Ex-Trainer des DSC Arminias einst bester Motivator Carsten Rump glaubt noch an die Relegation

Bielefeld. "25.000 sind da draußen und warten darauf, dass ihr gleich explodiert. 25.000! Die beten zu Gott, dass ihr gleich Gas gebt, dass ihr ein Feuerwerk abfackelt! Aber ein Punkt ist mir noch viel, viel wichtiger, Männer. Wenn ihr nach Hause geht, könnt ihr den ganzen Müll bei euren Frauen, bei euren Kindern, bei euren Freundinnen abladen. Alles! Alles, was hier passiert, könnt ihr zuhause abladen. Und die sind immer für euch da. Immer! Immer, jeden Tag sind die zuhause! Und heute sind sie auf der Tribüne und beten genauso zu Gott wie alle anderen auch, dass ihr heute ein Feuerwerk abfackelt. Und deshalb ist Katrin drin und nimmt das per Video auf. Weil sie das jetzt gleich, vor dem Spiel, euren Frauen schickt. Und ihr müsst mir hier jetzt ein Versprechen ableisten: Dass ihr für eure Familie alles gebt, alles gebt! In den 90 Minuten, für eure Familie, für eure Kinder werdet ihr jetzt da draußen ackern, vom Anfang bis zum Ende! Und wir werden dieses Spiel gewinnen! Versprecht ihr mir das?!" Fünf Jahre nach seiner denkwürdigen Rede wird Carsten Rump immer noch oft auf diese 70 Sekunden angesprochen. Es waren die letzten Momente, bevor Schiedsrichter Deniz Aytekin die Arminen und die Braunschweiger an jenem 14. Mai 2017 auf den Rasen führte. Zwei Spieltage vor Schluss, Bielefeld mit mindestens einem Bein in der tieferen Liga, angewiesen auf fremde Hilfe und eigene Punkte. Damals schoben die Ansprache, die 24.000 Fans auf den Rängen und der eigene Ehrgeiz den DSC zu einem nicht für möglich gehaltenen 6:0-Kantersieg, eine Woche später blieb Schwarz-Weiß-Blau ein Zweitligist. Wie schön wäre es, wenn an diesem Freitag eine Wiederholung auf Bundesliga-Ebene gelänge... "Wir waren alle auf den Punkt motiviert" Doch ein Team auf Knopfdruck mit markigen Worten zu packen, das klappt nicht immer, meint Rump. Er trainiert aktuell den Regionalligisten SV Rödinghausen - sein erster Posten als Cheftrainer. "Damals hat der Moment einfach gepasst. Wir waren alle auf den Punkt motiviert", erinnert sich der 41-Jährige. Tabellarisch trug der DSC auch keinen derart schweren Rucksack mit sich herum wie derzeit: Es gab zwar unglückliche Rückschläge wie die späten Gegentore gegen Fürth und Bochum, die vier Punkte kosteten. Doch Arminia war drin in der Rückserie, hatte am Saisonende 50 Tore erzielt. Die Grundlage für Erfolg, eine funktionierende Spielidee hin zum gegnerischen Tor, war einfacher abzurufen als derzeit. Warum Rump, damals als Co-Trainer unter Jeff Saibene häufiger für das Einschwören vor dem Anpfiff zuständig, seine Elf genau so gepackt hatte? "Wir hatten viele Spieler, die schon lange dabei waren und in Bielefeld Familienväter geworden sind. Die gar nicht wussten, ob sie in der 3. Liga noch einen Vertrag erhalten. Für sie stand viel auf dem Spiel." Rump hatte als Trainer der A-Junioren etwas Ähnliches bereits probiert, am Vorabend jenes Sonntags entschloss er sich dann dazu, die damalige Teammanagerin Katrin Meyer mit ins Boot zu holen. "Das Video wurde den Partnerinnen unserer Spieler auch zugeschickt", sagt Rump.Rump traut Arminia die Relegation zu - dann wird es richtig schwer So wunderte es ihn nicht, dass die üblicherweise interne Rede nach dem grandiosen Sieg rasch viral ging. "Mein Handy ist explodiert, ich habe es drei Tage lang ausgeschaltet", sagt Rump. Für ihn eine unangenehme Situation, schließlich war vor dem folgenden Auswärtsspiel in Dresden ja noch gar nichts erreicht. Ganz ähnlich, wie es Arminia selbst bei einem Auswärtssieg in Bochum ergehen würde - der Druck, daheim gegen Leipzig nochmals zu punkten, wird da sein. "Die Bochumer können nach dieser Klassenerhaltsparty nicht bei 100 Prozent sein", sagt Rump. "Arminia kann dort gewinnen, die Relegation ist noch absolut realistisch." Dort aber erwartet Rump eine abermals hohe Hürde. "Ob Hamburg, Darmstadt, Bremen: Alle spielen richtig guten Fußball. Es wird für den Erstligisten richtig schwer." Um die jetzige Mannschaft emotional zu packen, in der es längst nicht so viele in Ostwestfalen verwurzelte Akteure gibt wie damals, müsse das Trainerteam einen anderen Aufhänger finden, meint Rump. Einen, der zum Kader passe. Auch wenn er insbesondere zu Sebastian Hille noch engen Kontakt pflegt und mit Michael Henke in Ingolstadt zusammengearbeitet hat, sei zu er zu weit weg, um präzisere Ratschläge für eine Motivationsree zu geben. Die Ernennung Marco Kostmanns hat den mit seiner Familie in Herford lebenden Rump überrascht, "davon verspricht sich Arminia wohl etwas Besonderes, ähnlich wie Hertha BSC mit Felix Magath", vermutet der Fußballlehrer. Und schickt die besten Grüße mit: "Ich wünsche mir, dass Arminia drinbleibt."

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