Blick vom Block Kolumne: Ich sehe in Arminia wieder Blau und Weiß (und nicht nur Schwarz...)

"Haben sie Dich auch beurlaubt? Wo ist der Block?“ Diese leicht empörte Anfrage erreichte mich in der letzten Woche. Nun, ich hatte sehr wohl nach dem Braunschweig-Spiel meinen Text abgeliefert, auch wenn der deutsche Ethikrat hier und da Bauchschmerzen bei einigen Textpassagen gehabt hätte. Dann jedoch überrollte die Realität meine unverhohlenen Forderungen. Noch Montagabend war klar, dass es eine Überarbeitung geben musste und auch am Dienstag war klar, dass es eine (weitere) Überarbeitung geben musste. Und dann war klar, dass es eben keinen Sinn mehr machte. Wenn bei Arminia die Steine erst mal ins Rollen kommen... Das passierte dann gegen Darmstadt auch. Vor allem in den letzten Minuten! Vorglühtermin in der Galerie eines alten Arminen war angesagt und es gab viel zu besprechen. Der Grundtenor war jedoch, dass alles richtig war, was zu Beginn der Woche passierte. Auf diese Spielzeit bezogen hoffentlich nicht zu spät! Bezogen auf die Gesamtentwicklung für mein Empfinden jedoch schon. Vielleicht nicht zu, aber eben sehr spät. Relegationswunden schmerzen noch immer Hoffen wir, dass alle Geschäftsstellenmitarbeiter und Mitarbeiterinnen jetzt durchatmen können und weder Angst um den Arbeitsplatz noch grundsätzlich in der Arbeitszeit haben müssen. Nach und nach konnte ich die fünf Dauerkarten für die Süd an den Mann bringen, die aus verschiedensten Gründen ausgeliehen wurden. Der Eine musste arbeiten, ein Anderer fühlte sich nach Krankheit nicht fit genug und ein Nächster wollte sich die neuerliche sportliche Bankrotterklärung nicht antun. Nun, es kam dann anders. Angst haben konnte man allerdings vor diesem Spiel gegen den Tabellenführer. Okay, wir haben die letzten drei Heimspiele gegen Darmstadt gewonnen. Aber irgendwie meine ich, die Regentropfen, die mir damals, nach diesem unfassbaren Spiel, ins Gesicht gefallen waren und sinnbildlich schlimme Brandwunden hervorgerufen hatten, beginnen bei jedem Spiel gegen die Hessen wieder zu schmerzen. Koschinat weckt optimistische Vorfreude Vielleicht ist das ja jetzt vorbei, denn ich habe Hoffnung, dass der neue Uwe uns schon bald in sichere Gefilde der Tabelle führen kann! Zuerst dachte ich, dass die Krämerseelen in den Köpfen der Verantwortlichen eine kostengünstige Variante bevorzugt haben (ich habe schon das Gefühl, dass es finanziell wieder einmal nicht zum besten um unsere Arminia steht). Aber nachdem ich mir die Pressekonferenz und sämtliche verfügbaren Interviews angesehen hatte, erwuchs in mir eine leicht optimistische Vorfreude auf den Samstag. Sehr sympathisch, unser neuer Uwe! Arminia hielt erneut gegen eine Spitzenmannschaft gut mit. Als dann das Gegentor fiel, war sie wieder da... diese Leere, für die unsere schwarz-weiß-blaue Arminia in den letzten ein, zwei Jahren regelmäßig sorgte. Aber irgendetwas war anders. Eine Art Befreiung war da. Eine Leichtigkeit, dass es doch irgendwie noch klappen könnte mit einem Punkt, den ich vor dem Spiel erhofft hatte. Arminia zeigt ungekannten Willen Und dann kam der Ausgleich. Üblicherweise jubele ich nicht wirklich über ein Ausgleichstor, der arrogante Erfolgsfan in mir verbittet sich das. Aber diesmal war auch das irgendwie anders, ich freute mich schon sehr. Nicht nur innerlich. Und auf einmal rannten die Blauen, spielten, passten, kämpften und erzielten ein Traumtor durch den schon als Fehlverpflichtung abgestempelten Benjamin Kanuric. Der Unterschied zu den letzten Monaten war der Wille, auch nach einem Ausgleich weiter zu machen und nicht darauf zu hoffen, dass die gegnerische Mannschaft auch mit einem Punkt zufrieden sein könnte. Nach dem 3:1 fand ich mich rechts neben Jan Ole wieder. Vorher stand ich noch fünf Plätze weiter links. Keine Ahnung wie, muss wohl irgendetwas mit der Transkontinentalverschiebung zu tun gehabt haben. Natürlich sind wir jetzt noch nicht gerettet, aber die Aufbruchstimmung war greifbar. Sie waberte irgendwie durch die Ränge und ein vor Wochenfrist noch desillusionierter, zunehmend dem Zynismus verfallender und nach und nach voller Bitterkeit vor sich hin Vegetierender sieht auf einmal wieder das Blaue und Weiße in den Vereinsfarben... nämlich Euer Armine von der Süd!

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