Große Reform Neue Leitstellen und Notfallzentren für Patienten geplant

Berlin/Bielefeld. Im Zuge der Krankenhausreform in Deutschland plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Entlastung der Notfallversorgung. Notaufnahmen und Rettungsdienste arbeiten vielerorts am Limit, weil das Patientenaufkommen gestiegen ist, Personalmangel herrscht und Krankenhäuser Notaufnahmen nicht kostendeckend betreiben können. Als Grundlage der Reform dienen die Vorschläge einer Expertenkommission, die den Aufbau eines neuen Leitsystems sowie integrierter Notfallzentren vorsehen. Lauterbach will dafür die strikte Trennung zwischen der ambulanten und stationären Versorgung aufbrechen: &bdquo;Leitgedanke muss dabei sein, dass Versorgung dort stattfindet, wo sie medizinisch auch sinnvoll ist.“ Artikel: Kommentar:%20Notfallversorgung%20entlasten:%20Auch%20jeder%20B%C3%BCrger%20ist%20in%20der%20Pflicht Die Expertenkommission sieht den flächendeckenden Aufbau von integrierten Leitstellen vor, in denen alle Anrufer landen, die den Notruf über die 112 oder den kassenärztlichen Notdienst über die 116117 wählen. Dort sollen die Anrufe dann nach einer telefonischen oder telemedizinischen Ersteinschätzung einer passenden Notfallbehandlung zugewiesen werden. Die neuen Leitstellen sollen nach Angaben Lauterbachs rund um die Uhr erreichbar sein und auch eine telemedizinische ärztliche Hilfe sowie Terminvermittlungen anbieten. &bdquo;Damit sollen die Leitstellen für Betroffene so attraktiv sein, dass sie primäre Anlaufstelle in medizinischen Notfällen werden.“ Notfallzentren an 420 Krankenhäusern Neu geschaffen werden sollen laut der Expertenkommission zudem integrierte Notfallzentren, bestehend aus einer Notaufnahme eines Krankenhauses und einer Notfallpraxis niedergelassener Ärzte, die einen gemeinsamen Tresen für eine Ersteinschätzung betreiben. Die Zentren sollen nach Angaben Lauterbachs an den 420 deutschen Kliniken mit umfassender Notfallversorgung angesiedelt werden. Auch die Notfallversorgung von Kindern soll künftig so geregelt werden, allerdings mit eigenen Notfallzentren. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert seit Langem eine Patientensteuerung nach diesem Prinzip, um eine Über- oder Unterversorgung von Notfällen zu verhindern und eine flächendeckende Notfallversorgung zu sichern. &bdquo;Ein Weiter so kann es nicht geben, deshalb ist eine Reform dringend notwendig“, erklärt Hans Werner Kottkamp, Chefarzt der Zentralen Notaufnahmen am Evangelischen Klinikum Bethel. &bdquo;Die Steuerung der Patienten über integrierte Leitstellen und Notfallzentren durch eine bessere Verzahnung von Kliniken und Arztpraxen kann die Notfallversorgung entlasten.“ Einschätzungssystem für die Erstsichtung fehlt Dafür müssen laut Kottkamp jedoch erst noch Voraussetzungen geschaffen werden. &bdquo;Für die Ersteinschätzung in Notfallzentren benötigen wir ein valides Einschätzungssystem, um die Patientensicherheit und die Rechtssicherheit für das Personal zu gewährleisten.“ Zudem müsse geklärt werden, ob die Notfallpraxen der niedergelassenen Ärzte in den neuen Notfallzentren künftig über 24 Stunden und sieben Tage die Woche besetzt sein werden. &bdquo;Wenn nicht, dann müssen Notaufnahmen die ambulante Versorgung übernehmen dürfen und auch finanziert bekommen.“ Dafür sei der Zugriff auf Patientendaten und die Vermittlung von Terminen bei niedergelassenen Fachärzten wichtig. Entscheidend ist die Verzahnung zwischen ambulantem und stationärem Sektor laut Kottkamp auch für den Rettungsdienst. &bdquo;Wenn der Patient lediglich eine ambulante Versorgung benötigt, sollte der Rettungsdienst auch Praxen anfahren dürfen.“

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