Hilfen für die Türkei Hohe Spendenbereitschaft nach Erdbeben – Helfer aus OWL beklagen Hürden

Bielefeld. In diesen Tagen steht das Telefon von Imine Gözen kaum still. Die Vorstandsvorsitzende der Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan hat viele Bekannte und Freunde in dem Erdbebengebiet, ist geschockt über die Bilder in den Nachrichten. Ihr Verein bekam unmittelbar nach der Schreckensmeldung viele Anrufe. Für die Opfer werden in erster Linie Verbandszeug, Babynahrung, Schlafmöglichkeiten sowie Batterien und Taschenlampen benötigt. Auch Kleidung für den Winter ist wichtig, da es in den Nächten bis zu minus fünf Grad kalt wird. An Solidarität und Hilfe mangelt es nicht. Jedoch zeichnen sich bereits jetzt Schwierigkeiten in der Zustellung der Spenden ab. So rufen Vereine und Hilfsorganisationen dazu auf, in erster Linie Geld zu spenden. "Es ist schwer, Sachspenden in die Region zu bekommen", sagt Gözen. Geld kann von Hilfsorganisationen vor Ort flexibler und effizienter eingesetzt werden, so Experten. In OWL melden sich viele Freiwillige Hintergrund ist auch, dass die türkische Regierung eine Sperrzone rund um die Gebiete errichtet hat - für die Region wurde der Notstand ausgerufen. Hilfstransporter werden vom Militär kontrolliert. Es sind nur neu gekaufte Sachspenden zugelassen, so berichten es mehrere Helfer aus Ostwestfalen-Lippe. Die Regierung in der Türkei begründe dies mit den Hygienevorschriften. Helfer aus OWL, die anonym bleiben möchten, gehen von Schikane aus. Denn in dem Erdbebengebiet leben überwiegend kurdisch stämmige Menschen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdo?an macht seit Jahrzehnten Stimmung gegen die Kurden in seinem Land. Die aktuelle Situation nutze er, so Kritiker des türkischen Staatsoberhauptes, auch für Wahlkampfzwecke. Im Mai finden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Cihad Kefeli, Mitglied des Integrationsrats der Stadt Bielefeld, bekam bereits über 30 Anrufe von Freiwilligen, die ihre Hilfe anboten. Von Fahrten an die türkische Grenze rät er ab. "Von Deutschland fährt man drei bis vier Tage mit einem Lkw. Die Menschen benötigen aber jetzt Hilfe", sagt er. Auch die Infrastruktur sei größtenteils zerstört. Der Flughafen Paderborn/Lippstadt wird sich an Hilfsmaßnahmen unter Führung der Deutsch-Türkischen Gesellschaft Paderborn beteiligen. Von Donnerstag bis Sonntag können täglich von 7.00 Uhr bis 10.00 Uhr sowie zwischen 17.00 Uhr und 20.00 Uhr in der Gepäckausgabe-Halle im Terminal dringend benötigte Spenden für die Bevölkerung in der Erdbeben-Region abgegeben werden. Turkish Airlines fliege jeden Tag mit zwei Maschinen von Düsseldorf und Köln/Bonn mit Sachspenden in die Region, weiß er zu berichten. Er ruft ebenfalls dazu auf, Geld zu spenden. "Es ist Kontrollverlust" Trotz der Solidarität, die die Menschen in Ostwestfalen zeigen, kritisiert er die Stadt Bielefeld. "Dortmund, Recklinghausen und weitere Städte haben eine offizielle Stellungnahme dazu veröffentlicht. Bielefeld nicht", sagt er. Ismail Ta?, Vorstand der alevitischen Kulturgemeinde Bielefeld und Umgebung, ist von der Spendenbereitschaft der Menschen überwältigt. Binnen weniger Stunden kamen allein in seiner Gemeinde circa 5.000 Euro an Spenden zusammen. Auch er sieht die Regelung mit den Sachspenden kritisch. "Es ist Kontrollverlust. Die meiste Hilfe wird jetzt in den Ballungsräumen stattfinden. Aber die Menschen auf dem Land werden außer Acht gelassen", sagt er. Auch kleine Spenden helfen. Der Internationale Studierenden Rat der Universität Bielefeld verkauft ab diesem Mittwoch Waffeln, um Spenden zu sammeln. Viele der türkisch und syrisch stämmigen Studierenden haben Verwandte und Freunde in dem Katastrophengebiet.

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