Feuer in Unterkunft BKA: Zeitweise 200 Straftaten wegen Ukraine-Krieg in Deutschland pro Woche

Bielefeld. Noch sind die Hintergründe des Feuers am Mittwochabend in der Gemeinde Groß Strömkendorf (bei Wismar) unklar. Dort ist eine Unterkunft für ukrainische Geflüchtete abgebrannt. Die Polizei sieht allerdings Anzeichen für Brandstiftung, der Staatsschutz ermittelt. Vermutet wird ein politischer Hintergrund der Tat. Es wäre nicht der erste Angriff auf eine Einrichtung, in der ukrainische Kriegsflüchtlinge untergebracht sind. Die 14 Bewohner des Hauses blieben unverletzt. Brisant: Kurz vor dem Brand war die Polizei bereits vor Ort, weil am Eingangsschild der Unterkunft ein Hakenkreuz entdeckt worden war. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte an, im Falle von Brandstiftung "mit aller Härte des Rechtsstaats" gegen die Täter vorzugehen. Erst im August hatte es zwei Attacken auf ähnliche Unterkünfte in Leipzig gegeben. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres zählte das Bundesinnenministerium 24 politisch motivierte Delikte, bei denen generell eine Flüchtlingsunterkunft selbst Tatort oder direktes Angriffsziel war. Zeitweise 200 Taten pro Woche Die Gesamtzahl der Straftaten in Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist noch deutlich höher. "Das BKA registrierte seit Kriegsbeginn zunächst rund 200 strafrechtlich relevante Ereignisse pro Woche", berichtet eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes dieser Redaktion. Etwa eineinhalb Monate nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sei die Zahl tendenziell jedoch wieder gesunken. Zuletzt habe man strafrechtlich relevante Ereignisse im unteren zweistelligen Bereich pro Woche erfasst, so die Sprecherin weiter. Rechnet man diese Zahlen jedoch hoch, kommt man auf eine höhere vierstellige Zahl an Straftaten seit Kriegsbeginn. Immerhin registrierte allein das Landeskriminalamt in NRW bisher mehr als 1.000 Straftaten mit Bezug zum Konflikt in Osteuropa, die meisten richteten sich gegen pro-ukrainisch gesinnte Personen. Erhöhtes Risiko Aus dem NRW-Innenministerium heißt es, dass es für gewisse Personengruppen ein erhöhtes Risiko gebe, Opfer einer Straftat zu werden. Nämlich für solche Menschen, "die sich offensichtlich oder aus Tätersicht interpretiert als Befürworter russischer oder ukrainischer Interessen zu erkennen geben". Sprich: Personen, die sich offen für eine Seite positionieren. Die Sprecherin des BKA erklärt mit Blick auf die bundesweiten Zahlen der Straftaten weiter: "Diese strafrechtlich relevanten Ereignisse reichten von Sachbeschädigungen, Beleidigungen, Bedrohungen bis hin zu körperlichen Übergriffen. Darunter wurden strafrechtlich relevante Ereignisse mit anti-ukrainischer und anti-russischer Intention registriert." Auch Sexualstraftaten erfasst Doch auch Sexualstraftaten wurden in dem Zusammenhang erfasst. Das BKA spricht von einer Zahl im "niedrigen dreistelligen Bereich". Die Sprecherin betont: "Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es im Dunkelfeld mehr Sachverhalte in diesem Deliktsbereich gibt." Generell seien die Opfer zum Großteil weiblich und älter als 21 Jahre. "Die gemeldeten Fallzahlen stellen keine ungewöhnlich hohe Ausprägung in diesem Deliktsbereich dar", sagt die BKA-Sprecherin. Eine Befürchtung zu Beginn des Krieges lautete, dass kriminelle Banden geflüchtete Frauen etwa zur Prostitution zwingen und der Menschenhandel zunehmen könnte. Doch das, so die Sprecherin, habe sich nicht bestätigt. "Bisher wurden im Bereich der Zwangsprostitution, der sexuellen Ausbeutung und Arbeitsausbeutung nur eine relativ geringe Anzahl von strafrechtlich relevanten Sachverhalten festgestellt." Das BKA führt dies auf umfassende Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen zurück. Die Ermittlungen in Mecklenburg-Vorpommern laufen derweil auf Hochtouren. In letzter Zeit hatte es in der Region eine Serie von Brandstiftungen gegeben, zuletzt brannte ein leer stehendes Haus. Auch die Brandserie sei Teil der Ermittlungen, sagte der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Rostock, Michael Peters, in Groß Strömkendorf.

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