Ausbau erneuerbarer Energien Neue Windräder in NRW: Zahl weckt Zweifel an den Landeszielen

Düsseldorf. In NRW sind im Jahr 2022 insgesamt 98 Windkraftanlagen neu in Betrieb gegangen - mit einer Leistung von 421 Megawatt. In den Augen des Landesverbands Erneuerbarer Energien (LEE) müssen künftig viel mehr Anlagen gebaut werden, damit das Land seine selbst gesteckten Ziele von 1.000 Anlagen bis 2027 erreichen könne. "Das geht alles viel zu langsam", sagt LEE-Geschäftsführer Christian Mildenberger. Dennoch ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. 2022 gab es in NRW eine Steigerung bei der installierten Leistung von mehr als 25 Prozent. Der Nettozuwachs beträgt 392 Megawatt. Die Landesregierung aus CDU und Grünen will die Leistung aus Windenergie von aktuell 6,7 auf mindestens 12 Gigawatt verdoppeln und bis 2027 mindestens 1.000 neue Anlagen bauen. Aktuell gibt es in NRW laut Zahlen des LEE 3.626 Anlagen. Die mit Abstand meisten stehen mit 524 im Kreis Paderborn. Gefolgt von den Kreisen Steinfurt (299), Borken (292) und Soest (285). In Bielefeld stehen aktuell sechs Anlagen, im Kreis Gütersloh 40, im Kreis Herford 18, im Kreis Höxter 171, im Kreis Lippe 126 und im Kreis Minden-Lübbecke 76 Anlagen. Im vergangenen Jahr gingen mit 18 die meisten Anlagen im Kreis Paderborn in Betrieb. Westfalenwind registriert seit der Energiekrise ein Umdenken Projektmanager Steffen Lackmann von der Firma Westfalenwind sagt, dass die Akzeptanz für Windkraft bei den Bürgern und Gemeinden zunimmt. Gegen einen Windpark in Warstein habe es anfangs "massiven Widerstand" mit 4.000 Planungseinwänden gegeben. Die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs habe aber zu einem Umdenken geführt. Das Unternehmen erhalte inzwischen fast wöchentlich Anrufe von Industrieunternehmen, "die am liebsten Strom direkt aus unseren Netzen ziehen würden", sagt Lackmann.Zugleich moniert der Projektmanager aber "lange Planungs- und Genehmigungsverfahren". In seinen Augen sei es möglich, ein Windrad innerhalb von maximal zwei Jahren in Betrieb zu nehmen. Doch derzeit dauere es eher bis zu sieben Jahre. Es brauche klare Prüffristen, einen Artenschutzleitfaden und weniger Bürokratie. Die Landesregierung erlaubt seit Kurzem den Bau von Windrädern auf beschädigten Waldflächen. Das ist laut LEE "absolut wichtig". 50 Prozent der Neuplanungen des Unternehmens Westfalenwind finden laut Lackmann auf diesen sogenannten Kalamitätsflächen statt. Dem Repowern - also dem Austausch alter Anlagen durch neuere - misst Lackmann ebenfalls eine große Bedeutung zu. Doch das allein werde nicht reichen. Vor allem im Sauerland und Rheinland müsse ein "deutlicher Zubau" neuer Anlagen stattfinden. Proteste im Kreis Paderborn Die Landesregierung hat angekündigt, sechs Planungsregionen zu errichten, in denen die neuen Anlagen regional gerecht verteilt werden sollen. Mildenberger sieht das kritisch. "Die Politik glaubt häufig, etwas regeln zu müssen, was man eigentlich nicht regeln muss." Die Windhöffigkeit sei sehr heterogen; das Ziel einer gleichmäßigen Verteilung ergebe keinen Sinn, sagt Mildenberger. Eine gleichmäßige Verteilung werde sich "von ganz allein" einspielen, wenn man den Kommunen Spielraum gebe, weitere Flächen auszuweisen. Vor allem im Kreis Paderborn hatte es in der Vergangenheit Bürgerproteste gegen den Ausbau der Windkraft gegeben. Unter anderem der Verband Vernunftkraft hält den Ausbau für unverhältnismäßig und sieht die Region stark belastet. Auch CDU und FDP sprechen sich dafür aus, den Ausbau verträglich zu gestalten, um die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht zu verlieren. Der SPD hingegen geht der aktuelle Ausbau im Land nicht schnell genug.

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