Schwierige Kinderbetreuung 102.000 fehlende Plätze in NRW: In OWL geht jedes dritte Kind U3 zur Kita

Gütersloh. Gemessen am Betreuungsbedarf fehlen laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung im kommenden Jahr in Nordrhein-Westfalen knapp 102.000 Kita-Plätze - so viel wie in keinem anderen Bundesland. Um die Nachfrage zu decken, müssten nach der Berechnung für den bundesweiten Ländermonitor Frühkindliche Bildung rund 24.400 Fachkräfte eingestellt werden. Dadurch entstünden zusätzliche Personalkosten von 1,1 Milliarden Euro, wie die Stiftung am Donnerstag mitteilte. Der seit 2013 in Deutschland geltende Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz lasse sich auch im Jahr 2023 somit nicht erfüllen. &bdquo;Das ist in doppelter Hinsicht untragbar: Die Eltern werden bei der Betreuung ihrer Kinder nicht unterstützt, während Kindern ihr Recht auf professionelle Begleitung in ihrer frühen Bildung vorenthalten wird“, sagt Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung. Besonders groß sind die Deckungslücken den Berechnungen der Studie zufolge bei der Betreuung von unter drei Jahre alten Kindern. Nur etwa 30 Prozent der unter drei-Jährigen werden landesweit in Kitas betreut. Bedarf angemeldet haben die Eltern auf Landesebene aber für 44 Prozent. Um die Lücke zu schließen müssten 72.000 neue U3-Kitaplätze in NRW geschaffen werden. In Ostwestfalen-Lippe ist der Anteil der unter dreijährigen Kinder, die in einer Kita betreut werden, im Kreis Paderborn (32,1 Prozent) und im Kreis Herford (31 Prozent) am höchsten. Gefolgt von Bielefeld (30 Prozent), dem Kreis Gütersloh (28,4 Prozent) und den Kreisen Lippe (26,6 Prozent) und Minden-Lübbecke (26,6 Prozent). Am geringsten ist der Anteil der unter dreijährigen Kinder, die in einer Kita betreut werden, im Kreis Höxter (26 Prozent). Ob der tatsächliche Bedarf der Eltern in den einzelnen Landkreisen allerdings höher liegt als der Anteil der Kinder, die derzeit in einer Kita betreut werden, geht aus der Studie der Bertelsmann Stiftung nicht hervor, da der Bedarf der Eltern nur auf Landesebene erhoben wird. Handlungsbedarf der Politik &bdquo;Die Berechnungen machen die absolut desolate Bildungssituation in NRW mehr als deutlich und eine Verbesserung ist nicht in Sicht“, kommentiert Anne Deimel vom Verband Bildung und Erziehung NRW (VBE). Die Politik sei gefordert, die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit der Problematik wahrzunehmen und entsprechend zu handeln, betont die stellvertretende Vorsitzende des VBE. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mahnt, dass es dringend Handlungsbedarf beim quantitativen und qualitativen Ausbau der frühkindlichen Bildung gebe und fordert eine finanzpolitische Offensive von Bund, Ländern und Kommunen. Diese habe das zuständige Ministerium nach Angaben von NRW-Familienministerin Josefine Paus (Grüne) bereits eingeleitet. "Die beschriebenen Befunde sehen wir nicht erst seit gestern, allerdings wurde in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Ausbau und Weiterentwicklung bei allen qualitativen und quantitativen Entwicklungen nicht mit der notwendigen politischen Priorität verfolgt", sagt Paus. Innerhalb der Landesregierung sei eine Fachkräfteoffensive vereinbart worden, die die Situation in den Kitas zukünftig erheblich verbessern soll. Mit Material von der dpa.

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