Düsseldorf (dpa/anwi). Mit einer Großrazzia ist die Polizei am Mittwoch gegen Mitglieder des Al-Zein-Clans vorgegangen. Mehr als 50 Beschuldigten wird nach Informationen der "Deutschen Presse-Agentur" (dpa) unter anderem die Unterschlagung zahlreicher Autos sowie Betrug mit Corona-Hilfen vorgeworfen. Hunderte Beamte waren im Einsatz. Es gab vier Festnahmen.
Insgesamt seien 35 Gebäude in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Berlin durchsucht worden, so die Ermittler. Vier Beschuldigte seien festgenommen worden. Die Beschuldigten werden im Laufe des Tages dem Haftrichter vorgeführt. Zwei Durchsuchungen fanden in Detmold im Kreis Lippe statt, weitere in Solingen, Haan, Dortmund, Köln, Düsseldorf, Bovenden, Göttingen, Kassel und Berlin.
Aus Ermittlerkreisen hieß es, dass geleaste Autos unterschlagen und mit neuen Kennzeichen versehen verkauft worden sein sollen. In einem zweiten Ermittlungskomplex geht es um Betrug mit Corona-Soforthilfen. Beide Verfahren überschneiden sich anscheinend. Die Federführung liegt beim Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen.
Ersten Informationen zufolge stellten die Ermittler bei den Durchsuchungen eine Schusswaffe sowie Mobiltelefone, elektronische Speichermedien und Unterlagen über die Beschaffung, den Transport sowie den Verkauf von Fahrzeugen.
Prozess: Villa vom Jobcenter bezahlt?
Der Al-Zein-Clan sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Zurzeit stehen Angehörige in Düsseldorf vor Gericht, deren Villa in Leverkusen mit Geldern vom Jobcenter bezahlt worden sein soll. Der Staatsanwalt hatte vor wenigen Tagen für den Clan-Chef eine Haftstrafe von sechs Jahren gefordert. Die Urteile sollen am 22. Dezember gesprochen werden.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen geht seit einigen Jahren gezielt gegen kriminelle türkisch-arabische Familienclans vor. Der Hauptaktionsraum von Clankriminellen ist laut Landeskriminalamt das Ruhrgebiet. Die meisten Straftaten wurden laut „Lagebild Clankriminalität“ 2021 in Essen verzeichnet, gefolgt von Recklinghausen, Gelsenkirchen, Duisburg und Bochum. Seit Beginn der Offensive gegen kriminelle Clans im Juli 2018 seien bei mehr als 2.000 Razzien über 5.000 Objekte kontrolliert und 3.200 Strafanzeigen aufgenommen worden, hieß es bei der Vorstellung des Lagebilds im April.
Mit dem Begriff Clankriminalität bezeichnet die Polizei eine „sich aus ethnisch abgeschotteten Subkulturen heraus entwickelnde Kriminalität“. 2021 war die statistisch erfasste Clankriminalität im größten deutschen Bundesland dem Lagebild zufolge leicht rückläufig. Die Zahl der erfassten Straftaten durch kriminelle Clanangehörige sank um 5,8 Prozent auf 5.460. Gleichzeitig sei das Volumen beschlagnahmten Vermögens von knapp vier auf über zehn Millionen Euro mehr als verdoppelt worden. Jedes fünfte Ermittlungsverfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität habe 2021 Clan-Bezüge gehabt.
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