Fragen und Antworten Corona und Winterkrankheiten: Sind aktuell tatsächlich alle krank?

Bielefeld. "Ich fürchte, ich muss mich doch für heute krank melden" und "Ich muss für heute Abend leider absagen" sind Sätze, die sich aktuell im Büro wie im Privaten häufen. Meist gefolgt von Antworten wie: "Oh nein, alle krank im Moment." Aber ist das tatsächlich so? Sind die Menschen in NRW aktuell häufiger und vielleicht sogar länger krank? Und sind das die normalen Winter-Krankheiten oder hat es noch mit der Corona-Pandemie zu tun? Krankenkassen beantworten die wichtigsten Fragen: Trügt der Eindruck, oder sind aktuell wirklich viele krank? "Es sind tatsächlich gerade sehr viele Menschen krank", bestätigt die DAK unter Berufung auf vorläufige interne Zahlen. Eine detaillierte Auswertung für die Monate Oktober und November liegt allerdings noch nicht vor. Mitte Oktober habe es bundesweit "auffällig viele neue Krankschreibungsfälle wegen Grippe" gegeben. Nach einem leichten Rückgang der Zahlen stiegen die Fälle von Erkältungen und Grippe seit Anfang November wieder an. Auch in NRW sei damit im Drei-Jahres-Vergleich ein Höchststand erreicht. Mehr als zehn Mal so viele Versicherte der DAK in ganz Deutschland waren Mitte November aufgrund einer normalen Erkältung krankgeschrieben als wegen einer Covid-Erkrankung. Unter Corona litten viermal mehr Patienten als unter einer Grippe. Im gleichen Zeitraum im Jahr 2021 waren es beinahe gleich viele Erkältungsfälle, allerdings nur halb so viele Covid-Erkrankungen und Influenzafälle. Auch bei den Versicherten der AOK in Westfalen-Lippe war der Krankenstand in den Monaten September und Oktober 2022 im Vergleich mit den beiden Vorjahreszeiträumen am höchsten. Am meisten Patienten litten auch bei der Barmer unter Atemwegsinfektionen. Im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum verdoppelte sich die Zahl beinahe (Anstieg um 43,7 Prozent) und erreichte damit den "mit Abstand höchsten Wert" der vergangenen drei Jahre. Ähnliches sei auch für den Oktober zu beobachten. Auch die Zahl der Grippefälle ist in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Laut Krankenkasse auffällig: Die Fälle in diesem Jahr sind deutlich früher als sonst eingetreten. Die Zahl derer, die wegen einer Coronainfektion krankgeschrieben sind, sinkt bei den Versicherten der Barmer in NRW seit Mitte November wieder, nachdem Ende Oktober ein Höchststand erreicht war – mit 18 arbeitsunfähig Erkrankten je 1.000 Anspruchsberechtigten. Seit Beginn der Pandemie war dieser Wert nur Ende März dieses Jahres ähnlich hoch. "In den vergangenen Monaten dieses Jahres verzeichnen wir bei den Arbeitsunfähigkeiten mit einer Coronainfektion in NRW wellenartige Bewegungen", erklärt die Pressestelle der Krankenkasse. Am meisten betroffen sind Versicherte ab 65 Jahren. Wie lange sind die Menschen in der Region krankgeschrieben? Beschäftigte in NRW waren noch nie so lange krankgeschrieben wie im ersten Halbjahr 2022, heißt es auf Nachfrage von der Techniker Krankenkasse (TK). Daten zu den Krankenmeldungen aus diesem November liegen allerdings noch nicht vor. Im ersten Halbjahr fehlten die Versicherten im Schnitt 9,4 Tage am Arbeitsplatz. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2021 waren es 7,2 Tage und im ersten Coronahalbjahr 2020 beliefen sich die Fehltage auf durchschnittlich 8,2 Fehltage, ähnlich 2019 mit acht Fehltagen. Sind die Patienten wegen Covid länger krankgeschrieben? "Hauptverantwortlich für die Zunahme an Fehlzeiten war ein deutlicher Anstieg der Atemwegsinfekte", heißt es von der TK. Aber: "Coronainfektionen spielten keine große Rolle". Aufgrund einer Covid-Diagnose blieben Versicherte demnach im ersten Halbjahr nur 0,3 Tage zuhause. Warum sind aktuell mehr Menschen krank? Das Leben ist wieder normaler als in den ersten beiden Pandemiejahren. In vielen Bereichen muss keine Maske mehr getragen werden, und es gibt keine Personenbegrenzungen mehr bei Treffen. "Durch den Wegfall der Maskenpflicht und die Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens muss damit gerechnet werden, dass die Infektionszahlen mit dem saisonalen Grippevirus weiter ansteigen werden", erklärt die AOK. Darum appelliert sie, sich gegen die Grippe impfen zu lassen, wenn man zu der Personengruppe gehört, der dies von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen wird. "Experten und die STIKO gaben kürzlich grünes Licht für eine gleichzeitige Impfung gegen Covid und Grippe", heißt es weiter. "Die Entscheidung darüber sollte aber immer in individueller Abstimmung mit dem Arzt oder der Ärztin erfolgen." Um sich vor einer Corona-Infektion zu schützen, empfiehlt die Krankenkasse zudem, die Hygieneregeln einzuhalten und die Booster-Impfungen nicht zu vernachlässigen. Denn, auch wenn die Krankschreibungen wegen Covid zuletzt im November rückläufig waren, appelliert die AOK, die Gefahren des Coronavirus nicht zu unterschätzen.

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