Darmstadt-Rückschau Arminia Bielefeld: Filmreifer Abschluss einer wilden Woche

Bielefeld. Er wolle &bdquo;die Alm rocken“, hatte Uwe Koschinat als Marschroute für die ersten beiden Heimspiele als Arminia-Trainer ausgegeben. Und das muss dem 51-Jährigen ja attestiert werden: Bei seinem Debüt hielt er Wort. Mit einer leidenschaftlichen und zugleich spektakulären Show hat Arminia Bielefeld am Samstag seine Fans binnen knapp zwei Stunden zurückgewonnen. Und eine ohnehin schon mit der ganzen Klaviatur der Emotionen vollgepackte Woche fand mit dem 3:1 (0:0)-Sieg über Spitzenreiter Darmstadt 98 einen filmreifen Abschluss. Bei Manuel Prietls Ausgleich in der 72. Minute zitterte der Beton in der Schüco-Arena erstmals. Erleichterung brach sich nach dem Kopfballtor des 31-Jährigen Bahn. Wirklich jeder gönnte es dem Österreicher, der sich beim Rückstand von Landsmann Mathias Honsak (54.) schwer verschätzt und überhaupt ganz komplizierte Monate hinter sich hatte. &bdquo;Das Tor geht auf meine Kappe“, sagte Prietl. Aber viel wichtiger war ja, was dann folgte. Das, was Prietl im Nachgang als &bdquo;Arminia pur“ beschrieb. War das nach zwei gemeinsamen Trainingstagen schon der Koschinat-Effekt? Arminia wankte zwar einen Moment, dann aber kam die Entschlossenheit. Der Wille, dass dieser Tag anders enden sollte als die drei frustrierenden Heimspiele zuvor. Arminia, eine Mannschaft ohne Widerstandskraft? Jeder schien diese Kritik nun widerlegen zu wollen. Bielefeld rannte an, wusste sich hinten auf seine überragenden Abwehrtürme Andrés Andrade und Guilherme Ramos zu verlassen. Koschinat lobt "drei Dominatoren" bei Arminia &bdquo;Drei Dominatoren waren das“, sagte Koschinat später und nahm bewusst auch Prietl mit hinzu, der bis auf den einen Aussetzer gute Arbeit abgeliefert hatte. Als Fabian Klos die ideale Zuarbeit des starken Christian Gebauer über das Tor köpfte, lag der Jubel allen auf den Lippen. &bdquo;Da hätte ich heute Nacht nicht gut schlafen können“, sagte der 35-Jährige mit einem dicken Grinsen. Sein 3:1 ins verlassene Tor, gleichbedeutend mit dem Spielende, war das Sahnehäubchen auf dem 408. Einsatz für Arminia (siehe weiterer Text). Gefeiert wurde in einem riesigen Spielerknäuel. Und ganz unten lag Zeugwart Rainer Schonz, dem die Spieler einen Sieg zum 53. Geburtstag geschenkt hatten. Held des Tages war aber einer, der unter Koschinats Vorgänger Daniel Scherning so gut wie nie berücksichtigt worden war: Benjamin Kanurics Dropkick von der Strafraumgrenze rauschte auf Vorlage des genauso eingewechselten Bryan Lasme in den Torwinkel. Damit bewirkte er eine späte Erlösung, wie sie rund um die Alm seit eines gewissen Leonidas Kampantais anno 2009 nicht mehr zu spüren war. &bdquo;Ein Sensationstor“, erkannte Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht an. Torschütze Kanuric blieb ganz bescheiden: &bdquo;Noch glücklicher als übers Tor bin ich über den Sieg“, sagte der 20-Jährige. Trainer warnt: "Dann haben wir schon den ersten Fehler gemacht" Sein Trainer, der mit dem Tor zum 1:1 an der Seitenlinie kaum noch zu bremsen war, hatte das Siegtor erzwungen. &bdquo;Da ging noch mehr“, sagte Koschinat über die Phase kurz nach dem Ausgleich. &bdquo;Wir wollten den Tabellenführer stürzen.“ Er stellte dafür in der Schlussphase von einer Vierer- auf eine Dreierkette zurück, wechselte die Siegbringer ein – und wurde mit &bdquo;Uwe, Uwe!“-Sprechchören von den Tribünen gefeiert, als der emotionalste Heimsieg seit vielen Jahren beschlossene Sache war. Das letzte Wort oblag dann auch Arminias neuem Trainer. &bdquo;Wenn wir Leistung, Enthusiasmus, Glaube untereinander weiterleben, dann können wir uns aus dieser schwierigen Lage befreien“, sagte Koschinat. Und warnte: &bdquo;Wenn wir glauben, jetzt laufe alles automatisch, dann haben wir schon vor dem nächsten Spiel den ersten Fehler gemacht.“

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