Beginn der Grippesaison Grippe-Schutzimpfungen in Apotheken künftig für alle Versicherten in OWL

Berlin/Bielefeld. Mit dem Oktober beginnt auf der Nordhalbkugel die Grippesaison, hervorgerufen durch Influenzaviren. Der Verlauf von Grippewellen lässt sich nicht vorhersagen, doch aufgrund des Wegfalls vieler Corona-Schutzmaßnahmen sowie des Ausfalls der Grippewellen in den vergangenen zwei Jahren, rechnet das Robert-Koch-Institut (RKI) damit, dass die Bevölkerung in der aktuellen Saison besonders anfällig für Influenzaviren sein könnte. Die Grippe-Schutzimpfung gilt laut RKI als wichtigster Schutz vor einer Erkrankung, die noch in diesem Monat bundesweit auch in Apotheken angeboten werden dürfen. Bislang galt dieses Angebot lediglich in Modellregionen wie Westfalen-Lippe für Versicherte der AOK, doch nun folgt die Ausweitung auf alle krankenversicherte Erwachsenen. Antworten auf die wichtigsten Fragen. Ab wann bieten Apotheken Grippe-Impfungen an? Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums dürfen Apotheken ab Oktober neben Corona-Impfungen auch Impfungen gegen Influenza anbieten. Der Deutsche Apothekerverband und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen haben sich Ende September auf die Modalitäten verständigt. &bdquo;Wir rechnen damit, dass die Verträge in dieser oder in der kommenden Woche unterschrieben werden und die Apotheken die Impfungen dann regelhaft anbieten dürfen“, erklärt Apotheker Thomas Rochell aus Beverungen, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. Warum bieten manche Apotheken bereits Grippe-Schutzimpfungen an? In mehrere Modellregionen in Deutschland bieten Apotheken Grippe-Impfungen bereits seit 2020 an, allerdings oft nur Versicherten bestimmter Krankenkassen, vorrangig der regionalen AOK. Ziel ist die Erhöhung der Impfquote in der Bevölkerung, denn nach Angaben des RKI ist die Impfquote in Deutschland zu niedrig. &bdquo;Erfahrungen aus anderen Ländern wie Frankreich, wo Apotheker bereits impfen dürfen, zeigen, dass durch ein niederschwelliges Angebot die Impfquote gesteigert werden kann“, erklärt Rochell. Westfalen-Lippe ist seit Oktober 2021 Modellregion und Apotheken bieten Versicherten der AOK Nordwest Grippe-Impfungen an. &bdquo;Das Interesse an einem Grippeschutz war im vergangenen Herbst aufgrund der sehr geringen Fallzahlen überall sehr gering. Deutlich wichtiger war den Menschen die Corona-Auffrischungsimpfung“, so Rochell. Das Modellprojekt Grippe-Schutzimpfungen in Apotheken war auf drei Jahre mit abschließender Evaluierung angelegt, doch der Gesetzgeber hat sich bereits im Mai für die Einführung von Grippe-Impfungen in Apotheken entschieden. &bdquo;Derzeit werden die Ergebnisse der ersten Saison des Modellprojektes noch im Detail ausgewertet, doch erste Ergebnisse zeigen, dass die Erfahrungen, wie in anderen Bundesländern auch, positiv sind. Es gelingt, in den Apotheken Menschen zu erreichen, die sich sonst nicht gegen Grippe hätten impfen lassen, wie Menschen ohne Hausarzt oder solche, die keinen Termin in einer Praxis machen möchten“, erklärt Rochell. Welche Voraussetzungen müssen Apotheker erfüllen, um impfen zu dürfen? Voraussetzung für Impfungen in Apotheken ist laut Bundesgesundheitsministerium, dass das Personal geschult ist und entsprechende Räume vorhanden sind. Die Bundesapothekerkammer hat sich für die Fortbildung mit der Bundesärztekammer abgestimmt. Zudem müssen impfende Apotheker Ersthelfer sein. Wem wird die Grippe-Schutzimpfung empfohlen? Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die jährliche Influenza-Impfung allen Menschen ab 60 Jahren, Schwangeren ab dem 2. Trimenon, chronisch Kranken, Bewohnern von Pflegeheimen sowie Personen, die mit Risikopatienten zusammen leben oder diese betreuen. Auch Menschen, die im Gesundheitswesen oder in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr arbeiten, empfiehlt die Stiko die Impfung. Ähnlich lauten die Empfehlungen der Stiko für eine vierte Corona-Impfung. Empfohlen wird der zweite Booster allen Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken ab dem fünften Lebensjahr, Bewohnern von Pflegeheimen sowie Personal im Gesundheitswesen. Darf die Grippe-Impfung zusammen mit der Corona-Impfung gegeben werden? Grippe- und Corona-Impfungen können Impfwillige nach Empfehlung der Stiko am selben Tag erhalten. &bdquo;Man kann in einem Termin gegen Corona und gegen Grippe geimpft werden. Die eine Injektion in den einen Arm, die andere in den anderen“, erklärt Rochell. &bdquo;Im vergangenen Herbst galt noch die Empfehlung, dass zwei Wochen Abstand zwischen den Impfungen liegen sollten, doch diese Empfehlung wurde überarbeitet.“ Warum kritisieren Ärzte Impfangebote in Apotheken? Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) kritisiert, dass der Gesetzgeber vor der Entscheidung für Grippe-Impfungen in Apotheken nicht das Ende der Modellversuche abgewartet hat. &bdquo;Warum werden hier alle Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens missachtet?“, fragt Vorstandsmitglied Thomas Müller. &bdquo;Hier ist, zum wiederholten Male, ganz klar eine rote Linie überschritten worden. Die Linie zwischen fachpharmazeutischer Beratung und medizinischer Behandlung“, ergänzt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Volker Schrage. Auch die Bundesärztekammer kritisiert die Entscheidung. &bdquo;Zur Erhöhung der Durchimpfungsrate sind keine zusätzlichen Impfangebote notwendig, sondern gut verständliche und auf die verschiedenen Zielgruppen angepasste Informationen über das Impfen, die im Internet, in Arztpraxen und gerne auch in Apotheken zur Verfügung gestellt werden sollten“, sagt Präsident Klaus Reinhardt. Die Impfung selbst müsse aber aus Gründen des Patientenschutzes eine ärztliche Aufgabe bleiben, ergänzt der Bielefelder Allgemeinmediziner. Übersichtder Apotheken, die gegen Influenza und/oder Covid-19 impfen.

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