Mit Laternen und Gesang Martinsumzug: Bei dem beliebten Brauch gibt es in OWL einige Unterschiede

"Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir": Jedes Jahr ziehen Kindergruppen mit ihren selbst gebastelten Laternen zum Martinssingen um die Häuser und ersingen sich ihre Belohnung in Form von Süßigkeiten. Aber woher kommt eigentlich der Brauch? Und warum ziehen die einen am 10. und die anderen am 11. November los? Der heilige Martin Der Ursprung ist von Religion zu Religion unterschiedlich, jedoch nicht eindeutig. Das Martinssingen ist ein Brauch der katholischen Kirche und findet am 11. November statt, dem Martinstag. Die bekannteste Überlieferung bezieht sich auf den heiligen Martin von Tours. Er war ein römischer Soldat, der um das Jahr 316 nach Christus geboren wurde. In der Legende ritt er an einem Wintertag an einem frierenden Bettler vorbei. Der Mann tat ihm leid. Martin teilte seinen Mantel deshalb mit dem Schwert und schenkte dem Bettler die eine Hälfte. In einem nachfolgenden Traum offenbarte sich der Bettler als Jesus Christus. Martin verließ daraufhin das Militär und ließ sich taufen. Der Martinstag soll dem Heiligen Martin und seiner Nächstenliebe gedenken. Martinisingen Das sogenannte Martinisingen, das aber vielerorts auch unter dem Namen Martinssingen bekannt ist, wird in protestantischen Gegenden gefeiert. Das Datum ist hier allerdings der 10. November, einen Tag vor dem Martinstag, zum Geburtstag von Martin Luther. Der "andere" Martin kam im 18. Jahrhundert als das protestantische Gegengewicht zum katholischen Nikolaus-Kult ins Spiel. Im 19. Jahrhundert rückte er schließlich ins Zentrum des Brauchtums. Sogar die bekannten Lieder über den Heiligen Martin wurden zu Martin-Luther-Liedern umgedichtet. Warum der Tag mit einem Laternenumzug zelebriert wird, ist nicht eindeutig überliefert. Der Brauch könnte auf die Bettelmönche zurückgehen. Er könnte sich aber auch auf die Landarbeiter beziehen, die am 10. November aus dem Dienst entlassen wurden. Während der kalten Jahreszeit bettelten ihre Kinder häufig um Lebensmittel, um die Familie zu ernähren. Sie hatten Laternen bei sich und sangen Lieder oder trugen Gedichte vor. Wie wird der Brauch zelebriert? Kinder ziehen mit bunten Laternen bei Einbruch der Dunkelheit um die Häuser. Die Laternen basteln die Kinder im Vorfeld oft selbst, im Gegensatz zu früher sind die meisten heute aber eher nicht mehr mit echten Kerzen bestückt. Sie klingeln an den Häusern und singen eins der Martinslieder - und davon gibt es eine ganze Menge. Unter den Kindern sind die bekanntesten wohl "Laterne, Laterne; Sonne, Mond und Sterne" sowie "Ich geh' mit meiner Laterne". Einige Lieder sind schon herausfordernder, wie "Martin Luther singen wir" oder "Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind". Die Hausbewohner zeigen sich erkenntlich, indem sie die Schar mit Süßigkeiten belohnt. Dabei gilt: Verweigerer müssen mit kleinen Streichen rechnen. Laternenumzüge in OWL Neben kleinen Kindergruppen, die von Tür zu Tür ziehen, gibt es in vielen Städten große öffentliche Umzüge. Diese finden meist am oder um den Martinstag statt und werden häufig von Kindergärten oder Schulen organisiert. Manchmal ist sogar ein verkleideter Sankt Martin auf einem Pferd dabei, der die Schar anführt. In den vergangenen zwei Jahren mussten die Umzüge jedoch häufig wegen Corona abgesagt werden. Die aktuellen Coronaschutzverordnungen lassen Umzüge in diesem Jahr zwar wieder zu, dennoch finden in OWL nicht alle Umzüge wieder statt. In Beverungen im Kreis Höxter wurde der Umzug am 11. November abgesagt, weil er nach Angaben der Veranstalter schon in den vergangenen Jahren nicht mehr so gut angenommen worden sei. In Paderborn dagegen kehrt Sankt Martin wieder zurück. Seit einigen Jahren schlüpft Simon Lea, Leiter der Kolpingschar Paderborn und Geschäftsführer des St. Martinskomitees, die Rolle des Heiligen Martin. Das 66. Paderborner Martinsspiel wird am Freitag, 11. November, in traditioneller Form aufgeführt. Im Anschluss daran sind alle Kinder und Eltern eingeladen, mit ihren Laternen St. Martin zum Dom zu folgen. Die Gemeinden in Löhne im Kreis Herford laden ebenfalls zu Umzügen ein. In Obernbeck veranstaltet die Katholische St. Laurentius-Kirchengemeinde am Freitag, 11. November, ein ökumenisches St. Martinsfest. Der Martinszug wird vom Posaunenchor und vom Heiligen Martin begleitet.

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