Tag gegen den Schlaganfall Jede Minute zählt: So handeln Sie richtig beim Verdacht auf einen Schlaganfall

Bielefeld. Die Notaufnahmen deutscher Krankenhäuser sind vielerorts überlastet, weil das Patientenaufkommen gestiegen ist und Pfleger und Ärzte fehlen. Zugleich kommen Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen aber seltener. Das zeigt eine Untersuchung der größten Krankenkasse in OWL, der AOK Nordwest. Kassenchef Tom Ackermann appelliert deshalb an die Bevölkerung: &bdquo;Bei Notfall-Symptomen sollte nicht gezögert und umgehend der Notruf 112 gewählt werden.“ Doch wann bin ich ein Notfall? Da immer mehr Menschen Probleme bei der Einordnung von Symptomen haben und am falschen Ort Hilfe suchen, hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe eine Entscheidungshilfe entwickelt. Sie besagt: Patienten mit Erkrankungen oder Unfällen, die keine sofortige Hilfe benötigen, sind beim Hausarzt richtig. &bdquo;Wenn Patienten nicht bis zur nächsten Sprechstunde ihres Hausarztes warten können, stehen die Notfalldienstpraxen bereit“, erklärt ein Sprecher. In OWL gibt es 13 Notfalldienstpraxen in Bielefeld, Gütersloh, Bünde, Herford, Lübbecke, Minden, Bad Oeynhausen, Lemgo, Detmold, Paderborn, Büren, Warburg und Höxter. Symptome deuten: Wann der Notruf 112 gewählt werden sollte Die Notaufnahme eines Krankenhauses ist hingegen die richtige Adresse, wenn Menschen einen lebensbedrohlichen medizinischen Notfall oder einen schweren Unfall erleiden. Etwa bei einem Verdacht auf einen Schlaganfall ist das schnelle Handeln extrem wichtig. Beispiele für die Notrufnummer 112: Bewusstlosigkeit oder erhebliche Bewusstseinstrübung schwere Atemnot starke Brustschmerzen oder Herzbeschwerden starke, nicht stillbare Blutungen Unfälle mit Verdacht auf starke Verletzungen Vergiftungen starke Verbrennungen Ertrinkungsunfälle Suizidversuche aller Art akute und anhaltende Krampfanfälle akute Lähmungen oder Sprachstörungen plötzliche Geburt oder Komplikationen in der Schwangerschaft Unwissenheit gefährdet Patienten: Rückgang der Schlaganfall-Patienten Schwierigkeiten beim richtigen Einordnen von Symptomen haben allerdings nicht nur Menschen, die mit Bagatellerkrankungen in Notaufnahmen Hilfe suchen, sondern auch Patienten, die lebensbedrohlich erkranken, jedoch trotzdem nicht den Notruf 112 wählen. So hat die AOK Nordwest in den zurückliegenden Jahren einen deutlichen Rückgang bei den Notfallbehandlungen aufgrund von Schlaganfällen und Herzinfarkten in Westfalen-Lippe registriert. Aktuellen Zahlen zufolge wurden 2022 insgesamt 8.696 AOK-Versicherte in Kliniken wegen eines Schlaganfallsstationär behandelt. Das sind 7,8 Prozent weniger als im Vorjahr (9.429) und sogar 12,9 Prozent weniger (9.979) als vor der Pandemie im Jahr 2019. Nach Angaben von Kassenchef Ackermann registrierte die AOK 2021 auch sechs Prozent weniger Notfallbehandlungen bei Herzinfarkten und 2020 sieben Prozent weniger als 2019. Die AOK Nordwest verfolgt diese Entwicklung mit Sorge, weil der Faktor Zeit bei Notfällen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen entscheidend für das Überleben und die weitere Lebensqualität ist. &bdquo;Wir appellieren an die Bevölkerung, bei Notfallsymptomen nicht zu zögern und den Notruf 112 zu wählen“, sagt Ackermann. Lesen Sie auch:Wie ein ehemaliger Konrektor sich nach einem Schlaganfall ins Leben zurückkämpft Häufige Anzeichen eines Schlaganfalls plötzlich auftretende Schwäche Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen Sprachstörungen Gesichtsfeldausfall Schwindel und Gangunsicherheit starke Kopfschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen sowie Bewusstlosigkeit plötzliche Sehstörungen Welche Symptome auftreten, hängt vor allem davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Meist ist nur eine Körperseite betroffen, sodass sich zum Beispiel der rechte Arm und/oder das rechte Bein nicht mehr richtig bewegen lassen. Typisch ist auch ein herabhängender Mundwinkel. Bei Verdacht auf Schlaganfall: FAST-Test durchführen Wer schon bei dem Verdacht auf einen Schlaganfall schnell handelt, verbessert die Chancen auf ein Weiterleben des Betroffenen mit möglichst wenigen, im besten Fall sogar gar keinen Spätfolgen. Es gilt: &bdquo;Time is brain" (Zeit ist Hirn). Daher sollte der Verdacht auf einen Schlaganfall unverzüglich mit Hilfe des FAST-Tests - Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit) – überprüft werden. &bdquo;Der FAST-Test ist der verbreitetste Test weltweit, den Laien innerhalb weniger Sekunden durchführen können, um so die Anzeichen eines Schlaganfalls zu überprüfen", sagt Wolf-Rüdiger Schäbitz, Chefarzt der Klinik für Neurologie im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB): 1. Gesicht: Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin. 2. Arme: Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich. 3. Sprache: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor. 4. Zeit: Wenn entsprechende Symptome auftreten, wählen Sie immer die Notrufnummer 112 und nennen Sie dem Rettungsdienst die beobachteten Symptome des Betroffenen. Häufige Anzeichen eines Herzinfarktes starkes Enge- oder Druckgefühl in der Brust stechende, brennende oder drückende Schmerzen hinter dem Brustbein Schmerzen, die in den linken oder rechten Arm, in den Rücken, Hals oder Oberbauch ausstrahlen Schmerzen oder Taubheitsgefühle im Oberkörper, die in die Schulterblätter, den Hals, Nacken und den Kiefer ausstrahlen können Luftnot Übelkeit und Erbrechen Schwitzen oder kalter Schweiß Blässe Schwächegefühl, Schwindel oder Bewusstlosigkeit Todesangst Symptome für einen Herzinfarkt setzen oft plötzlich ein, können sich aber auch langsam bemerkbar machen. Die Schmerzen dauern mehr als fünf Minuten an und bessern sich nicht, wenn man sich ausruht. Die Symptome sind nicht bei jedem Menschen gleich. Er kann auch ohne Engegefühl oder Schmerzen in der Brust auftreten. Frauen, ältere Menschen und Menschen mit Diabetes oder Herzschwäche spüren die typische Brustenge seltener. Sie haben häufiger andere Beschwerden wie Luftnot, Übelkeit oder Erbrechen.

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