Trainerentlassung Arminia: Warum Ex-Coach Kramer schließlich doch stürzte

Bielefeld. Etwas länger als 13 Monate hielt die Beziehung zwischen Arminia Bielefeld und Cheftrainer Frank Kramer nur: Der Bayer kam, um den DSC zum Klassenerhalt zu führen, und ging ein Jahr darauf, weil ihm genau dieses Ziel nicht mehr zugetraut worden ist. Doch nicht allein aufgrund der kurzfristigen Ausgangslage entschied sich der DSC zu einem Schritt, der einigen im Verein sehr schwer gefallen ist.Für 42 Bundesligaspiele stand Kramer an der Seitenlinie der Arminen, holte neun Siege und ziemlich genau einen Punkt pro Spiel. Er machte bilanziell das, was vom Trainer eines Liga-Außenseiters erwartet werden darf. Kramer gelang 2021 ein kaum mehr für möglich gehaltener, direkter Klassenerhalt. Er führte noch dazu viele junge Spieler auf die Bundesliga-Bühne, unter ihm entwickelte sich in Patrick Wimmer einer von ihnen zum baldigen Rekordtransfer. Nur einer, ließe sich anfügen. Es wäre mehr möglich gewesen. Gleiches gilt für die bescheidende Offensivausbeute von 31 Toren. In den letzten zehn Spielen gelangen den Arminen kümmerliche drei Treffer. Sieben Mal stand dabei auf der Habenseite die null. Nach Informationen von nw.de hatte Kramer schon seit längerer Zeit Vertrauen bei der Mannschaft eingebüßt. Menschlich kam der ehemalige Lehrer beim überwiegenden Teil des DSC-Teams sehr gut an. Fachlich aber brachte der 49-Jährige die Arminia nicht wie erhofft voran. Er forderte von seinen Profis zwar immer wieder mit ähnlicher, aus Pressekonferenzen bekannter Rhetorik die Grundtugenden ein, stattete sie aber offenkundig nicht mit den Instrumenten für den nächsten spielerischen Schritt aus.DSC hat sich spielerisch kaum verbessert Das Ergebnis war ein mangelhafter Spielaufbau. Es war kein Zufall, dass Bielefeld in fast allen Kellerduellen dieser Saison die schwächere Mannschaft war, selbst von Schlusslicht Fürth zweimal gutes Kombinationsspiel vorgelebt bekam. Auch die eklatante Bilanz nach Standardsituationen, null Tore aus Ecken und Freistößen nach 30 Saisonspielen, konnte Kramer mit seinem Trainerteam im Saisonverlauf nicht verbessern. Stattdessen verstrickte er sich in ein Formationsexperiment, probierte in der Hinrunde erfolglos am Etablieren einer Dreierkette, bis ihn seine erfahrenen Defensivspieler vom Gegenteil überzeugt haben sollen.Innerhalb der Spiele reagierte Kramer wiederum selten auf gegnerische Anpassungen. Gegnerische Trainer hatten es damit leicht, Arminia zu durchschauen. Kramer und seine Spielweise erhielten nach dem sicherlich ungleichen Duell gegen den FC Bayern München am Sonntagnachmittag von seinem Gegenüber Julian Nagelsmann medial den Todesstoß. &bdquo;Die haben eigentlich gar nicht verteidigt. Wir hätten oft aufdrehen und einfach ins leere Tor schieben können“, hatte dieser im &bdquo;Kicker“ gesagt.Zuletzt soll es mehrfachen Austausch von Mitgliedern des Mannschaftsrates und Sport-Geschäftsführer Samir Arabi gegeben haben. Während Arabi, der gemeinsam mit seinem Geschäftsführer-Kollegen Markus Rejek Kramer die Jobgarantie bis Saisonende und darüber hinaus ausgestellt hatte, offenbar zunächst nicht an Kramers Zukunft rüttelte, nahm die Kritik aus Reihen der Profis an der taktischen Betreuung und den Trainingsinhalten zu. Mancher sprang für diese Kritik über seinen Schatten, gilt doch Arminias Mannschaft grundsätzlich nicht als meuternder, launischer Haufen. Und gerade unter den jüngeren Spielern hatten ja viele das neue, unter Amtsvorgänger Uwe Neuhaus längst nicht so ausgeprägte Leistungsprinzip zu schätzen gewusst: Kramer gewährte so gut wie allen ihre Einsatzzeit.Fans wurden mit Kramer nicht warm Doch sah das Gros auch, dass sich nicht viel weiterentwickelte. Offensiv ohne Überraschungseffekte, defensiv lethargisch, unterlegen im zentralen Mittelfeld, einladend offen auf der linken Abwehrseite. Arabi nahm zuletzt nochmals öffentlich seine die Spieler in die Pflicht, anstatt den Trainer anzuzählen. Doch mancher Spieler machte zuletzt gar seine Zukunft im Klub von der Personalie an der Seitenlinie abhängig. Eine Trennung von Kramer nach der Saison wurde so zu einem immer realistischeren Szenario.Auch die Beziehung zur Anhängerschaft war zu guter Letzt eine schwierige. Die Fans hatten charakterlich ebenso wenig am kumpelhaften Auftreten des gebürtigen Memmingers auszusetzen. Doch so richtig warm wurden viele nicht mit Kramer: Schon in der mit zehn sieglosen Punktspielen beginnende Hinrunde gab es klar vernehmbare &bdquo;Kramer raus“-Rufe.Das Standing von Neuhaus erreichte Kramer trotz des Klassenerhalts nie. Kramer zu entbinden fiel schwerer, auch weil damit das seitens der Geschäftsführung beschworene Konzept Ausbildungsverein nun seine Galionsfigur verliert. Der von manchem Profi geäußerte Wunsch nach frischem Wind geht dafür in Erfüllung. Jetzt liegt es an der Mannschaft, sich gelöst zu präsentieren.

Trainerentlassung Arminia: Warum Ex-Coach Kramer schließlich doch stürzte

Mehr zum Thema

Arminia-Newsletter

Wunderbar. Fast geschafft!