Niederlage trotz Dominanz Arminias beeindruckende Statistiken - und welche Probleme sie offenbaren

Bielefeld. Dass Arminia gegen Werder Bremen über weite Strecken ein richtig gutes Spiel gezeigt hat, konnte schon am Tag darauf wohl keiner der Beteiligten mehr hören. Klar überlegen zu sein, ohne zu punkten - das darf dem DSC, so entschlossen die Mannschaft am Mittwochabend auch war, in dieser Saisonphase nicht mehr oft passieren. Die Fakten zur Partie geben Aufschluss über die Dominanz, aber auch, mit welchen Faktoren Bielefeld in dieser Saison immer wieder hadern muss. 26:5 Schüsse Ob aus dem linken oder rechten Halbfeld, per Fuß oder Kopf, aus drei oder dreißig Metern: Arminia versuchte gegen Werder Bremen aus allen Lagen, Tore zu erzielen - und hatte mit einer Schussbilanz von 26:5 nach Abpfiff eine Dominanz erzeugt, wie sie selbst zu Zweitligazeiten selten zu Tage getreten war. Das spiegelte sich auch im Expected-Goals-Wert wider: 2,49 Tore hatte sich Arminia demnach aus der Gesamtheit seiner Torversuche im historischen Schnitt verdient. Werder kam auf 1,65 Tore, wobei sich dieser Wert fast ausschließlich aus den beiden tatsächlich verwerteten Chancen zusammensetzt - die drei weiteren Abschlüsse, die die schwachen Bremer hatten, waren allesamt ungefährlich. 401 Minuten ohne Tor Statt 2,49 prangte die große 0 auf der Anzeigetafel: Nachdem das Thema Chancenverwertung zuletzt latent mitschwang, ist es wieder nun ein zentrales Problem. Sowohl der frühe, verunglückte Kopfball von Amos Pieper (7.) als auch die Abschlüsse von Ritsu Doan (28.) und Fabian Klos (77.) waren solche bester Güteklasse. "Zielt Ritsu in die andere Ecke", führte Sport-Geschäftsführer Samir Arabi in der Halbzeitpause beispielhaft an, dann hätte der DSC wohl in Führung gelegen. Doch der Japaner versuchte den Schuss gegen die Laufrichtung - und Ömer Toprak schaffte es noch, sich in die Flugbahn zu werfen. Das dient als eines von so vielen Beispielen, in denen Arminias Stürmer zuletzt falsche Entscheidungen trafen. Was in einer immer mächtigeren Torflaute von umgerechnet mehr als sechseinhalb Stunden gemündet ist. 9:0 Ecken Ob Ballbesitz, Passquote oder die hier angeführte Eckenstatistik, sie alle übersetzen lediglich in Zahlen, wie sich der Spielverlauf über weite Strecken zutrug. Doch nach Standardsituationen bleibt Arminia für einen Aufsteiger, der in der ersten Liga nach individueller Qualität erwartbar an Grenzen stößt, weiter zu harmlos. Nur drei der 18 erzielten Tore fielen nach ruhenden Bällen, zwei davon nach Einwürfen. Spürbar ist zwar, dass Arminia gefährlicher wird: Gegen Bremen entwickelten sich nach Ecke (Pieper), Freistoß (Voglsammer) und Einwurf (Doan) jeweils gute Möglichkeiten, vor allem Kopfballverlängerungen sorgten für Gefahr. Doch vom ligaweiten Durchschnitt an Standardtreffern, der zuletzt bei mehr als 30 Prozent aller erzielten Tore lag, sind die Bielefelder noch weit entfernt. Drei strittige Entscheidungen Eine Rote Karte wegen groben Foulspiels hatte Arminia Bielefeld seit Oktober 2017 nicht mehr erhalten, die gegen Nathan de Medina war der erste Platzverweis seit fast anderthalb Jahren. Damals musste Fabian Klos gegen den VfB Stuttgart mit einer Gelb-Roten Karte vorzeitig zum Duschen, eine Entscheidung, über die damals noch viel kontroverser diskutiert wurde wie über jene vom Mittwochabend. Damit verliert der DSC den Status als fairstes Team der Bundesliga - ohnehin ein Prädikat, das eher nicht für den Abstiegskampf gemacht zu sein scheint - an Borussia Dortmund. Zwei weitere Male erhielt der DSC nach VAR-Check keinen Strafstoß. Zumindest die zweite Entscheidung - nach klarem, aber nicht klar absichtlichem Handspiel von Milos Vejlkovic - war aufgrund der mindestens bis zur kommenden Saison noch undurchsichtigen Regelung nicht eindeutig. Doch Arminia muss als einziger Erstligist weiter auf den ersten Strafstoß dieser Saison warten, obgleich es auch gegen Leverkusen, Hertha BSC und Hoffenheim bereits 50:50-Szenen gab - und Bielefeld stets das Nachsehen hatte. Ganz unverständlich ist das Hadern mit dem Schiedsrichter daher nicht.

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