Krebs bei jungen Erwachsenen Leukämie-Diagnose mit 22: Plötzlich ist der Tod ganz nah

Höxter/Aachen. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 15.000 junge Erwachsene an Krebs. In einer Zeit, in der das Leben außerhalb des Kinderzimmers gerade erst beginnt, ist der Tod plötzlich ganz nah. Carolin B. aus Höxter erlebt das als 22-Jährige gerade genauso, denn die Studentin hat im September die Diagnose Leukämie erhalten. Als Carolin B., die ihren kompletten Namen nicht öffentlich nennen möchte, am 15. September in ihrer Wohnung in Aachen aufwacht, sind ihre Beine mit blauen Flecken übersät. &bdquo;Ich wusste nicht warum. Ich war zwar am Tag zuvor bouldern, das erklärte aber nicht, warum ich aussah, als hätte mich jemand verprügelt.“ Die 22-Jährige erkundigt sich bei ihrer Mitbewohnerin, die Medizin studiert. &bdquo;Sie wertete die blauen Flecken als Folge einer Gerinnungsstörung und empfahl mir einen Besuch beim Hausarzt.“ Beim Hausarzt wird der Studentin am Morgen Blut abgenommen und dann geht alles ganz schnell. &bdquo;Am Nachmittag meldete sich mein Arzt, der mir sagte, dass ich sofort in die Notaufnahme muss, weil die Anzahl meiner Blutplättchen viel zu niedrig ist.“ Die Zahl der Blutplättchen liegt bei Carolin B. zu diesem Zeitpunkt bei 12.000 pro Mikroliter Blut. Zum Vergleich: Bei gesunden Menschen liegt der Wert bei 150.000 bis 450.000. &bdquo;Ich hatte praktische keine Blutgerinnung mehr.“ Nur Stunden nach der ersten Blutabnahme steht fest, dass Carolin B. an Leukämie erkrankt ist Carolin B. folgt dem Rat ihres Arztes und wird im Krankenhaus als Patientin aufgenommen. Als sie die Diagnose Leukämie erhält, ist es kurz vor Mitternacht. &bdquo;Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen.“ Zeit zum Verarbeiten der Diagnose hat die 22-Jährige jedoch nicht, denn schon am nächsten Tag folgen eine Knochenmarkpunktion und weitere Untersuchungen, um herauszufinden, an welcher Form der Leukämie Carolin B. erkrankt ist. Kurz darauf steht fest: Die 22-Jährige leidet an Akuter Promyelozyten Leukämie, einer seltenen Form, die unbehandelt schnell zum Tode führt. &bdquo;Mir ging es sehr schlecht in dieser Zeit“, sagt Carolin B. Zudem besteht aufgrund der fehlenden Blutgerinnung ein erhöhtes Blutungsrisiko. &bdquo;Die Ärzte und Pfleger haben deshalb sehr auf mich aufgepasst, da auch schon leichte Stöße innere Blutungen hätten auslösen können.“ Anderthalb Wochen darf die Studentin deshalb die Station nicht verlassen. Wirklich besser fühlt sich Carolin B. erst nach zweieinhalb Wochen im Krankenhaus. Besuch darf die 22-Jährige zu dieser Zeit aufgrund der Corona-Beschränkungen kaum empfangen. &bdquo;Pro Tag ein Besucher für maximal eine Stunde und es musste immer derselbe Besucher sein.“ Ihr Freund steht ihr in dieser schweren Zeit bei. Mit ihren Eltern, die aus Höxter nach Aachen kommen, jedoch nacheinander an Covid erkranken, hat sie nur durch eine Scheibe Kontakt. Trotz Leukämie blickt sie positiv in die Zukunft Als klar ist, dass Carolin B. an der Akuten Promyelozyten Leukämie leidet, erfährt sie auch, dass sie sich einer Chemotherapie unterziehen muss. &bdquo;Das hat mir große Angst gemacht, vor allem wegen Nebenwirkungen wie Haarausfall und Übelkeit, aber auch, weil ich dann für lange Zeit nicht mehr unter Menschen gedurft hätte.“ Doch anders als angekündigt, ist eine Chemotherapie bei Carolin B. nicht nötig. &bdquo;Ich konnte eine andere medikamentöse Therapie mit Arsen und Vitamin A machen.“ Viereinhalb Wochen nach der Diagnose kann Carolin B. das Krankenhaus verlassen. Seit Ende Oktober läuft die sogenannte Konsolidierungstherapie, um das Risiko eines Rückfalls zu reduzieren. &bdquo;Die erste Therapie hat sehr gut angeschlagen, doch damit ich krebsfrei werde und bleibe, ist die weitere Therapie über sechs Monate nötig, allerdings ambulant.“ Die 22-Jährige blickt deshalb trotz ihre Krebsdiagnose positiv in die Zukunft. &bdquo;Die Krankheit ist gut therapierbar und die Heilungschancen liegen bei über 90 Prozent. Außerdem werde ich nach der Therapie wahrscheinlich keine Beeinträchtigungen haben.“ So zuversichtlich ist Carolin B. auch deshalb, weil sie weiß, wie viele Menschen sie unterstützen. &bdquo;Zu wissen, dass sich so viele Menschen um mich sorgen und Rücksicht nehmen, hat mir sehr viel Kraft gegeben und dabei geholfen die Krankheit zu akzeptieren.“ Auch der Austausch mit einer Psychologin hilft der 22-Jährigen dabei. &bdquo;Ich hatte Angst vor einer Depression.“ Inzwischen lebt die Studentin auch wieder in ihrem normalen Rhythmus. &bdquo;Ich studiere weiter Maschinenbau in Aachen, engagiere mich wieder in meiner Fachschaft, bin mit meinem Freund zusammengezogen und treffe mich mit Freunden“, erklärt Carolin B. &bdquo;Zu meiner neuen Normalität gehört aber auch, dass ich von dem langen Klinikaufenthalt noch geschwächt bin. Ich habe weniger Energie, aber ich kann mich auch glücklich schätzen, so glimpflich davon gekommen zu sein, denn anderen Betroffenen geht es schlechter.“

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