Blick vom Block Kolumne: Linkshändertassen und Bier für die Vorbereitung auf die dritte Liga

Bielefed. Die Herren Profis sollen ja nahezu alle abergläubisch sein. Der eine steht an Spieltagen prinzipiell mit dem rechten Fuß zuerst auf, der andere trägt im Spiel seine Glücksunterhose oder lackiert sich die Fußnägel in den Vereinsfarben. Vor dem Spiel in Hannover wollte ich da nicht zurückstehen und griff zum Äußersten. Im Küchenschrank links oben steht sie. Meine Linkshänder-Arminiatasse. Sie ist fast ganz schwarz und gibt bei Befüllung mit heißem Kaffee die markantesten Gebäude, vor dann arminiablauem Hintergrund, optisch frei. So konnte doch nichts schief gehen. Dachte ich, bis wir bei unserem in Hannover lebenden Fanklubmitglied Bier aus der direkten Nähe einer Drittligamannschaft angeboten bekamen. Wollte er uns damit auf die nächste Saison vorbereiten? Der klebrige Fußboden und diverse kaputte Gläser und Flaschen werden ihm hoffentlich eine Lehre sein. In München sind sie derzeit verschnupft, da die 372. Meisterschaft in Serie nicht schon im Oktober feststeht. Deren Sorgen möchte ich haben. Schließlich eifern wir bisher den Paderbornern nach, die ja vor einigen Jahren bis in die Regionalliga abgestiegen sind. Wenn nicht die hellblauen Münchner aus nicht sportlichen Gründen dann den Gang nach unten antraten. So etwas hat es noch nie gegeben. Wäre ja mal was für unseren Briefkopf, wenn wir da schon sonst nichts stehen haben. Arminia war ein guter Gast Hannover zählt zu unseren befreundeten Teams, das war nicht immer so. Ich erinnere mich noch an aus dem alten Niedersachsen-Stadion geworfene Bierflaschen (aus Glas!), die zwischen uns auf dem Weg zum Gästeblock auf dem Boden zersprangen. Gelebte Gastfreundschaft war das nicht ... Dafür war die Arminia ein guter Gast und ließ den Hannoveranern vier Minuten nach dem Anpfiff und vier Minuten vor dem Abpfiff den Vortritt beim Toreschießen. Die Gegenspieler hatten bei beiden Toren jeweils viel Platz. Trainer sprechen da, dem Polizeiduktus gleich, von Zugriff. Den hatten wir genau zweimal nicht. Gut, es gab noch Szenen, in denen Arminen, aber auch Heimspieler wegrutschten und somit keine wirkliche Gefahr entstand. Die Wiese in Hannover glich einem Festivalplatz nach einem verregneten Konzertwochenende. Der Geschäftsführer Sport forderte in der Vorspieltags-Konferenz eine Verlängerung der Phasen, in denen &bdquo;die Mannschaft vernünftige Leistungen abliefert“. Nun, es wird sein Geheimnis bleiben, ob er damit Spielphasen oder Wochen oder gar Monate meinte. Im Spiel war das ja diesmal so. Bis auf die beiden Tore zeigte das Heimteam vor allem viel Mittelmaß und per Hand gezählte drei Muskelkrämpfe schon ab Minute 65. Warum wir daraus keinen Profit ziehen konnten? Die Antwort darauf ist so einfach wie ernüchternd. Die Spieler in Weiß wollten, neben 2 Lattentreffern, den Ball ins Tor tragen. So Bryan Lasme kurz vor dem 2:0, als er auch den dritten Verteidiger noch ausspielen wollte. Spieler nach dem Abpfiff distanziert Unsere Ultras haben vor dem Spiel per Handzettel darüber informiert, dass wir alle zunächst weiterhin in Vorleistung gehen und der Mannschaft Unterstützung angedeihen lassen sollen. So etwas nennt man Schulterschluss. Die Arminiaspieler hätten das nach einer akzeptablen Leistung genau dafür nutzen können, wählten jedoch die eher distanzierte Variante und blieben irgendwo an der Strafraumkante pseudoklatschend stehen. Das führte dann zu deutlicheren Unmutsbekundungen und Pfiffen aus dem gut gefüllten Gästebereich. Schulterschluss geht irgendwie anders. Es scheint aber aktuell niemanden in der Mannschaft oder Betreuerstab/Management zu geben, der da mal vorangeht und den Jungs den berühmten Tritt gibt. Was vor über zwei Jahren trotz dieser Pandemie zu einer tollen Einheit aus Profis und Fans geführt hat, ist derzeit ein weit entfernter, unerreichbarer Traum. Wie gerne würde ich jetzt aufwachen ... Ungeachtet des seit bald zehn Monaten währenden Niederganges, möchte ich mich bei den beiden Polizeibeamten bedanken, die nach Spielschluss unterhalb der Treppe des Gästebereiches mit einer großen Karaoke-Lautsprecherbox per Du und mit kumpeliger Ansprache den Weg zur Straßenbahn wiesen ... Nun, ein lustiger Karaokeabend dort an der Treppe hätte meine, ja unsere Stimmung vielleicht deutlich aufgehellt. Aber so bleibt die Frage, woran es liegt, dass Arminia Bielefeld der dritten Liga entgegentaumelt. Die einen fordern, lauter werdend, die Demission des Geschäftsführers Sport. Aber Samir Arabi schießt ja nicht aufs Tor, das machen die Spieler schon selbst nicht. Daniel Scherning bleibt in seinen Äußerungen (seltsam) sachlich und monoton. Der Präsident bleibt fast ausschließlich unsichtbar, auch wenn er jetzt sagte, dass nur alle gemeinsam ... Ihr wisst schon ... die sich ewig gleichenden Plattitüden, wenn man nicht mehr weiter weiß. Euer Armine von der Süd!

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