Bielefeld. Man muss sich die Geschichte in etwa so vorstellen. An einem x-beliebigen Samstag im vergangenen Jahr trafen sich viele ehemalige Handballer der TSG Altenhagen-Heepen in der Sporthalle des Gymnasiums Heepen, um ihren Kindern beim Handballspielen zuzugucken. Sie kamen ins Quatschen und ins Schwelgen über die guten alten Zeiten. Nach einer Weile waren sie bei ihren Gesprächen in der Gegenwart angekommen und hatten sich auf den gemeinsamen Nenner geeinigt: "Da müsste etwas getan werden."
Oft bleibt es nach solchen Tribünenbegegnungen bei den Absichtsbekundungen. Doch nicht in diesem Fall. Die Ehemaligen vertieften den Gedankenaustausch und machten schließlich Nägel mit Köpfen. Der "Förderkreis Nachwuchsarbeit für Handball" für den TSV Altenhagen und die SpVg. Heepen war im Februar 2012 geboren. "Wir haben genug Handballverrückte im Verein und alle haben Lust, etwas zu tun", sagt Volker Wöstenfeld, schließlich liege die Geschichte seit rund zehn Jahren brach.
Mit "die Geschichte" meint der 2. Vorsitzende die leistungsorientierte Jugendarbeit, von der die TSG in der Vergangenheit gelebthat. Doch die Ausbildung eigener Talente ist seit vielen Jahren ins Stocken geraten. Daniel Meyer ist das letzte Eigengewächs in der ersten Mannschaft.
Der letzte große Nachwuchsjahrgang der TSG wurde 2005 Westdeutscher A-Jugend-Meister und scheiterte erst im Viertelfinale zur Deutschen Meisterschaft. Das ist fast acht Jahre her. Damals standen unter anderem im Team: Florian Korte, Jan-Henrik Werner, Marvin Blanke, Malte Schröder, Arne Puls und Till Deutschmann. Bei der TSG geblieben ist lediglich Janni Werner, er spielt eigentlich Zweite und hilft aktuell in der Ersten aus. Malte Schröder dagegen schaffte den Sprung in die Bundesliga.
Trainer der Truppe war damals Martin Räber, er fungiert nun als Ideengeber für ein neues Förderkonzept. "Zuletzt hat jede Jahrgangsstufe so vor sich hingearbeitet, das wollen wir jetzt besser koordinieren", sagt Räber. Es soll einheitliche Spielkonzepte für die A-, B- und C-Jugend sowie die zweite Mannschaft geben. Es soll einen Trainingsaufbau nach dem DHB-Rahmenplan geben. Es sollen ausschließlich lizensierte Trainer im Verein tätig sein.
Bereits umgesetzt ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Physiotherapie an der Eckendorfer Straße, um die Physis des Nachwuchses zu verbessern. Ferner richtete der Förderkreis so genannte Elternabende aus, um für seine Arbeit zu werben und um Mitarbeit zu bitten. "Dabei sind wir auf eine erstaunliche Resonanz gestoßen", freut sich Thomas Brilka, 1. Vorsitzender.
Kurzfristig soll die A-Jugend überkreislich spielen, langfristig möchte die TSG permanent von der C- bis zur A-Jugend überkreislich am Spielbetrieb teilnehmen. Der Leistungsgedanke hat wieder Einzug gehalten im Bielefelder Osten. Dieser ist gleich zweifach aus der Not geboren, zum einen fehlen dem Klub Hallenkapazitäten, zum anderen der eigene Nachwuchs für die Seniorenteams.
Die TSG wird künftig nur noch zwei Mannschaften pro Jugend anbieten können. "Wir schicken keinen weg, werden aber nicht alle spielen lassen können", sagt Räber, allerdings verspricht er, dass "wir uns um eine zielgerichtete, individuelle Ausbildung der Jugendlichen kümmern werden, wobei uns natürlich auch die persönliche und soziale Entwicklung der Kinder am Herzen liegt". Dieses gilt für den männlichen wie weiblichen Bereich, der mittlerweile 300 Mädchen und Jungen in 22 Mannschaften umfasst.
"Unser Auftrag kommt von unten", betont Brilka: "Wir wollen fördern, fördern, fördern." Als großes Vorbild haben die TSGer den Förderverein des VfL Theesen, der in Größe und Qualität sogar die Nachwuchsabteilung des DSC Arminia Bielefeld in den Schatten stellt. "Eine gewisse Euphorie ist schon da", sagt Wöstenfeld. Die werden die Protagonisten auch brauchen, denn von heute auf morgen sind die Konzepte nicht zu verwirklichen.