viel zitierte "Gänsehautentzündung" und einen unvergesslichen Fußballabend. Arabis Fehler im Erfolg Weil Norbert Meier den DSC nach dem Klassenerhalt 2016 in Richtung Darmstadt verlässt, muss Samir Arabi erneut auf Trainersuche gehen. Unter Rüdiger Rehm soll der Arminia-Fußball attraktiver werden. Doch Rehm erweist sich ebenso als Fehlgriff wie Nachfolger Jürgen Kramny. Auch die Neuzugänge – Wintertransfer Andreas Voglsammer sollte Anlaufzeit benötigen – schlagen nicht ein. Arabi, der im September 2016 zum Geschäftsführer Sport befördert wird, scheint sein glückliches Händchen abhandengekommen zu sein. In höchster Abstiegssorge verpflichtet er im März 2017 den unbekannte Luxemburger Jeff Saibene als Trainer. Dem gelingt nicht nur der Klassenerhalt, sondern im Folgejahr mit dem von Arabi zurückgeholten Stefan Ortega Moreno im Tor gar der Sprung auf Platz vier. Nach einer Niederlagenserie zieht Arabi im Dezember 2018 auch bei Saibene die Reißleine und installiert Uwe Neuhaus als Cheftrainer. Der formt um Neuzugänge wie Amos Pieper, Joakim Nilsson und Marcel Hartel ein schlagkräftiges Team, das im Sommer 2020 Corona trotzt und als Meister in die Bundesliga aufsteigt. Arabis Meisterstück ist nicht nur der Aufstieg, sondern auch der folgende Klassenerhalt mit wenig Geld und vielen Leihspielern. Trotz des sportlichen Erfolgs sorgen die zwischenzeitliche Entlassung von Erfolgstrainer Neuhaus sowie einige ablösefreie Abgänge von Leistungsträgern für Kritik. Auch, weil das neu ausgerufene Konzept als "Ausbildungsverein" scheitert. Die im Sommer 2021 teuer verpflichteten, zumeist jungen Spieler, werden unter Neuhaus-Nachfolger Frank Kramer den Anforderungen nicht gerecht. Der Abstieg 2022 sowie weitere folgenschwere Personalentscheidungen, wie die Verpflichtung von Trainer Uli Forte, lassen den Unmut der Anhänger auf Arabi weiter wachsen. Am 6. März 2023 endet deshalb nach beinahe zwölf Jahren seine Amtszeit bei Arminia Bielefeld.

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