Trauer in Bielefeld und Gütersloh Ein Schlitzohr auf und neben dem Platz: Das war Arminias Ex-Stürmer Graul

Bielefeld/Gütersloh. Arminia Bielefeld hat eine Spielerpersönlichkeit verloren: Der ehemalige Torjäger Volker Graul starb am Sonntag im Alter von 69 Jahren in einer Klinik in Bad Rothenfelde. Das bestätigten nw.de am Montag seine langjährigen Weggefährten Heribert Bruchhagen und Paco Castillo. Die Umstände seines Todes sind nicht bekannt. Graul soll schon seit einiger Zeit Herzprobleme gehabt haben. Der gebürtige Gütersloher trug zwischen 1973 und 1976 sowie von 1978 bis 1981 das DSC-Trikot. In 146 Pflichtspielen für die Bielefelder erzielte der Mittelstürmer 67 Treffer. Einer seiner wohl größten sportlichen Erfolge: Mit 30 Toren sicherte sich Graul in der Saison 1974/1975 die Torjägerkanone der 2. Bundesliga Nord. Und weckte Interesse. "Die Bayern wollten mich haben und 800.000 Mark Ablöse zahlen. Neben Jupp Kapellmann wäre ich dann der teuerste Spieler in der Bundesliga gewesen. Einen Vierjahresvertrag hatte ich mit Robert Schwan bereits unterschrieben. Mein großer Traum platzte wie eine Seifenblase. Arminia verlangte für mich 1,2 Millionen Ablöse. Die Bayern sagten nein. Meine große Chance war dahin. Es war der Knackpunkt meiner Karriere", berichtete Graul später dazu. Im Streit verließ er Bielefeld. Statt nach München wechselte der Stürmer nach der Saison 1975/1976 ablösefrei zum Erzrivalen Preußen Münster. Und kam zwei Jahre später von Fortuna Köln doch zum damaligen Bundesligisten Arminia zurück. Seine fußballerischen Wurzeln lagen beim SVA Gütersloh. Schon früh weckte der talentierte Angreifer das Interesse des DFB. Bereits 1969 debütierte Graul für die Jugendnationalmannschaft gegen die Niederlande. Zu seinen Mitspielern damals gehörten Uli Hoeneß und Rainer Bonhof. Seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieb er ein Jahr später beim VfL Osnabrück in der Regionalliga Nord. Als Spieler galt er als Schlitzohr. Neben seinen Torjägerqualitäten glänzte er durch seine Cleverness auf dem Platz. Graul war Torschütze beim 4:0 gegen die Bayern Bei den Bielefeldern ist sein Name auch mit dem legendären 4:0-Erfolg im Münchener Olympiastadion im März 1979 verbunden. Graul erzielte in der 51. Minute das zwischenzeitliche 3:0 gegen die Mannschaft um Sepp Maier und Karl-Heinz Rummenigge. "Das waren Fußballgrüße aus Bielefeld", sagte Trainer Otto Rehhagel einst in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Der DSC stieg in der Saison trotz des Erfolgs aus der Bundesliga ab. Und das Sturmtrio Norbert Eilenfeldt, Christian Sackewitz und Gerd-Volker Schock hatte Graul schon zuvor mannschaftsintern den Rang als Toptorjäger abgelaufen. Er wechselte zum FC Gütersloh in die Amateur-Oberliga Westfalen und sorgte dort in der Saison 1983/1984 für einen Skandal. Gemeinsam mit Verteidiger Roland Peitsch war er in die Affäre "FC Gütersloh" verwickelt. Vor einem Zivilgericht hatte er erfolgreich sein versprochenes "Gehalt" in Höhe von 180.000 DM eingeklagt. Dies verstieß aber gegen die Amateurbestimmungen, weshalb ihn der westfälische Fußball- und Leichtathletikverband zu einer Geldstrafe von 15.000 Mark und einer dreijährigen Sperre verurteilte. Erbost beendete Graul seine Spielerlaufbahn. Als Spieleragent in "Calmund-Affäre" verwickelt Nach seiner aktiven Karriere war er unter anderem als Gebrauchtwagenhändler und Manager des FC Gütersloh tätig. Später war er als Spielervermittler und nebenberuflich als Immobilienmakler im Einsatz. Eine zentrale Rolle kam Graul dabei in den Untreue-Ermittlungen gegen den ehemaligen Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, zu. So hatte der Spieleragent für die Vermittlung von Kaufoptionen an serbischen und kroatischen Profis 580.000 Euro aus Leverkusen erhalten, forderte aber darüber hinaus noch weitere 812.000 Euro. Das Kommissariat für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld forschte nach, wohin das Geld aus Leverkusen geflossen war. Auch die Staatsanwaltschaft Köln ermittelte deshalb 2010 gegen Calmund und Graul wegen des Verdachts der Untreue "in einem besonders schweren Fall". 2007 beim TuS Koblenz war der ehemalige DSC-Stürmer abermals in einen Skandal um Spielertransfers verwickelt. Nach einer Karriere mit Licht und Schatten lebte Graul zuletzt in den Niederlanden und war als Immobilienmakler tätig. Die Nachricht über seinen Tod löste Bedauern und Trauer bei Wegbegleitern wie Heribert Bruchhagen aus. Arminia teilte mit: "Unsere Gedanken und besten Wünsche sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie. Der DSC Arminia Bielefeld wird stets ein ehrendes Andenken an Volker Graul bewahren."

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